Überstunden in der Schule
Weißenfels/MZ. - "Ich möchte gern einen medizinischen Beruf ergreifen", verrät Christiane Hescher. Dabei war diese Fachrichtung ursprünglich nicht ihre erste Wahl. "Zuerst wollte ich Mechatronikerin werden, absolvierte ein Praktikum im Autohaus. Bei einem zweiten Praktikum in einem Pflegeheim entdeckte ich die medizinischen Berufe", erzählt die 15-Jährige. Jetzt möchte sie gern Krankenschwester werden und nimmt deshalb im Januar an einer Exkursion ins Weißenfelser Krankenhaus teil. "Bereits 16 Anmeldungen gibt es für diese Betriebserkundung", sagt Berufsberatungslehrerin Heidi Traue. Seit diesem Schuljahr bietet das Zentrum für Wirtschaft, Technik und Hauswirtschaft in Weißenfels wieder die Berufsberatung an. Jeden Montag nach der Schule gibt es dazu eine Sprechstunde. Vorträge, Betriebsbesuche wie bei Pelipal, der Mibrag-Lehrwerkstatt in Deuben und der Kreissparkasse Weißenfels gehören ebenso dazu. "Weil die Schüler auf freiwilliger Basis kommen, wissen wir, dass sie wirklich interessiert sind", unterstreicht Frau Traue einen wichtigen Aspekt. Der zweite Vorteil sind die kleinen Gruppen. Während in den Klassen meist über 20 Heranwachsende sitzen, gestalten sich die Sprechstunden individuell.
"Selbst das Schreiben von Bewerbungen und Lebensläufen kann in den Sprechstunden gemeinsam gemacht werden. Manche Schüler haben die Technik nicht zu Hause, andere brauchen Hilfe bei der Rechtschreibung", sagt Matthias Künzel, Leiter der Einrichtung in der Weißenfelser Nordstraße.
Die drei Mädchen wissen, was sie wollen. "Ich werde mich als pharmazeutisch-technische Assistentin bewerben und gleichzeitig am Fachgymnasium", plaudert Thu Dao Thi. In einer Merseburger Apotheke absolvierte sie ein Praktikum und fand den Beruf toll. Falls es mit dem Abitur klappt, würde sie gern Kunst und Geschichte studieren. Wie Künzel unterstreicht, gehört das Mädchen zu den Besten ihrer Klasse. "Ich habe noch nie erlebt, dass sie unvorbereitet oder unausgeschlafen kommt. Ihre Hefte und Federmappen führt sie penipel", lobt der Pädagoge und sie schämt sich fast dafür. Für einen ersten Freund findet sie jedoch keine Zeit. "Lieben kann man sein ganzes Leben lang, doch lernen zu allererst in der Schule. So hat mich mein Vater erzogen. Ein Freund ist deshalb noch lange kein Thema für mich, frühestens mit 18 Jahren", sagt die Vietnamesin.
Mit guten Noten wartet auch Jana Kutzner auf. Zuerst spekulierte sie auf einen Job im Büro. Nach Praktikas in einem Autohaus und in einer Jeans-Filiale liebäugelt sie mit einem Beruf im Hotel- oder Gaststättengewerbe. "Meine Mutter möchte, dass ich ins Büro gehe, mir gefällt Köchin besser", sagt die Zehntklässlerin. Ihre größere Schwester arbeitet bereits als Restaurantfachfrau.
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