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Willkommenskultur in Hohenmölsen Willkommenskultur in Hohenmölsen: Die Mondsee-Männer um Robby Clemens

Von Petra Wozny 26.05.2015, 19:18
Fröhliches Selfie nach dem Lauf.
Fröhliches Selfie nach dem Lauf. Privat Lizenz

Hohenmölsen - Männer rennen um den Mondsee - ja und? Was ist da schon besonderes dran, mag da mancher schnell urteilen. Doch es lohnt, diese Gruppe zu begleiten.

Elastischen Schrittes gibt der Trainer den Takt vor: Robby Clemens, ein großer, stattlicher und vollkommen durchtrainierter Mann hat Asylsuchende, die in der Gemeinschaftsunterkunft von Hohenmölsen derzeit leben, unter die Fittiche genommen. Clemens, selbst in der Stadt der drei Türme zu Hause, bereitet sich auf seine nächste große Tour vor. Im April kommenden Jahres startet er vom Nordpol zum Südpol. Zu Fuß und im Dauertrab versteht sich bei Clemens von selbst, der vor Jahren mit seiner Erdumrundung Schlagzeilen machte.

Gigantische Aktion

Für die nächste gigantische Aktion, die der 55-Jährige zwei Jahre eingeplant hat, muss er trainieren. Es gilt 25 000 Kilometer von Nord nach Süd zu bewältigen. Clemens will fit und gesund sein, gilt es doch jeden Tag im Durchschnitt einen Marathon zu laufen. So trimmt er sich fast täglich im Revier um Hohenmölsen. Die jungen Männer aus aller Herren Länder aus der Gemeinschaftsunterkunft wollen sich einfach nur bewegen. In der Truppe mache es einfach mehr Spaß, finden sie. So habe sich Topf und Deckel gefunden.

Clemens macht keinen Hehl daraus, dass es ihm längst um mehr als nur um das Laufen in fernen Ländern geht. „Ich habe ungewohnte Kulturen kennengelernt und Beziehungen zu ihnen aufgebaut. Andere Sitten, Bräuche, Lebensgewohnheiten, Religionen habe ich hautnah erlebt. Das hat mir ein anderes Weltbild verpasst“, gesteht der 55-Jährige. Das Laufen habe ihm neuen Lebensmut gegeben, erklärt er den Asylsuchenden. Es gab Zeiten, da habe er am Tag bis zu drei Flaschen Whisky getrunken, Zigaretten im Übermaß geraucht, den eigenen Betrieb in den Ruin getrieben und über 125 Kilo gewogen. Clemens zeigt Fotos aus seinem früheren Leben. 1998 dann die Kehrtwende Er läuft dem Lotterleben davon. Klarheit zieht wieder ein in seinem Kopf und in das Familienleben. 2003 ist er beispielsweise über 500 Kilometer im Irak unterwegs und setzt sich für kriegsgeschädigte Kinder ein.

Umrundung des Erdballs

2007 folgt mit dem Worldrun die Umrundung des Erdballs. Er durchquert in 311 Tagen 27 Länder auf vier Kontinenten und legt dabei 13 262 Kilometer zurück. Der Hohenmölsener denkt an indische Straßen, die vollgestopft sind mit Kühen, Fahrrädern, überladenen Lkw und Menschen. Er spricht von staubigen Pisten in Jordanien, auf denen er allein mit Ziegen läuft. Er erinnert sich an eiskalte Berge in der Türkei. Überall seien die Menschen ihm mit Wärme begegnet. „Mal war es eine Schale Wasser, mal ein Fladen oder eine Mohrrübe, die mir gereicht wurden. Mal waren es Einheimische, die ein Stück mit mir des Weges waren. Immer war es Freundschaft und eine ganz persönliche Art der Völkerverständigung“, sagt der Extremsportler. „Sport verbindet“, ist er überzeugt. Darum habe er gleich zugesagt, als er von der Initiative „Willkommen in Hohenmölsen“ gehört habe, die einen Lauftrainer für Asylsuchende suchte.

Dev, Paresh und Mussa gehören zu der rund 20 Mann starken Gruppe. „Ich will mich bewegen und nicht nur auf die Bewilligung meiner Anträge warten“, schildert Dev, der seiner indischen Heimat den Rücken gekehrt hat. Paresh ist ebenfalls Inder. „Ich laufe aus Spaß. Es macht mir einfach Freude, mich auszupowern“, nennt er seinen Beweggrund, sich auch mal zu schinden. Mussa trainiert aus gesundheitlichen Gründen. „Bewegung gegen die Schmerzen im linken Bein hilft mir“, sagt der 21-Jährige, der aus Guinea-Bissau stammt. „Wir sind glücklich, wenn wir mit Robby trainieren dürfen“, setzt der 21-Jährige hinzu. Robby Clemens gibt das Kompliment zurück. „Das ist eine ganz feine Truppe. Vielen merkt man an, dass sie von Hause aus wahrscheinlich viel zu Fuß unterwegs waren. Wer die rund 20 Kilometer um den Mondsee einfach so in zweieinhalb Stunden schafft, der ist gut drauf“, zollt der Sportler den Mitgliedern seiner Laufgruppe Respekt. (mz)

Extremsportler Robby Clemens (3.v.li.) ist mit seiner Laufgruppe aus der Gemeinschaftsunterkunft regelmäßig am Mondsee unterwegs.
Extremsportler Robby Clemens (3.v.li.) ist mit seiner Laufgruppe aus der Gemeinschaftsunterkunft regelmäßig am Mondsee unterwegs.
Privat Lizenz