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Weißenfels Weißenfels: Steineckert liest neue Texte im Stadtmuseum

Von bärbel schmuck 04.03.2013, 16:29
Stellt sich mit neuen Texten im Weißenfelser Stadtmuseum vor: Gisela Steineckert hat viele Fans, vor allem Frauen, von 30 bis über 80.
Stellt sich mit neuen Texten im Weißenfelser Stadtmuseum vor: Gisela Steineckert hat viele Fans, vor allem Frauen, von 30 bis über 80. peter lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Es ist wahr, aber kaum zu glauben. Sie liest nicht vor, sie präsentiert fast alles auswendig. Gisela Steineckert, die in wenigen Monaten 82 Jahre alt wird, hat ihre dunkelbraunen Augen auf das zahlreich erschienene Publikum gerichtet, das gespannt zuhört und zwischendurch spontan Applaus spendet. Diese Frau, die im Weißenfelser Stadtmuseum im Schloss zu Gast war, braucht keine Pause und wirkt auch nach den anderthalb Stunden so frisch und lebendig wie am Anfang.

„Als ich fortging“

„Das Leben hat was“, sagt die Berliner Autorin und ist damit bei ihrem neuesten Buch, das sie zusammen in Interview-Form mit der Journalistin Irmtraud Gutschke geschrieben hat. Die Texterin der wohl berühmtesten Liedzeile „Als ich fortging“, bis heute immer noch gesungen von Rockpoet Dirk Michaelis, fesselt nicht nur die Frauen. Werner Feuerbach aus Erfurt ist einer der männlichen Ausnahmen, die im voll besetzten Saal zusammen mit mehr als 60 Besuchern zuhören. „Die Gisela ist meine liebste und beste Freundin“, erklärt er in Anwesenheit seiner Frau mit einem Augenzwinkern. Er verpasse kaum eine Lesung - und Weißenfels sei von Erfurt gar nicht so weit weg, sagt der Rentner, bevor er sich am Ende das neue Buch bei Steineckerts Enkeltochter Laura kauft, um es anschließend von der Schriftstellerin signieren zu lassen. „Wir haben alle Bücher von ihr“, plaudert Feuerbach als bekennender Fan.

"Leicht und locker, mit feiner Ironie"

Bianca Krüger (38) aus Weißenfels ist mit ihrer Schwiegermutter gekommen, Renate Michel (61) der Einladung ihrer Tochter gefolgt. „Es macht immer wieder Spaß, der Steineckert zuzuhören, ich kann gar nicht genug davon bekommen, die Frau hat ja so recht, und wie sie bierernste Themen über Liebe, Leid und Emanzipation rüberbringt - leicht und locker, mit feiner Ironie - sie hat Stil und sie hat Biss“, sagt Maria Witter aus Naumburg. Ihre drei Bekannten, die sie aus Balgstädt und Bad Bibra „mitgelotst“ hat, stimmen ihr mit einem Nicken zu. „Das Altern war nie ein Thema für mich“, beantwortet Steineckert eine Frage im Buch. Darauf komme es nicht an. Sie habe sich niemals alt gefühlt, auch jetzt nicht. Keine Sekunde habe sie daran gedacht, nun endlich Rentnerin zu sein. „Ich darf jetzt schreiben, ich darf lesen, jemanden anrufen, ihm einen Vorschlag machen oder seinen erwidern. Diese Art von Arbeit gibt mir ein Lebensgefühl, das durch nichts zu ersetzen ist“, sagt die Berlinerin überzeugt. Bis heute noch wohne sie in der „Platte“, in ihrem Refugium, ziemlich weit oben.

Blumen und Präsente

Bevor sie fortgeht, wird die in schlichter Eleganz gekleidete Frau wie stets überrascht. Mit Blumen von den Fans und - mit einem gut gefüllten Weißenfels-Beutel: Argenta-Schokolade, Frischli-Leckermäulchen und Rebensaft aus der Saale-Unstrut-Region. Museumsmitarbeiterin Ilonka Struve erklärt, dass Gisela Steineckert zum 18. Mal in der Saalestadt Gast gewesen sei. „Ich wusste es, ich habe nicht umsonst gelebt“, erwidert die schlagfertige Berlinerin trocken.