1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. «Vernarrt» in kleine fremde Kinder

«Vernarrt» in kleine fremde Kinder

Von Yvette Meinhardt 12.04.2007, 18:08

Halle/MZ. - So gibt es statt der ersten Klassen die Schuleingangsphase (SEP).

Weißenfels / MZ. Sie ist jung, hübsch, dynamisch und die Kinder der Weißenfelser Bergschule haben sie gleich in ihr Herz geschlossen. Claudia Rübner bringt frischen Wind und neue Ideen in den Schulalltag. Sie absolvierte das zweite Staatsexamen mit der Note 1, darf sich statt Lehramtsanwärterin bald Lehrerin nennen.

"Für mich stand von Anfang an fest, dass ich einen Beruf mit Kindern ergreifen möchte", sagt die junge Frau aus Hohenmölsen. Für sie gab es daher nur Lehrerin oder Erzieherin in einer Kindertagesstätte. "Ich mag am liebsten die Schulanfänger. Sie sind so aufgeschlossen, so wissbegierig, aber auf der anderen Seite noch herrlich lebendig und quirlig", plaudert sie aus ihrem Schulalltag. Dagegen kämen die Viertklässler schon fast in die Pubertät, versprühten manche von ihnen bereits eine Null-Bock-Mentalität.

"Die Kleinen sind stolz in die Schule zu gehen, wollen unbedingt etwas lernen", fährt sie fort. Vergleicht sie die heutige Grundschulzeit mit ihrer eigenen, so habe sich ein grundlegender Wandel vollzogen. Das fängt bei der Sitzordnung an, geht über die Raumgestaltung bis hin zu neuen Unterrichtsmitteln. Eine so genannte Anlauttabelle hat die alte Fibel fast verdrängt. Man schreibt die Laute, die man hört. "Der heutige Lehrer ist weniger die Furcht einflößende Respektsperson, als vielmehr Freund und Helfer", beschreibt Frau Rübner die Veränderung. Und immer wieder scharwänzeln die Kleinen um sie herum, suchen hautengen Kontakt, auch mal eine Streicheleinheit oder ein liebes Wort. Im Jahr 2000 legte Claudia Rübner in Hohenmölsen ihr Abitur ab, studierte sieben Semester bis zum ersten Staatsexamen an den Franckeschen Stiftungen in Halle.

Daran schloss sich ein zweijähriges Referendariat an der Bergschule an. "Wir würden Claudia gern behalten", sagt Schulleiterin Kerstin Gutzeit. Die Absolventin würde sicher frischen Wind in den Alltag bringen und den Altersdurchschnitt verjüngen. Auch Mentorin Christine Ecke fällt zu Claudias Arbeit nur das Wort "super" ein. "Ich hatte zwar viel zusätzliche Arbeit, ob gemeinsame Unterrichtsvorbereitungen oder Hospitationen. Doch Claudia hat sehr selbständig und vor allem kreativ gearbeitet, brachte viele neue Methoden in unsere Arbeit ein", urteilt Frau Ecke. Und es dauerte gar nicht lange, da übernahm die Studentin erste eigene Stunden.

"Am Anfang habe ich zu viel in 45 Minuten reingepackt, doch das war eigentlich nur eine Frage der Übung", blickt die Lehramtsanwärterin zurück. Im Laufe der Zeit habe sie in jeder Klassenstufe unterrichtet, steht heute an drei Tagen der Woche zwölf Stunden vor den Kindern. Die anderen beiden Tage fährt sie zur Universität nach Halle. "Ich möchte gern in Sachsen-Anhalt bleiben. Am liebsten auch in der Bergschule, doch ich weiß nicht, ob es klappt", sagt sie. Schulleiterin Kerstin Gutzeit unterstützt sie so gut es geht: "In der Tat haben wir im neuen Schuljahr zwei Stellen zu besetzen. Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass es zu viele Lehrer im Sekundarbereich gibt."