Verfressene Vegetarier am Stadtrand
Lützen/MZ. - Naja, so hat er das noch nicht gesehen, meint Hans-Jürgen Kitze. Was für die einen Festtage sind, bedeutet für viele andere arbeiten zu gehen. "Mir würde die Weihnachtsgans, die meine Inge zubereitet, nicht schmecken, wüsste ich unsere Tiere unversorgt", gibt der Vorsitzende des Fördervereins
Martzschpark und Tiergehege der Stadt Lützen zu.
250 Tiere sind in dem 17 Hektar großen und reich bewaldeten Gelände untergebracht. Das sind elf mehr als im vergangenen Jahr. Der Zuwachs sei besonders den Ziegen zuzuschreiben, bei denen es in diesem Jahr einmal sogar Vierlinge gegeben habe. Neben der meckernden Herde sind drei stattliche Auerochsen, Rothirsche, Esel und Schafe ebenso hier Zuhause, wie Meerschweinchen, Kaninchen und besagte Wellensittiche.
Zu den Festtagen werden sie durch die Vereinsmitglieder Herbert Klausner, Andreas Mixdorf, Peter Herrmann und Gerd Schweizer versorgt. Und Hans-Jürgen Kitze, der sowieso jeden Tag nach allen Zwei- und Vierbeinern sieht. Der Verein zählt gegenwärtig 32 Mitglieder. Die Tiere des Martzschparkes sind allesamt Vegetarier. "Das macht die Zusammenstellung des Speiseplanes doch etwas leichter", lacht der Chef. Die bunten Teller zum Fest werden garniert mit dicken Futterrüben und gequetschtem Hafer. Leckerli sind die Kastanien, frische Möhren, knackige Äpfel und Eicheln.
Verfuttert werden am Tag etwa 1,5 Tonnen. "Da fällt Weihnachten nicht extra ins Gewicht", weiß Kitze, der das elfte Jahr als Vereinsvorsitzender für das Wohl der Tiere sorgt. In der "Speisekammer" des Tiergeheges liegen aus eigener Ernte gegenwärtig rund 125 000 Kilo Rüben. "Ab März fahren wir in der Woche fünf Autos mit Grünschnitt ran", erklärt der 64-Jährige.
Fürs Fest wünscht er sich trockenes Spazierwetter. Das locke die Familien zu den Tiergehegen. In diesem Jahr kamen übrigens rund 20 000 Gäste in den Park. Was Kitze jedes Jahr mächtig ärgert, ist, dass so mancher Gast Kuchen, Stolle und Kekse an die Tiere verfüttere. "Das kann die Tiere schlimmstenfalls, was wir schon erlebt haben, umbringen." Futter werde zu einem geringen Preis angeboten. "Wer möchte, kann selbstverständlich Rohkost auf den bunten Teller der Tiere legen", sagt Kitze.