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Weißenfels Weißenfels: Aufträge kommen, Fachleute gehen

Von BÄRBEL SCHMUCK 11.08.2011, 18:16

WEISSENFELS/MZ. - Der Markt sei dafür da, weil sich die Gewohnheiten der Kunden ändern. Erst jüngst musste er einen Auftrag, für 500 Gäste auswärts ein Firmenfest auszurichten, ablehnen. Fazit: Lange Gesichter bei den Kunden, Frust im Hotel. "Kleinere Feiern versuchen wir hinzukriegen mit unserem Hotel- und Restaurant-Personal, aber auf die Dauer packen das die Stamm-Mitarbeiter nicht mehr, auf vielen Hochzeiten zu tanzen und Überstunden ohne Ende zu leisten", beschreibt Weigelt die zunehmende Schieflage.

"Ich habe sehr gute Leute, die sich leider demnächst verabschieden", bedauert der Chef. Er nennt Jan Bergner, den er auch nicht mit einer Gehaltserhöhung halten könne. Der 24-jährige Koch habe sich als bienenfleißig und äußerst flexibel erwiesen, gehe aber noch in diesem Monat in die Schweiz.

"Dort verdiene ich monatlich dreimal so viel wie in Weißenfels", erklärt Jan Bergner. Mit seiner Freundin Samantha Schäfer, die Hotelfachfrau gelernt hat, ist sich der Gröbitzer einig wegzuziehen. Beide schmieden Zukunftspläne. Sie wollen sich etwas aufbauen und beruflich weiterkommen. Dafür sei mehr Geld eben notwendig.

"Mit einem Monatsgehalt von 800 Euro netto kommt man nicht weit", sagt Bergner. Wohnung und Auto kosteten und auch die Weiterbildung zum Küchenmeister bekäme er nicht zum Nulltarif, erklärt der ehrgeizige junge Mann. Und die wolle er unbedingt machen. "Um mich weiter zu qualifizieren, dafür muss ich investieren und eisern sparen, denn für eine solche Ausbildung sind 5 000 Euro nötig", weiß Bergner. Sein Entschluss wegzugehen, stehe felsenfest.

Zum "Probearbeiten" im Vier-Sterne-Wellnesshotel mitten im Ski-Gebiet bei Chur im schweizer Kanton Graubünden sei das Paar bereits gewesen. "Klar waren wir aufgeregt, aber wir müssen uns nicht verstecken, wir konnten dort mit unseren Leistungen überzeugen", berichtet Samantha Schäfer selbstbewusst. Die 21-Jährige aus Großkorbetha ist stolz, sie werde ihren Dienst Ende August an der Hotel-Rezeption antreten.

Uwe Weigelt hat Verständnis für die Entscheidung und - sucht weiter händeringend nach Fachkräften im Küchen- und Restaurant-Bereich für das Catering-Geschäft. Ob Koch, Köchin, Küchenmeister / in oder Restaurantfachkraft, ob jung oder älter - Interessenten sollten sich schnell im Jägerhof melden", fordert der Hotelchef auf.

Für Simone Behlich in der Weißenfelser Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit Merseburg ist es nichts Neues, dass Fachleute abwandern. "Die jungen ausgebildeten Leute fehlen, sie orientieren sich gen Westen und Ausland, weil sie dort ganz andere finanzielle Anreize haben", sagt die Arbeitsvermittlerin. Das sei verständlich. Regelmäßig führe sie Gespräche mit Bewerbern und Arbeitgebern, um Unternehmen wie auch den Jägerhof in der Weißenfelser Nikolaistraße zu unterstützen. "Zuerst kommen Zusagen, doch meistens springen die Fachkräfte dann doch noch ab und ziehen weg", spricht sie aus ihren Erfahrungen.