Weißenfels Weißenfels: Langer Atem für gute Schule

weissenfels/MZ - Hinter Sarah Spiegelberg liegen harte Monate und Wochen. Die Zwölftklässlerin des Weißenfelser Goethegymnasiums hat sich ebenso wie ihre Mitschüler David Stein, Karolin Richter und Danilo Arlt mit einer besonderen Lernleistung beschäftigt und einen langen Atem bewiesen. Ihre 60 Seiten umfassende Arbeit hat die Prittitzerin inzwischen nach einem Jahr intensiver Arbeit - neben dem eigentlichen Unterricht - mit Erfolg verteidigt. Die Gymnasiastin widmete sich theoretisch und praktisch dem Thema Kleinkläranlagen.
„Durch eine Bekannte unserer Familie bin ich darauf gestoßen“, blickt die 17-Jährige zurück. Sie sei Sicherheitsbeauftragte für Arbeitsschutz bei der Midewa in Merseburg und habe die Schülerin während mehrerer Praktikumseinsätze in dem Betrieb betreut. „Ich habe bei Wartungsarbeiten zugeschaut und im Labor miterlebt, wie Abwasserproben im Schnellanalyseverfahren bestimmt werden“, nennt Sarah Spiegelberg ein paar Beispiele. Für sie sei diese Lernleistung auf Abiturniveau eine „gute Schule“ gewesen - in Vorbereitung auf die Abiprüfungen und für das Studium. Sarah möchte Medizin studieren, am liebsten an der Schiller-Uni in Jena, und Kinderärztin werden.
„Mathegott“ David Stein, so nennen den Schüler aus der Klasse 12c die anderen Zwölftklässler anerkennend, hat sich dem Thema „Analyse von Infrarotspektren. Modellentwicklung für die Temperaturbestimmung interstellarer Gas- und Staubwolken“ gestellt. Anhand eines solchen physikalischen Modells können Rückschlüsse auf die Temperatur von Gas- und Staubwolken im Weltall gezogen werden. Für diese Leistung wird dem 19-jährigen Weißenfelser ein Abiturfach erlassen - David hat sich für Deutsch entschieden. Mit seiner Lernleistung, die Jochen Eislöffel von der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg praxisnah begleitete, beteiligte sich der Saalestädter am regionalen Ausscheid „Jugend forscht“ in Bitterfeld und holte einen zweiten Platz. David will nach dem Abitur Physik in Dresden studieren und danach in der Forschung arbeiten, nennt er seine Zukunftspläne. „Ich will später möglichst in der Nähe meiner Heimat bleiben - wegen meiner Freunde und meiner Familie“, erklärt der bodenständige junge Mann mit einem sympathischen Lächeln. Ob er seinem Mathe- und Physiklehrer Frank Oßwald nun etwas beibringen kann, will die MZ wissen. David verneint das bescheiden. Und Oßwald selbst? „Das Thema hat mich selbst an meine Grenzen gebracht. Mit dem normalen Schulstoff in Mathematik und Physik wird er nicht ausreichend gefördert, David ist ein Ausnahmeschüler, er lässt bei naturwissenschaftlichen Wettbewerben Schüler von Spezialgymnasien locker hinter sich“, schätzt Frank Oßwald ein. Der 44-jährige Pädagoge, der seit 2001 am Goethegymnasium Mathe, Physik und Astronomie lehrt, steht mit seiner Meinung nicht allein da. „Ich bin stolz, dass David Stein an unserer Schule lernt“, sagt Schulleiter Jürgen Mannke. Stolz sei der Direktor zudem, dass auch Kollege Frank Oßwald als schulischer Betreuer seitens des Weißenfelser Gymnasiums mit einer Prämie vom Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ aus Bitterfeld nach Hause zurückkehrte. Das Geld soll weiterer Projektarbeit bei Jugendausscheiden auf der naturwissenschaftlichen Strecke zugute kommen, sagt Oßwald.
Karolin Richter aus der Klasse 12a ist froh, dass sie sich für eine besondere Lernleistung beworben hat, wie sie rückblickend einschätzt. „Ich wollte mich lange mit einem konkreten Thema beschäftigen und sehen, wie ich damit klarkomme“, sagt die 17-Jährige aus dem Weißenfelser Ortsteil Borau. Sie rechnet sich damit Pluspunkte in Vorbereitung auf ein Studium aus. „Welche Fachrichtung das sein wird, weiß ich noch nicht“, meint Karolin. 13 Punkte habe sie für ihr Thema „Organspende“ nach dessen Verteidigung von der Jury erhalten. Das Ergebnis habe noch für eine Eins gereicht, sagt die ehrgeizige junge Frau. Jetzt wolle sie sich wie Danilo Arlt und die anderen beiden auf das Abitur vorbereiten. Die schriftlichen Prüfungen beginnen nach den Osterferien in der letzten April-Dekade.
