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Gebrauchtwarenhändler „Trödel-Nic“ aus Weißenfels geht online

Weshalb der 43-jährige Gebrauchtwarenhändler Nico Ebert aus Weißenfels seinen Laden in der Innenstadt aufgibt.

Von Andrea Hamann-Richter 03.06.2021, 15:00
Gebrauchtwarenhändler Nico Ebert alias „Trödel-Nic“ stellt sein Geschäftskonzept um.
Gebrauchtwarenhändler Nico Ebert alias „Trödel-Nic“ stellt sein Geschäftskonzept um. (Foto: Peter Lisker)

Weissenfels - Neuer Standort, neues Konzept - Nico Ebert geht andere Wege. In dieser Woche läuft daher der Räumungsverkauf in dem Geschäft in der Weißenfelser Saalstraße. Dann wird Ebert, der den Leuten mehr als Secondhand-Händler „Trödel-Nic“ bekannt ist, den Laden erst einmal schließen und umziehen. Schätzungsweise ab September will er in einer Lagerhalle in der Langendorfer Straße in Weißenfels mit Hallenflohmärkten durchstarten. Parallel dazu will er seinen Onlinehandel großflächig ausbauen.

Dieser läuft momentan eher so nebenher. Gerade markante DDR-Waren, wie beispielsweise der Lebensmittelzerkleinerer Multiboy, seien nach wie vor bei vielen Menschen beliebte Produkte. Diese und viele weitere Artikel wie außergewöhnliche Gläser, Schmuck oder seltenes Besteck werde er in den bekannten Online-Portalen anbieten. Der 43-Jährige wird damit einen weiteren Arbeitsplatz in seinem Unternehmen schaffen. Ebert sucht nämlich nach einem Mitarbeiter, der den Online-Handel leiten soll.

Platz wurde schnell zu klein

Nico Ebert ist mit Leib und Seele Händler. Den Beruf dazu absolvierte er in einem Weißenfelser Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft. In seiner Freizeit besuchte er gerne Trödelmärkte und wenn er interessante Stücke entdeckte, kaufte er sie, um sie dann, damals noch im Nebengewerbe, weiter zu vertreiben. Vor vier Jahren entschloss sich Nico Ebert für die Selbstständigkeit und eröffnete sein erstes Geschäft in Weißenfels in der Großen Kalandstraße/Ecke Saalstraße. Der Platz wurde schnell zu klein, so zog er in die jetzigen Räume.

Der Kontakt mit den Menschen, die zu ihm kommen, sei ihm immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Die Kundschaft habe gerne bei ihm eingekauft, sagt der 43-Jährige. Der Entschluss, dort dieser Tage den Schlüssel endgültig umzudrehen, sei ihm daher schwergefallen, gibt er unumwunden zu.

„15 gebeutelte Monate liegen hinter mir“

Die Festkosten für die bisherigen Ladenräume wurden jedoch zunehmend schwerer zu bezahlen. Erst musste er im März 2020 wegen der Corona-Pandemie wochenlang schließen. Seine Verkäuferin musste er in die Kurzarbeit schicken und sie fand in einer anderen Branche eine neue Arbeitsstelle. Als es wieder erlaubt war zu öffnen, begannen wenig später umfangreiche Bauarbeiten direkt vor seiner Haustür. Die Käufer hätten zwar durchaus zu Fuß zu ihm gelangen könnte, doch der Kundenstrom nahm dennoch ab. Und dann wurde es den Einzelhändlern wegen wieder steigender Corona-Zahlen erneut untersagt zu öffnen. „15 gebeutelte Monate liegen hinter mir“, sagt er. Anspruch auf Soforthilfe habe er nicht gehabt. Denn er habe in dieser Zeit sein Standbein, die Haushaltsauflösungen, weiter betreiben können. Dabei beräumen er und sein Team, beispielsweise auf Wunsch von Hinterbliebenen, die Wohnungen verstorbener Menschen. Mit geprüftem Blick entscheiden sie, was in den Müll gehört, und was sich noch gut aus zweiter Hand verkaufen lässt.

Doch der damit erwirtschaftete Erlös sei in der Pandemie komplett dafür aufgebracht worden, die festen Kosten zu decken. Das war auch das Argument für den Umzug in die Langendorfer Straße, denn die Miete sei dort deutlich geringer, so der Mann. Aber er werde weiter für seine Kunden da sein. In der Pandemie hätten viele Menschen den Online-Handel für sich entdeckt. Daher ist er guter Dinge, dass, wenn er nun verstärkt sein Angebot virtuell ausweite, sie ihm auf diesem Weg erhalten bleiben. (mz)