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Weißenfelser Schloss Vogeleier und ein Saurier - Museum zeigt Sonderausstellung

Der Weißenfelser Natur- und Altertumsverein wurde vor 150 Jahren gegründet. Wie das Jubiläum in der Stadt gewürdigt wird.

Von Andreas Richter 27.12.2024, 10:00
Museumsmitarbeiter Mike Sachse zeigt einen alten Ausstellungsschrank.
Museumsmitarbeiter Mike Sachse zeigt einen alten Ausstellungsschrank. Foto: Andreas Richter

Weißenfels/MZ. - Man stelle sich vor, am Zugang zur Weißenfelser Pfennigbrücke hängt ein Schild mit Vorschriften: „Rechts gehen!“, „Stehenbleiben verboten!“ In unserer Zeit undenkbar, vor hundert Jahren Realität. Davon zeugt eine Eisengussplatte, die jetzt im Weißenfelser Museum zu sehen ist. Das historische Stück ist Teil einer Sonderausstellung mit dem Titel „Bilder aus der Vergangenheit“. Der Anlass: Der 150. Jahrestag der Gründung des Weißenfelser Natur- und Altertumsvereins.

Mehr als ein Jahr lang hat Museumsmitarbeiter Mike Sachse als Kurator der Ausstellung die besondere Schau intensiv vorbereitet. Hat Exponate zusammengetragen, Museumsberichte und Inventarkarten studiert und Geschichten hinter den Objekten recherchiert. Die Idee zu einer solchen Sonderschau war schon im Jahr 2019 geboren. Da hatte Sachse einen Vortrag über den Verein gehalten und war dabei auf das bevorstehende Jubiläum in diesem Jahr aufmerksam geworden.

Ichthyosaurier aus Holzmaden

„Die Ausstellung soll die ganze Vielfalt der Sammlungen des Natur- und Altertumsvereins anschaulich machen“, sagt Mike Sachse. Die Exponate, von denen viele jahrzehntelang im Depot geschlummert haben, stammten vorwiegend aus der Zeit zwischen 1874 und 1930.

Ein Hingucker gleich zu Beginn des Rundgangs: Ein Ichthyosaurier aus Holzmaden, den das Museum anlässlich des 25. Jahrestages seiner Gründung im Jahr 1935 geschenkt bekommen hat. „Viele Leute hatten damals private Sammlungen, die sie irgendwann dem Verein übergeben haben“, erklärt Sachse die Herkunft vieler Ausstellungsstücke. Darunter auch Kurioses wie etwa eine Sammlung ausgeblasener Eier einheimischer Vogelarten. Ebenso zu sehen: Eine mehr als 150 Jahre alte Sammlung getrockneter Pflanzen. „Damals gab es keine Medienlandschaft wie heute. Die einzige Möglichkeit, sich solche Dinge anzuschauen, war ein Besuch im Museum“, erklärt Sachse.

Wer heute zur Sonderschau ins Weißenfelser Schloss geht, der kann auch verschiedene archäologische Funde aus der Region besichtigen - wie etwa Tongefäße, Bronzeschmuck, Mineralien, die versteinerten Reste eines Wollnashorns oder den Zahn einer ausgestorbenen Haiart. Dazu hat Mike Sachse auch alte Ausgrabungsberichte und Inventarbücher studiert.

Zeugnisse der Stadtgeschichte

Neben archäologischen Objekten haben die Weißenfelser zunehmend auch Zeugnisse der Stadtgeschichte in das 1910 gegründete Museum gebracht. Einen Eindruck von der schillernden Vielfalt dieser Exponate kann sich der Besucher im zweiten, dem heimatgeschichtlichen Teil der Sonderausstellung verschaffen. „Es wurde viel gesammelt damals. Es liegt noch viel mehr im Depot. Ich musste stark auswählen“, erzählt Mike Sachse über die Vorbereitung. Und so ist jetzt unter anderem Porzellan mit Weißenfels-Motiven ebenso zu sehen wie Glaspokale, Vivatbänder oder Tabaksdosen. Allein die vollständige Sammlung der Vivatbänder umfasst nahezu 1.000 Objekte.

Wer aufmerksam durch die Schau schlendert, erfährt immer wieder Interessantes. So etwa über Haarbilder - einen beliebten Wandschmuck in bürgerlichen Häusern des 19. Jahrhunderts. „So wurden damals Haare von Verwandten verarbeitet und als Andenken an besondere Ereignisse wie Hochzeit oder Tod aufbewahrt“, erzählt Mike Sachse. Ein authentisches Zeugnis der Stadtgeschichte: Ein Stück eingeschmolzenes Metall vom Brand am 22. Dezember 1932, als der Weißenfelser Schlossturm vollständig abbrannte.

Die Sonderausstellung ist bis zum 20. April zu sehen. Öffnungszeiten des Museums sind Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr sowie Samstag, Sonn- und Feiertag 11 bis 17 Uhr