Rassismus-Debatte Weißenfels: Darf die Mohren-Apotheke Mohren-Apotheke heißen?

Weißenfels - Klaus Burchardt redet nicht um den heißen Brei. „Der Mohr gehört zu Weißenfels. Er ist zwar nicht besonders schön, aber eine gute Orientierungshilfe. Wir treffen uns an der Mohren-Apotheke - das versteht jeder,“ meint er und blickt nach oben, wo das schwarze Gesicht eines jungen Mannes mit Federschmuck und Perlenkette auf den Markt blickt. Der 59-Jährige schüttelt den Kopf darüber, dass in Hessen derzeit ein Streit um den Mohren ausgebrochen ist.
Rassismus-Debatte: Dürfen Mohren-Apotheken Mohren-Apotheken heißen?
Geht es nämlich um den kommunalen Ausländerbeirat von Frankfurt/Main soll der Begriff „Mohr“ aus dem Namenszug zweier Apotheken verschwinden. Aus dessen Sicht sei die Bezeichnung Mohr rassistisch und nicht mehr zeitgemäß. Der Begriff würde schwarze Menschen herabwürdigen, meint der Beirat.
Die Apotheken stehen mit dieser Kritik nicht allein. Schon vor Jahren trennte sich die Lebensmittelindustrie von den „Negerküssen“ und taufte die Zuckerware in „Schaumküsse“ um. In Österreich heißen sie übrigens „Schwedenbomben“.
Auch Pippi Langstrumpfs Papa wird in aktuellen Übersetzungen des Kinderbuches nicht mehr Negerkönig genannt. Der kleine, süße Sarotti-Mohr auf Schokoladentafeln wurde zugunsten eines Magiers, der mit Sternen jongliert, ersetzt. Nun soll also der Mohr als Namensgeber für Apotheken seine Schuldigkeit getan haben?
Weißenfels hatte bis in die 1990er Jahre die Mohrenapotheke - dann verfiel sie
Zwischenzeitlich gibt es in Deutschland rund 100 „Mohren-Apotheken“. Die meisten arbeiten noch als solche, einige wurden umgenutzt wie die in Weißenfels. Sein heutiges Aussehen erhielt das Gebäude im 18. Jahrhundert und beheimatete bis in die 1990er Jahre die Mohrenapotheke.
„Ich habe hier sogar noch Hustensaft und Kopfschmerztabletten gekauft“, erinnert sich der Weißenfelser Klaus Burchardt. Anfang der 1990er Jahre schloss die Apotheke, das Haus verfiel. Vom prächtigen Stuckmotiv des Mohrenkopfes bröckelte der Putz.
Bis heute gab es keine Beschwerden über den Namen der Mohren-Apotheke
Vor vier Jahren wurde das gesamte Gebäude für 1,8 Millionen Euro saniert. Weißenfels bekannte sich zum Mohren. Der bekam frischen Lack und leuchtendes Gold. 40 Firmen aus ganz Mitteldeutschland haben das Gebäude im Geiste der Erbauer von einem verfallenem Quartier zu einem Glanzstück entwickelt, in das sich die Mohren-Apotheke bestens einfüge, heißt es aus der Stadtentwicklung.
Die Touristinformation und das Kulturamt haben in dem Haus ihren Sitz. „Wir sind hoch zufrieden und werden von den Gästen schon aufgrund des markanten Namens des Hauses schnell gefunden“, berichtet die Leiterin der Einrichtung Sibylle Schlegel. Beschwerden über den Namen habe es seit Wiedereröffnung der Einrichtung 2016 nicht einmal gegeben.
Mohren-Apotheke in Weißenfels wird Mohren-Apotheke bleiben
Diesen Tenor vertritt auch Stadtsprecherin Katharina Vokoun. Bei der Namensgebung der Apotheke habe man sich auf den Bistumsheiligen vom Erzbistum Magdeburg, dem heiligen Mauritius bezogen. Die Worte Mauritius, Moritz und Mohr seien lange Zeit nicht von einander unterschieden worden.
„An uns ist nicht ein einziger Wunsch herangetragen worden, den Namen der Mohren-Apotheke zu ändern. Und außerdem: Es handelt sich um ein denkmalgeschützes Haus. Eine Änderung des Schriftzuges und der aufwendig gestalteten Fassade sind nicht möglich.“
In Weißenfels ist den Bürgern die Diskussion um den Mohren ziemlich egal. In Hessen kämpfen die Inhaber der Apotheken weiter vehement um den Erhalt des jahrhundertealten Namens. Außer dem Ausländerbeirat stört sich offensichtlich auch hier niemand am Mohren. (mz)