Weißenfels Weißenfels: Bahngelände geht an Tönnies
WEISSENFELS/MZ. - Die Enttäuschung ist groß bei Firmen, die das Nachsehen haben, und bei der Bürgerinitiative Pro Weißenfels. Auf der anderen Seite kann Tönnies nun an neue Planungen gehen - genau genommen dann, wenn nach der Vertragsunterzeichnung die Stadt noch beglaubigt, auf ihr Vorkaufsrecht zu verzichten.
Das hatte sie zu Beginn des Jahres mit Verweis auf ihre Haushaltslage schon erklärt. "Gut, dann machen wir eben das Geschäft", hatten sich die Firmenchefs von Mülker Recycling GmbH und MCM Managing GmbH gesagt, die mit den Stadtwerken als Investor eine Photovoltaikanlage errichten wollten. Für sie war der Kaufpreis für die 115 000 Quadratmeter große Fläche höher als die 300 000 Euro angesetzt, die für die Stadt als Käufer im Gespräch waren, sagt Christian Müller, Geschäftsführer der MCM.
Der Kaufvertrag vom Juli kam aber nicht mehr zur Unterschrift. Denn das Tönnies-Unternehmen bekundete plötzlich Interesse an der Fläche. "Damit stieg der Preis für den Quadratmeter", verrät Müller, der trotzdem bis zum Schluss versuchte, als Gegenspieler im Geschäft zu bleiben. Aber, so meint er, das habe ihm nicht gelingen können, weil Tönnies über sein Angebot unlauter informiert worden sein müsse.
Die Bahn erklärte auf Anfrage vor wenigen Tagen noch, dass sie weder zu Kaufinteressenten, noch Konditionen und Terminen, noch zu ihren eigenen Interessen im laufenden Verkaufsverfahren Auskunft gibt. Doch Tönnies-Sprecher Marcus Eicher weiß da schon, dass die Fläche geteilt wird, Andreas Mülker für seine Firma den Teil erhält, auf dem er jetzt bereits sein Unternehmen hat. Und so ist es gekommen, mit Andreas Mülker hat die Bahn-Immobiliengesellschaft am Montag ebenfalls den Vertrag abgeschlossen. Der wesentliche Teil, 100 000 Quadratmeter, sind an Tönnies gegangen.
"Das ist ein schwarzer Tag für Weißenfels", sagt Nicole Reppin, Sprecherin der Bürgerinitiative Pro Weißenfels. Denn die Hoffnung, dass die Stadt die Beglaubigung des Kaufvertrages nun nicht erteilen könnte, hat sie nicht mehr. "Die Stadt hat kein Interesse daran, ihr eigenes Energiekonzept umzusetzen", steht für sie fest. Stattdessen bereite sie den Erweiterungen einer riesigen Schlachtindustrie Stück um Stück den Weg und verschärfe die Konflikte zwischen den Bürgern und dem Schlachthof. Für Reppin ist klar: "Der Masterplan von 2004 wird von Tönnies konsequent verfolgt und von der Stadt vorbereitet und begleitet." Nach diesem werden einmal weit mehr als 20 000 Schweine täglich in Weißenfels geschlachtet. "Und was das bedeutet, davon haben wir mit Lärm und Gestank bisher nur eine Vorahnung", so Reppin.
Es gebe bereits eine neue Firma im Handelsregister, die Union Protein GmbH, die Tierabfälle verwertet, macht Nicole Reppin aufmerksam. "Die Firma gehört schon langjährig zu den Tönnies-Unternehmen, sie ist aber nicht mehr aktiv und soll nicht aktiviert werden", versucht Eicher zu beruhigen. Was auf dem neu erworbenen Gelände geschehen soll, vermöge er gegenwärtig noch nicht zu sagen. "Das entwickelt sich erst, der Bahnanschluss ist für unser Exportgeschäft wichtig", nennt er den Hintergrund des Kaufs.