Weißenfels Weißenfels: Kunststoff ist eine Herausforderung
BORAU/MZ. - Mit prüfendem Blick verfolgt Michél Meinhardt den weißen Strang, der die Maschine verlässt. Muss er etwas an den Parametern verändern, mit denen er die Elektronik gefüttert hat? Über einen Trichter wird der Extruder - so der Fachbegriff für die Maschine - mit dem PVC-Pulver und Zutaten befüllt. Unter Hitzeeinwirkung entsteht daraus eine geschmeidige Masse. Diese wird über Düsen in vorgegebene Bahnen gepresst, so dass am Ende Profile für Fenster und Türen geformt werden. Das Material wird durch Wasser abgekühlt und nachdem es diese Kammern verlassen hat, sind die fertigen Profile gut zu erkennen. Diese können nun in vorgegebenen Längen abgeschnitten werden.
Fällt dem Verfahrensmechaniker nicht vorher schon etwas auf, prüft er am Ende regelmäßig, ob die Oberflächen in Ordnung sind, die Maße stimmen, auch die Wandstärken des Profils oder die Größen der Bereiche innerhalb des Profils.
Jetzt, im dritten und letzten Lehrjahr, kann Michél Meinhardt die Extrusionsanlage schon allein bedienen. Der 25-jährige Hohenmölsener lernt Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Fachrichtung Halbzeuge, bei der Schüco PWS GmbH im Weißenfelser Ortsteil Borau. Der Beruf wäre ihm wohl kaum in den Kopf gekommen, hätte er sich nicht zufällig mit jungen Leuten darüber unterhalten, die schon bei dem Hersteller von Kunststoffprofilen für Fenster und Türen arbeiten. "Das ist was, wo ich in der Region bleiben kann. Zudem entwickelt sich die Firma gut", spricht Meinhardt über seine Gründe, sich für die Ausbildung zu bewerben.
Es sei die richtige Entscheidung gewesen, dazu steht er auch, nachdem er den Betrieb kennengelernt hat. Eine neue Baustelle spricht von weiterem Wachstum, es werde Tarif gezahlt und für die Auszubildenden habe es sogar eine 30-prozentige Steigerung des Lehrlingsgeldes gegeben.
"Und vor allem die Atmosphäre unter den Kollegen stimmt. Ich arbeite gern hier und möchte auch bleiben", sagt der junge Mann. Und immer mehr Verantwortung zu tragen, das nimmt er gern an. Ihn fürchtet nicht, dass er später einmal im Fünf-Schichtbetrieb zwei bis drei der Anlagen, von denen eine jetzt noch seine ganze Aufmerksamkeit fordert, gleichzeitig bedienen muss. "Den Kunststoff zu verstehen, das ist die Herausforderung", sagt er.
Die Ausbildung zu schaffen, ist für ihn kein Problem. "Bisher haben alle ihren Abschluss erhalten und auch ein Übernahmeangebot von Schüco", sagt Ausbildungsleiter Gunter Großmann. Immerhin hat er in den vergangenen 13 Jahren schon mehr als 80 Azubis allein in dieser Berufsrichtung unter seinen Fittichen gehabt. Unter 40 bis 50 Bewerbungen habe er sich die Besten aussuchen können.
Jetzt gehen nur noch halb so viele Bewerbungen ein. Wer mindestens einen durchschnittlichen Realschulabschluss hat, in Mathematik, Physik und Chemie nicht nachhinkt, der hat gute Chancen zum Einstellungstest eingeladen zu werden. Den letzten Ausschlag gibt das persönliche Gespräch, stellt Wolfgang Schneider, Personalleiter der Sparte Kunststoff, das Auswahlprozedere bei der Schüco PWS GmbH & Co.KG dar.
Mit dem Grundlehrgang Metall beginnt die dreijährige Lehrzeit, die im Borauer Unternehmen und in der Berufsschule Bitterfeld absolviert wird. Feilen, sägen, bohren, Gewinde schneiden, maßgenaue Teile herstellen und zusammenfügen zu können, damit fängt in der Lehrwerkstatt alles an. Die Produktionsprozesse lernen die Neuen dann in umgekehrter Richtung kennen, vom Verpacken geht es hinein in den Betrieb, auch in die Mischerei zum Beispiel. Schlosserei, pneumatische und elektrische Grundlagen, Qualitätssicherung - durchaus abwechslungsreich ist die Ausbildung, mit der man nicht nur bei Schüco Perspektiven hat.