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Viele Helfer schneiden weniger Wein

Von HOLGER ZIMMER 11.10.2009, 20:17

Kriechau/MZ. - KRIECHAU / MZ- Nadine Winter schneidet am Sonnabend bei der Lese auf dem Weinberg von Kühns den Silvaner-Weißwein von der Rebe. Die 20-Jährige hat die Weinbaugemeinschaft Burgwerben-Kriechau noch Anfang September als Prinzessin vertreten. "Da war nicht nur Fachkenntnis gefragt, ich wollte auch wissen, was auf dem Berg los ist." So habe sie beim Schneiden geholfen und beim Auslegen des Strohs zwischen den Reihen, das das Abspülen der Erde verhindern soll. Die Arbeit hier draußen sei anstrengend, aber für sie positiver Stress, den sie sich auch künftig antun wolle, wenn sie vom Studium aus Bamberg nach Hause komme. Sie habe in den vergangenen zwei Jahren als Prinzessin so viel Spaß gehabt und so viel kennengelernt, da wolle sie auch weiterhin helfen.

Alfred Göhle gehört zu den gut zwei Dutzend Helfern, die Kühns unterstützen. An sie hat der 73-Jährige seinen Weinberg verkauft. "Aus gesundheitlichen Gründen", wie er sagt. Selbst hätte er ihn nicht bewirtschaften können, doch bei der Lese könne er helfen. Das mache Spaß, er sei dem Wein verbunden und trinke gern den Rebensaft vom hiesigen Herzogsberg.

Jürgen Kühn kauft aber nicht nur die eigenen Lagenweine als Lohnware zurück. Er nimmt ebenso etwas von der Winzervereinigung Freyburg, wie zum Beispiel einen Grauburgunder. Der 51-Jährige ist im elterlichen Weinberg groß geworden. Seit 23 Jahren bewirtschaftet er ihn selbst mit. Auf zwei Dritteln stehen die Sorten Silvaner und Gutedel, auf dem Rest Müller-Thurgau und Portugieser. Sein Bruder Helmut legt im anderen Teil des Berges Hand an, doch bestimmte Arbeiten, wie zum Beispiel die Lese, erledige man gemeinsam. Für den Kraftfahrzeugelektriker bei der Burgwerbener Landtechnik ist der Weinbau trotz der Arbeit Hobby. Natürlich hatte der ursprünglich einen wirtschaftlichen Aspekt, weil man in DDR-Zeiten in der Landwirtschaft nicht so viel verdiente. Auch Ochsen und Schweine habe man laut Kühn früher gehalten, doch die seien seit der Wende abgeschafft. Der Wein sei geblieben, seit Jahren aber schon die Menge in den Hintergrund getreten und mehr auf Qualität geachtet worden. "Natürlich muss am Ende etwas übrig bleiben, doch keiner macht es wegen des Geldes", sagt Jürgen Kühn. Gerade in einem Jahr wie diesem.

Dabei sei er noch gut weggekommen, denn wegen des Frostes gebe es Einbußen von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das sei angesichts dessen nicht so dramatisch, weil die Lese 2008 sehr gut ausgefallen war. Wegen der feuchten Witterung hatten die Weinbauern allerdings verstärkt mit dem Mehltau zu kämpfen. Da musste zwei-, dreimal mehr gespritzt werden. "Das kostet natürlich, doch ein Glas Wein lassen wir uns nicht vermiesen." Mit der Lese des Dornfelders am sonntag ist die Ernte in Burgwerben-Kriechau eingebracht.