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Umfrage in Weißenfels und Umgebung Umfrage in Weißenfels und Umgebung: Keiner will Blumen kaufen

Von Andrea Hamann-Richter 11.05.2017, 07:15
Das Gewächshaus von Christian Budert ist voll. Die Kunden scheuen sich, Pflanzen zu kaufen. Es ist ihnen zu kalt. Dadurch fehlt der Umsatz.
Das Gewächshaus von Christian Budert ist voll. Die Kunden scheuen sich, Pflanzen zu kaufen. Es ist ihnen zu kalt. Dadurch fehlt der Umsatz. Peter Lisker

Uichteritz - Die Gärtnereien in Weißenfels und Umgebung plagen große Sorgen. Sie verkaufen ihre Pflanzen derzeit nur selten, oder manchmal sogar gar nicht. Christian Budert von der Gärtnerei aus Uichteritz ist sich sicher, dass die langanhaltende Kälte daran schuld ist. Seine Mitstreiter haben aber noch einen anderen Verdacht.

Es schillert in allen Farben aus den Gewächshäusern von Christian Budert. Knallorangene Blüten von Geranien quellen aus den Töpfen, in denen sie wachsen. Blumenampeln in satten Lachs-, Rosa- und Violetttönen hängen von den Decken herab. Frische kräftig grüne Tomaten-, Gurken- oder Kohlrabipflanzen strecken ihre kräftigen Sprieße in die Luft - aber kaum jemand will sie haben. Seine Kunden müssen seit einigen Tagen auch noch eine ziemliche Umleitung in Kauf nehmen. Budert befürchtet, dass auch deshalb ein Teil von ihnen abgesprungen ist.

Kalte Temperaturen: Kunden trauen sich nicht zu kaufen

Ihm wäre es viel lieber, er würde nicht so viele bunte Blumenpracht, sondern mehr eintöniges schwarz sehen. Denn dann wären seine Tische leer und er hätte ein gutes Geschäft gemacht. Aber dazu es ist zu kalt. „Die Kunden trauen sich nicht zu kaufen“, so Christian Budert. In der Nacht zu Mittwoch hatte er null Grad Celsius auf dem Thermometer.

Er musste die Gewächshäuser beheizen, damit der Inhalt keinen Schaden nimmt. Das waren auch wieder Kosten, die der Mann, der das Geschäft mit seiner Schwester in vierter Generation führt, bezahlen muss. Momentan beißt sich die Katze in den Schwanz.

Mehr als die Hälfte der Pflanzen müsste eigentlich schon verkauft sein

Mehr als die Hälfte der Pflanzen müsste eigentlich schon verkauft sein. Einige von ihnen sind auch schon reserviert. Sie werden aber erst bei Abholung bezahlt. Das ist momentan eine ziemliche finanzielle Belastung.

Das Letzte, was er allerdings tun würde, ist auf die Natur zu schimpfen. „Wir wollten immer alles früher und früher“, sagt er mit Blick auf die Blumen und Pflanzen. In den vergangenen Jahren sei die Rechnung auch aufgegangen. Nur eben in diesem kalten Frühjahr nicht. Aber die Zeit drängt. Bald sind die Schnittblumen dran. Um sie ordentlich hinstellen zu können, fehlt Platz.

Bei Sonne füllen sich die Gewächshäuser mit Kunden

Immerhin spendet am späten Mittwochvormittag die Sonne doch noch erste wärmende Strahlen. Sofort füllen sich die Gewächshäuser mit Kunden. Eine von ihnen ist Gislinde Weber. Sie geht mit einem Karton voller Geranien zur Kasse. Ihr ist es klar, dass es für die Blumen noch ein wenig kalt ist. „Das ist wie früher. Erst einmal alles ranholen“, sagt die Frau augenzwinkernd. Dann verrät sie, dass sie die Blumen nachts reinholt, so lange es noch kalt ist.

Elke Dechant-Fabig aus Markwerben weiß genau, wovon ihr Kollege aus Uichteritz spricht. Aber die Frau, die in den Ort eine Gärtnerei betreibt, vermutet noch ein anderes Problem. Sie meint die Baumärkte. „Da kann ich preislich doch gar nicht mithalten“, sagt sie. Daher nimmt sie an, dass die Kälte zwar durchaus eine Rolle spielt, sie aber an den schlechten Verkaufszahlen keine so große Schuld hat, wie Christian Budert vermutet.

Verkaufsflächen in den Märkten werden immer größer

„Die Verkaufsflächen in den Märkten werden immer größer. Sie bieten eine Vielfalt, mit der ich nicht konkurrieren kann“, bringt sie es auf den Punkt. „Außerdem verlangen sie preislich vielleicht ein Viertel von dem, was ich nehme“, sagt die Fachfrau weiter.

So sehen es die Mitarbeiter in der Gärtnerei Wiegand in Weißenfels auch. Sowohl die Kälte, als auch die Konkurrenz von den Bau- und Supermärkten mache das Leben derzeit etwas schwer. Sie hoffen nun auch erst einmal auf wärmeres Wetter. (mz)