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Weißenfels Weißenfels: Langes Warten bei Kinderarzt

Von Petra Wozny 17.04.2012, 18:11

Weissenfels/MZ. - "Drei Stunden Wartezeit - das ist der Durchschnitt, wenn ich mit meinem Sohn unangemeldet zum Kinderarzt muss", berichtet am Dienstagnachmittag Annett Liehmann. Diesmal hat die Weißenfelserin Glück - der kleine Patient hat einen Termin. "Stundenlanges Warten, gerade zu Wochenbeginn ist normal", hakt Elke Heinemann ein. Auch sie sitzt geduldig mit ihrem Kind im Wartezimmer. "Unsere Kinderärztin finde ich total in Ordnung, aber generell habe ich den Eindruck, dass in dieser Region einfach zu wenig Mediziner für Kinder arbeiten. Das steht mir bis obenhin."

Vereinigung sieht keinen Mangel

Während sich niedergelassene Kinderärzte aus dem Burgenlandkreis gegenüber der MZ weitgehend bedeckt halten, hat Martin Wenger von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eine klare Meinung: Nach der Bedarfsplanung der KV sind für die Einwohner des ehemaligen Burgenlandkreises mit Zeitz, Naumburg und Nebra sechs niedergelassene Praxen für Kinderärzte vorgesehen. "Die sind auch besetzt. Damit bewegen wir uns an der Grenze der Überversorgung", sagt Wenger. Für den ehemaligen Landkreis Weißenfels sieht die Bedarfsplanung vier Kinderärzte vor - vier Stellen sind auch besetzt. Das sind drei in den niedergelassenen Praxen und eine im Medizinischen Versorgungszentrum. "Das passt alles gut, uns liegen keine Beschwerden vor", meint Wenger. Derzeit teilen sich im MVZ drei pensionierte Fachärzte die Stelle. Die Kassenärztliche Vereinigung genehmigte dies. Halbtags ist so die Praxis an drei Tagen besetzt. Der Mediziner Peter Puck aus Weißenfels ist einer der drei Senioren. "Ich weiß, dass sich das MVZ sehr bemüht, einen Kinderarzt in Vollzeit zu bekommen, aber offensichtlich will hier keiner bleiben", meint der Weißenfelser. Einen generellen Mangel an Kinderärzten kann er nicht feststellen.

Eltern machen neben dem Problem der Wartezeiten in der Woche noch auf ein weiteres Dilemma aufmerksam: "Gerade am Wochenende wird der Mangel an Kinderärzten deutlich. Da ist es so voll, dass die Eltern mit ihren Kindern im Wartezimmer stehen", schildert die Weißenfelser Mutter Annett Liehmann. Derweil ist gerade die Weißenfelser Region in einer komfortablen Situation, denn hier wechseln sich die drei Ärzte aus Weißenfels, Großkorbetha und Hohenmölsen in einem freiwillig geschaffenen Bereitschaftsdienst ab. Das gibt es weder in Zeitz noch in Naumburg, ist von der KV zu hören. Ist dieses Freiwilligentrio aus privaten Gründen, wie bereits vorgekommen verhindert, fällt der Bereitschaftsdienst aus. Eltern können dann den Notdienst im Weißenfelser Krankenhaus in Anspruch nehmen, erklärt der Chefarzt der Weißenfelser Kinderklinik, Daniel Windschall.

Über 100 Patienten pro Tag

"Ich halte drei Kinder- und Jugendärzte zumindest für den Bereitschaftsdienst für zu wenig. Auch wenn ich weiß, dass es diesen Luxus einer solchen Sprechstunde so gut wie nicht mehr gibt", schildert die Kinderärztin Birgit Nitsch aus Hohenmölsen. Habe sie am Wochenende kinderärztlichen Bereitschaftsdienst, sei es mitunter "rammelvoll". Es gebe viel zu tun, da auch Eltern mit ihren Kindern aus kreisangrenzenden Regionen wie Meuselwitz oder Bad Dürrenberg kämen. "Das Bereitschaftssystem funktioniert", verteidigt Kinderärztin Ingrid Bretschneider die freiwillig angebotenen Wochenenddienste. Habe sie samstags und sonntags Dienst, kämen im Durchschnitt 100 Patienten. "Wenn die bereits am Wochenende versorgt werden, gibt das in den Praxen eine Entlastung am Montag", schildert die Weißenfelser Ärztin. Auch sie bestätigt, dass zwei Stunden Wartezeit drin sind, habe sie doch zu Wochenbeginn pro Tag bis zu 130 Patienten. Einen Kinderarzt mehr für Weißenfels könne sie sich gut vorstellen.