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Unternehmen aus Weißenfels Unternehmen aus Weißenfels: Der süße Erfolg der Schokoladenmanufaktur Argenta

Von christian schafmeister 25.11.2015, 07:31
Derzeit stehen bei den Kunden natürlich Weihnachtsmänner hoch im Kurs. Doch Verena Rothe, Leiterin der Produktentwicklung, denkt schon weiter. Sie arbeitet unter anderem an einen Butterbrockensplitter, der 2016 auf den Markt kommen soll.
Derzeit stehen bei den Kunden natürlich Weihnachtsmänner hoch im Kurs. Doch Verena Rothe, Leiterin der Produktentwicklung, denkt schon weiter. Sie arbeitet unter anderem an einen Butterbrockensplitter, der 2016 auf den Markt kommen soll. Peter lisker Lizenz

weissenfels - „Und, das sieht doch wirklich gut aus, finden Sie nicht?“ Zufrieden schaut Wolfgang Dietrich auf die lange Schlange, die sich vor der Kasse des Confiserie Werkverkaufes gebildet hat. Die Leute scheinen neugierig zu sein auf den neuen Verkaufsraum mit Café, den die Weißenfelser Schokoladenmanufaktur Argenta eigentlich erst morgen offiziell eröffnet. Doch nicht nur das: Der 65-jährige Dietrich möchte den Kunden noch mehr bieten und hat daher auch eine kleine Schaumanufaktur errichtet. „Dort können die Leute Seminare besuchen oder Geburtstage feiern und ihre eigenen Trüffelpralinen produzieren.“ Auch die Produktentwicklung wird dort angesiedelt sein. Insgesamt zwei Millionen Euro hat das mittelständische Unternehmen mit seinen knapp 80 Mitarbeitern investiert.

Entscheidung für Mischpackung

Berühmt ist Argenta insbesondere für zwei Produkte: seine Nougattüten und die Brockensplitter. „Von den Nougattüten produzieren wir hier in Weißenfels an guten Tagen 150 000 Stück“, sagt Dietrich. Die markanten spitzen Tüten gibt es aus Sahnenougat mit einem Häubchen aus Zartbitterschokolade oder aus Nussnougat mit Vollmilchschokolade. „Die erste Variante ist der DDR-Klassiker, auf den auch meine Frau schwört“, erzählt Dietrich. „Ich stehe auf mehr Nuss.“ Die Lösung in diesem Geschmacksstreit lag für das Ehepaar auf der Hand. „Wir haben uns bereits 2005 für eine Mischpackung entschieden.“ Und die wird heute von mehreren großen Handelsketten wie Edeka, Rewe und Lidl angeboten.

Weichere Brockensplitter kommen auf den Markt

Für viele eng mit dem Namen Argenta verbunden sind auch die Brockensplitter. Wie andere Ostprodukte waren die Haselnusskrokant-Dreiecke mit Zartbitterschokolade nach der Wende zunächst weniger gefragt, bis Ende der 90er Jahre die Renaissance begann. „Die Stimmung kippte plötzlich kolossal und auch die Brockensplitter haben sich seitdem wieder gut gemacht.“ Allerdings werden die Süßigkeiten mit der markanten Form heute von der Firma Wergona in Wernigerode (Harz) für Argenta produziert, also in der Stadt, in der 1935 die Argenta Schokoladenfabrik gegründet wurde. „Ich dürfte die Brockensplitter auch gar nicht in Weißenfels herstellen, weil sie als regionales Produkt in der Nähe des Brockens produziert werden müssen.“ Dafür beschäftigt er sich mit der Weiterentwicklung des Produktes und kündigt für 2016 eine Neuerung an. „Dann sollen Butterbrockensplitter auf den Markt kommen, die nicht ganz so hart sein werden.“ Die Entwicklung neuer Produkte ist aus Dietrichs Sicht ohnehin ein Erfolgsrezept.

Riesige Resonanz

„Das ist der entscheidende Punkt, denn wenn ich Produkte in die Regale stelle, die es schon fünf Mal gibt, verlagert sich bloß der Umsatz“, erklärt er und denkt dabei auch an die Zeit nach der Wende zurück, als er zehn Jahre lang eine Handelsagentur hatte und auch für den Vertrieb der Hallorenkugeln aus Halle verantwortlich war. „Da habe ich gelernt, wie man Dinge verkauft.“ Die ersten Versuche, Produkte von Argenta den Handelsketten anzubieten, waren aber auch für den umtriebigen Unternehmer eine große Herausforderung. „Bei der Handelskette Spar mussten wir 10 000 Euro als eine Art Eintrittsgeld bezahlen, damit unsere Produkte dort in die Regale kamen.“ Bei Real bekam Argenta zunächst gar keinen Fuß in die Tür. „Aus dem Grund haben wir Muster an einzelne Filialen geschickt. Und die Resonanz auf die Produkte war so riesig, dass wir es letztlich doch geschafft haben“, erinnert sich der 65-Jährige.

Seit dem Start der Produktion in Weißenfels 2004 hat sich einiges getan. Argenta investierte 14 Millionen Euro am Standort. „Wir wollen in der Stadt auf jeden Fall unsere Spuren hinterlassen“, sagt das Unternehmer-Ehepaar. Und auch wenn die Nougattüten und die Brockensplitter fast nur im Osten über die Ladentheke gehen, so macht das Unternehmen inzwischen rund 40 Prozent seines Umsatzes in den alten Bundesländern. 90 Prozent der Produkte werden dabei unter der eigenen Marke verkauft.

Russisch Brot mal anders

An weiteren Ideen mangelt es Dietrich zudem nicht. So möchte er das bekannte Russisch Brot aus Schokolade herstellen. „Die dafür erforderliche Maschine, die in 3D fahren und gießen kann, haben wir schon.“ Was noch fehle, sei ein geeigneter Überzug, der verhindert, dass die Buchstaben in der Hand schmelzen. „Es wäre schön, wenn es bis zum Beginn des Schuljahres klappen würde.“

Schon vorher können sich die Argenta-Kunden auf die neue Rösterei freuen, die im Confiserie Werkverkauf steht. Dort kann sich jeder eine Tasse aus verschiedensten Kaffeesorten zubereiten. „Schokolade und Kaffee, das passt doch auch gut zusammen.“ (mz)

Wolfgang Dietrich legt in der Schaumanufaktur auch selbst Hand an.
Wolfgang Dietrich legt in der Schaumanufaktur auch selbst Hand an.
Peter Lisker Lizenz