Türkisch-arabischer Lebensmittelhandel Türkisch-arabischer Lebensmittelhandel: Fladenbrot für Flüchtlinge in Weißenfels

Weissenfels - In der Weißenfelser Neustadt hat am Freitag ein türkisch-arabischer Lebensmittelhandel eröffnet. Er war am Nachmittag bereits gut besucht und hat auch am Samstag geöffnet. Es gibt hier Fladenbrot, Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Konserven, Süßwaren und Getränke. Die Initiative für das Geschäft geht zurück auf einen Deutschen mit kasachischen Wurzeln und eines nach Deutschland ausgewanderten Türken.
Die Geschäftsidee hatte Alexej Sehiz (32), der vor 14 Jahren mit seinen Eltern am 11. September 2001 von Kasachstan aus in Deutschland angekommen ist. Er hat die Sprache gelernt und mittlerweile einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre. Als Fahrer von Fladenbrot aus einer Bäckerei in Sachsen hat er Sedat Türker (37) kennengelernt, der in Weißenfelser Döner-Bistros gearbeitet hat. Die Beobachtung beider war, dass viele Türken, Iraker und Araber nach Halle oder Leipzig zum Einkaufen gefahren sind. Denn bislang waren für sie Lebensmittel, wie sie sie aus ihrer Heimat kennen, in der näheren Umgebung einfach nicht zu kriegen.
Flüchtlinge sind froh über das Angebot
Allerdings hat es Verzögerungen gegeben, weil sich eine Geschäftseröffnung wegen der Mietbedingungen in der Innenstadt zerschlagen hatte. Dann musste sich Sehiz einer Operation unterziehen und so zog sich die Umsetzung der Idee hin. Dann aber der Glücksfall: Die Kaufhalle aus DDR-Zeiten erwies sich als das Richtige. „Sultan Market“ steht nun der Fassade, laut Sehiz eine Erinnerung an seine orientalische Vergangenheit. Dass die Flüchtlinge, die mittlerweile in Weißenfels leben, der Geschäftseröffnung nun eine ganz andere Dimension verleihen, war zunächst so nicht absehbar. „Aber böse sind wir über ihre Ankunft natürlich nicht“, sagt Alexej Sehiz und verweist auf Menschen aus arabischen Ländern, für die man spezielles Fladenbrot aus Leipzig anbiete. Mit deutschem Essen würden sie gar nicht klarkommen.
Während an der Kasse Olexandra Friedrich sitzt, die aus der Ukraine stammt, gehört Sedat Türker zum Verkaufspersonal. Seit 1997 lebt er in Deutschland, ist manchem aus dem Gamze-Bistro am Märchenbrunnen bekannt und hat auch in einem Döner-Laden in der Südstadt gearbeitet. Er ist aus der Türkei weggegangen, weil er nicht zur Armee gehen und gegen die Kurden Krieg führen wollte. Heute fährt er zwar gern zu seinen Eltern in der Türkei, doch genauso gern kommt er wieder nach Deutschland zurück, wo er fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat.
Geöffnet ist der „Sultan Market“ montags bis samstags jeweils von 9 bis 20 Uhr. (mz)