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Vorstand erhält Kündigung

Von Torsten Gerbank 11.08.2008, 18:06

Görschen/Weißenfels/MZ. - Der Müllskandal im Burgenlandkreis hat eine erste harte Konsequenz: Wolfgang Beckmann ist Montag nicht nur als Vorstand der Anstalt öffentlichen Rechts Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (AWSAS) abberufen worden, der Verwaltungsrat des Unternehmens kündigte auch dessen Anstellungsverhältnis. Beide Entscheidungen habe der Verwaltungsrat während einer außerordentlichen Sitzung am Vormittag in Görschen einstimmig getroffen. Das erklärte Landrat Harri Reiche (parteilos). Reiche ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrates der AWSAS. Beckmann soll des Weiteren aus allen Führungspositionen von kommunalen Unternehmen gefeuert werden.

Der Verwaltungsrat sah keine Grundlage mehr, mit Beckmann vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. "Wir fühlen uns belogen und betrogen", so Reiche. Schließlich habe Beckmann in der Vergangenheit versucht, die Einlagerung von illegalem Müll zu vertuschen. Als es erste Anhaltspunkte dafür gab, habe er gereizt reagiert und es bestritten, so Reiche. Damit sei er auch seiner Informationspflicht gegenüber dem Verwaltungsrat nicht nachgekommen.

Beckmann war seit 2005 zunächst Geschäftsführer des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (Zaw). Seit September vergangenen Jahres, nach dessen Umwandlung in die Anstalt öffentlichen Rechts war er Vorstand und so Chef des kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebes. Ihm wird mangelnde Kontrolle bei der Deponierung von Abfällen auf den kommunalen Deponien vorgeworfen. Auf die Deponien Nißma und Freyburg-Zeuchfeld gelangte Material, das dort nicht hingehört.

Für Nißma geht das Landesverwaltungsamt Halle von etwa 60 Tonnen illegalen Mülls aus. Er wurde schon abtransportiert. Schlimmer die Situation in Zeuchfeld: Dort liegen nach bisherigen Ermittlungen rund 200 000 Tonnen falschen Mülls. "Die illegale Ablagerung erfolgte nach dem 1. Juni 2005", erklärte Jürgen Dube, Mitglied des Verwaltungsrates und vor Beckmann Chef des Zaw. Jährlich werden in Zeuchfeld etwa 300 000 Tonnen Material abgekippt.

Bei dem unrechtmäßig deponierten Müll handelt es sich laut Reiche um organisches Material, das hätte verbrannt werden müssen. Weder Umwelt noch Gesundheit von Menschen seien aber in Gefahr. "Es sind keine giftigen Abfälle", sagte er. Das falsche Material stamme von verschiedenen Firmen. Reiche nannte mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Namen. Auswirkungen des Müllskandals auf die Höhe Abfallgebühren sieht der Verwaltungschef derzeit nicht. Etwa entstehende Kosten sollen nicht auf die Bürger abgewälzt werden. Die Verantwortlichen sollen zur Rechenschaft gezogen werden, so Reiche. Nicht nur innerhalb des Abfallwirtschaftsbetriebes, sondern auch Verantwortliche in Lieferfirmen. Für die Deponie Freyburg-Zeuchfeld gibt es einen Lieferstopp. Wie die Zukunft der Deponie aussieht und was mit dem illegalen Müll geschieht, dazu konnte Reiche noch nichts sagen. Es wird eine Lösung angestrebt, die wirtschaftlich vertretbar ist und für die nicht der Gebührenzahler büßen muss.

Beckmann kündigte Montag auf MZ-Anfrage rechtliche Schritte gegen die Entscheidung an. "Ich fühle mich nicht schuldig", sagte er am Telefon.