Weißenfels Weißenfels: Aufbruch nach dem Abriss?
weissenfels/MZ. - Es war in den vergangenen Tagen kaum zu übersehen: An der Naumburger Straße tut sich etwas. Die Weißenfelser Mülker Recycling GmbH hat die maroden Hintergebäude der Naumburger Straße 7 und 9 sowie der angrenzenden Rudolf-Götze-Straße 4 abgerissen. Die entsprechenden Genehmigungen dafür hatte die Stadt erteilt.
Geht es nach Christian Müller, dann ist der Abriss der Beginn einer Revitalisierung des gesamten Stadtquartiers Naumburger Straße / Rudolf-Götze-Straße. Müller ist Geschäftsführer der in Weißenfels ansässigen MCM Managing GmbH, die sich mit Projektentwicklung, unter anderem auch im Umfeld des Bahnhofes, befasst. "Ankaufen, entwickeln, entkernen, überplanen und mit einem Nutzungskonzept belegen" - mit diesen Schritten skizziert Müller den bereits im September 2010 begonnenen Weg hin zu einer besseren Zukunft für das Areal an der Naumburger Straße. Laut Müller stehen Kapitalanleger aus Baden-Württemberg und dem Saarland bereit. Und er verweist auf konkrete Vorstellungen für das Projekt, das er "Neues Wohnen" nennt. So ist in der Naumburger Straße 9 an sogenanntes Pflegewohnen gedacht, in der Nummer 7 könnte ein Mehrgenerationenhaus entstehen. Die Rudolf-Götze-Straße 4 sieht Müller als geeignet an für konventionelles Wohnen oder ein kleines Ärztehaus. Und die Nummern 8 und 10 könnten für betreutes Jugendwohnen genutzt werden.
Ob nach dem Abriss nun bald wirklich der große Aufbruch im Quartier gelingt, dürfte jedoch maßgeblich von der Klärung von Grundstücksfragen abhängen. Denn das Gebiet Naumburger / Rudolf-Götze-Straße ist in dieser Hinsicht ein wahrer Flickenteppich. Was die Grundstücke Naumburger Straße 23 sowie Rudolf-Götze-Straße 8, 10 und 20 betrifft, so steht man laut Müller kurz davor, den Kauf vom derzeitigen Eigentümer, der Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels (WVW), an MCM vertraglich zu vereinbaren. Allerdings gibt es mitten im Quartier auch zwei seit 20 Jahren völlig vernachlässigte Grundstücke, die einer in Texas lebenden Erbengemeinschaft gehören. Weil aber nur mit den Grundstücken Naumburger Straße 11 / Rudolf-Götze-Straße 12 wirklich das gesamte Quartier entwickelt werden kann, erwartet Müller hier Unterstützung von der Stadt. Nach seiner Ansicht müsste diese, die im Grundbuch an zweiter Stelle eingetragen ist, die Zwangsversteigerung der Grundstücke betreiben. Oder aber die Kommune könnte auf dem Grundstück liegende Schuldtitel an MCM verkaufen, damit die Gesellschaft selbst die Zwangsversteigerung in die Wege leiten kann. "Doch die Stadt tut nichts", sagt Müller.
Ein Vorwurf, den Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) so nicht stehen lassen will. Die Stadt könne nicht zugunsten Dritter in Vorleistung gehen, denn der Erlös einer Zwangsversteigerung würde demjenigen zugutekommen, der an erster Stelle im Grundbuch steht, im konkreten Fall also der Erbengemeinschaft. Dass die Stadt keinerlei Unterstützung leiste - auch diese Behauptung weist Risch von sich. So habe die Kommune als hundertprozentiger Gesellschafter der WVW immerhin den Verkauf der Grundstücke in die Wege geleitet.
Für Christian Müller ist indes klar: Den Abrissarbeiten müssen bald die nächsten Schritte folgen. "Das Projekt ist keine Seifenblase", versichert er und glaubt, dass der Oberbürgermeister das Potenzial dieses Quartiers noch nicht wirklich erkannt hat. Immerhin stünden Investoren in den Startlöchern. Insgesamt sieht Müller ein Bauvolumen von 17 bis 20 Millionen Euro. Allerdings räumt er ein, dass er angesichts der zähen Grundstücksprobleme auch schon mal über einen Rückzug nachgedacht hat, was für die Stadt nach seiner Ansicht wie eine Drohung klingen müsste. Schließlich bleibe die Verkehrssicherungspflicht für die teilweise heruntergekommenen Gebäude bei der Kommune hängen.