Weißenfels Weißenfels: Schatztruhe im Thronsaal
WEISSENFELS/MZ. - Niclas Buba zeigt sich beim Museumsbesuch aus Schloss Neu-Augustusburg mutig. Er will Johann Beer werden, zieht sich deshalb die Perücke über den Kopf, die zum Kostüm des Schriftstellers (1655-1700) gehört. Vier Mädchen und Jungen ziehen weitere Teile davon an. Gemeinsam mit Ilonka Struve gehen Berggrundschüler der Schuleingangsgruppen auf Schatzsuche durch die Barockausstellung bis zum Thronsaal. Es wird eine Entdeckungsreise für die Schüler, die sie mehr als 300 Jahre zurückführt.
Hautnah an alten Büchern
"In der Museumsbücherei dürfen Besucher nur unter Aufsicht in alten Schriften lesen", erklärt die Bibliothekarin auf dem Weg dorthin. Doch im Thronsaal wartet auf die Jugendlichen eine geheimnisvolle Schatztruhe, in der sie Jahrhunderte alte Bücher finden, aus denen die Schüler erfahren, wie Kinder vor 300 Jahren gelebt haben. Doch um die geschichtsträchtigen Exemplare sehen zu dürfen, muss sich Niclas Buba als Johann Beer auch noch schützende Handschuhe überziehen. Kein Schweiß soll die historischen Dokumente berühren, weil ihnen das Schaden zufügen würde, erklärt Ilonka Struve den Umgang mit den wertvollen Büchern. Über 10 000 werden in der Museumsbibliothek verwahrt.
In der Truhe entdecken die Schüler aber nicht nur die Festschrift zum Jubiläum 300 Jahre Schloss Neu-Augustusburg, die Geschichte "Das Weißenfelser Schlossgespenst" und das neue Kinderbuch "Charlotta". Tiefer greift Johann Beer und findet ein Mitteilungsblatt, dass die Volksbühne Weißenfels und die Stadtbibliothek 1931 herausgegeben haben. Ein Realienbuch von 1900 erklärt den Lesern, "wie die Welt wirklich ist" und was vor 100 Jahren für sie wichtig war. Klugheitsregeln - auch für Kinder - wurden in einem Buch 1816 aufgeschrieben. Von 1773 stammt eine Schulordnung und in einem Werk von 1661 werden "100 Fragen von allerlei Sachen" beantwortet. Der schönste Schatz, ein Buch mit Samt und Goldkante geschmückt, über Christoph Buchen, den Stifter des Waisenhauses von Langendorf, in dem er für elternlose Kinder sorgte, fasziniert die Mädchen und Jungen besonders.
Kinder entdecken alte Schriften
Über 100 Grundschüler der Bergschule haben die Schatztruhe in dieser Woche, der deutschlandweiten Bibliothekswoche, im Museum geöffnet. Museumsbesuche passen gut zum Sachunterricht der ersten beiden Schuljahre, meint die stellvertretende Leiterin der Bergschule, Christine Ecke. Die Lerngruppen besuchen es sehr gern, seien hier im Festsaal auch eingeschult worden. Von hier nehmen sie immer etwas mit nach Hause, dieses Mal ihren auf altem Papier in alter Schrift geschriebenen Namen, ein selbst gebasteltes Halsband, wie es Damen vor 300 Jahren trugen oder einen selbst angefertigten Tintenwischer.
Am Sonntag, 15 Uhr, wird die Schatztruhe der Museumsbibliothek noch einmal im Thronsaal geöffnet. Familien sind dazu und zur anschließenden Spielrunde eingeladen.