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Weißenfels Weißenfels: Gregor Gysi verspricht dem Museum ein Paar Schuhe

Von Jan Iven 30.06.2016, 20:56
Gregor Gysi diskutiert im Kulturhaus Weißenfels.
Gregor Gysi diskutiert im Kulturhaus Weißenfels. Michael Thomé

Weissenfels - In der alten Schuhmacherstadt Weißenfels kommt Gregor Gysi nicht um das Thema Schuhe herum. Bei seiner Diskussion mit dem Journalisten Jürgen Rummel am Donnerstag im Kulturhaus wird er auch auf das Schuhmuseum angesprochen. „Wenn es gewünscht wird, kann ich gern ein Paar Schuhe zur Verfügung stellen“ sagt der Linken-Politiker unter dem Beifall der rund 600 Zuschauer. Voraussetzung sei , dass das Museum einen Raum für böse Schuhe einrichtet. „Sonst werden die Besucher abgeschreckt“, witzelte er bei der Benefiz-Veranstaltung für den Klosterverein.

Gysi im Kulturhaus - es wird der erwartete politische, aber nicht zuletzt unterhaltsame Abend, angereichert mit Anekdoten aus der DDR und dem Berliner Politikbetrieb. Wie er vor der Wiedervereinigung immer nur als Sohn seines Vaters wahrgenommen wurde. „Ich wurde ständig gefragt, ob ich nicht der Sohn von Staatssekretär Klaus Gysi sei“ erinnert sich der Linken-Politiker. Doch das änderte sich Anfang der 1990er Jahre. „Plötzlich wurde er gefragt, ob er nicht der Vater von Gregor Gysi sei. Das war schon lustig“, sagt Gysi und lacht. Doch dann wird es natürlich politisch. So spricht sich Gysi für eine Rot-Rot-Grüne Regierung nach der Bundestagswahl 2017 aus. „Nach dem Erstarken der Rechten in Europa und dem Brexit ist das die einzige Konstellation, die ein Auseinanderbrechen der EU verhindern kann“, so Gysi. Denn die jetzige Bundesregierung habe in der Krise die Solidarität mit Griechenland aufgekündigt. „Damit ist die Solidarität in der ganzen EU tot.“ Um ein weiteres auseinanderdriften von Europa zu verhindern, müsse die EU wieder sozialer, transparenter und ökologischer werden. Denn bei aller Kritik und Reformbedarf sichere die EU den Frieden in Europa. „Europa muss reformiert werden, aber Europa darf nicht kaputt gemacht werden“, fordert er.

Dass die Linke nach der Wahlschlappe in Sachsen-Anhalt vom März den Bürgern erst wieder schmackhaft gemacht werden muss, spielt keine Rolle. Stattdessen lobt er die Rot-Rot-Grüne Regierung in Thüringen. „Der Ramelow macht das ganz gut“, sagt Gysi. Seit dem Regierungswechsel seien dringende Verbesserung im Schulsystem eingeleitet worden, die die Chancengleichheit der Schüler erhöhen würden. Die Gemeindegebietsreform wurde auf den Weg gebracht. Auch der Umgang mit Flüchtlingen habe sich verbessert.

Und dann sind da noch die Gerüchte um einen möglichen Bundespräsidenten Gregor Gysi. „In letzter Zeit werde ich immer häufiger danach gefragt“, erzählt er und winkt gleichzeitig ab. Für das Amt sei er eindeutig nicht präsidial genug. „Komischerweise wollen mich die Leute gerade deswegen. Offenbar haben sie die üblichen Phrasen der Politiker satt.“ Wobei sich die Frage stellt, ob nicht genau das auch wieder so eine Phrase ist.

Die übliche Kritik des Linken-Politikers darf natürlich auch nicht fehlen: An ungleichen Gehältern und Renten zwischen Ost und West, Männern und Frauen, der schlechten Bezahlung für Erzieherinnen und Pflegekräfte, an dem Freihandelsabkommen TTIP, an dem Säbelrasseln gegenüber Russland, an den deutschen Waffenexporten und an der „Hörigkeit“ der Bundesrepublik gegenüber den USA. Darauf wartet das Publikum, dafür spendet es heftigen Beifall.

In Zeiten der EM kommt Gysi nicht an König Fußball vorbei. In jungen Jahre spielte der kleine Gregor am liebsten im Tor. „Ich konnte zwar die Latte nicht erreichen, dafür musste ich nicht auf dem Platz rumrennen.“ Bis heute geht er zu Spielen von Union Berlin.

Bei der Fußball-EM sei er allerdings wie alle Männer. „Ich sitze vor dem Fernseher, habe keine Ahnung, weiß aber alles besser als der Schiedsrichter“, sagt er und lacht. Sein Tipp für das Spiel Deutschland gegen Italien: „Elfmeterschießen. Dann wird es schwierig. Aber wir haben ja einen guten Torwart“, so Gysi. (mz)