Trio findet beim Lärm der Bohrmaschine seinen Platz
PETTSTÄDT/MZ. - Der 55-Jährige hebt das Trio in die Laibung und rückt das Ganze zurecht. Während sein jüngerer Kollege nach oben steigt und das Glas fixiert, bohrt Adrian Löcher für die Dübel. Die Bleifassung wird mit Metallplättchen arretiert.
Christina Simon beobachtet das Ganze. Sie hat drei Fenster im Auftrag der Kirchengemeinde gestaltet. Das sogenannte Annenfenster und zwei kleinere mit der symbolischen Darstellung von Kreuz und Jakobsweg, der hier entlangführt. Zweimal war die 45-Jährige in der Glaswerkstatt Peters in Paderborn. Beim ersten Mal fiel die Entscheidung gegen Antikglas. Bei ihm hätten die Scheiben geteilt werden müssen und Bleiverstrebungen die Ästhetik gestört. Und auch die Gelb-, Gold- sowie Brauntöne wurden ausgewählt. Von oben fließen helle Farben herab und werden dunkler, je mehr sie sich der figürlichen irdischen Darstellung nähern. Bei der zweiten Fahrt ins Westfälische war auch Rainer Pretzsch vom Gemeindekirchenrat dabei, konnte bei einer Führung zugeschaut werden, wie die Weißlinien zur Figuren-Darstellung mit Sandstrahl eingearbeitet wurden.
Neben jenen transparenten Linien sind im oberen Bereich andere, die in einem Zopf münden, undurchsichtig. "Dieses Spiel der Linien und Farben ist für mich besonders interessant", sagt die Weißenfelser Künstlerin, die im Goethegymnasium als Lehrerin arbeitet.
Ob auch Fenster beim Einbau zu Bruch gehen? Nur selten, wehrt Peter Adrian ab. Er ist Sowjetdeutscher, hat auf dem Bau und im Bergwerk gearbeitet und siedelte 1995 um. Nach einer Umschulung ist er seit elf Jahren in der Paderborner Werkstatt tätig. Er hat bereits an der Kathedrale im spanischen Sevilla, aber auch in Shanghai mitgewirkt. Der Ausbau von Fenstern vor der Rekonstruktion und der Wiedereinbau seien für ihn nur ein Job, aber doch etwas ganz Besonderes. "Es sieht schön aus, wenn alles erledigt ist." Einen Tag haben die drei Handwerker in Pettstädt gebraucht. Zu ihnen gehört auch Matthias Heier, der draußen die zuerst angebrachte Sicherheitsverglasung gemeinsam mit dem Gosecker Restaurator Thomas Götze einputzt. Letzterer hat seit Tagen Vorarbeiten geleistet, weil das Stab- und Maßwerk der Fenster vielfach ergänzt werden musste.
Auch die Vorsitzende des Kirchspiels Goseck, Susanne Riemer-Ranscht, zeigt sich beim Einbau begeistert, denn sie weiß um den Kampf. Die alten Fenster waren in Wendezeiten, als der Raum ungenutzt war, zerstört worden. Der Denkmalschutz habe auf moderne Fenster ohne figürliche Darstellungen gedrungen. "Wir aber wollten mehr als die Aneinanderreihung verschiedenfarbiger Scheiben."
Derzeit träumt die 30-Jährige davon, dass Weihnachten die Kirche in neuer Schönheit erstrahlen wird. Voraussetzung ist, dass die Mittel vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten für eine Turmsicherung fließen. Der weist nämlich Risse auf. Sollte es die Statik hergeben, will man den vermauerten Rundbogen zwischen Schiff und Winterkirche öffnen, so dass der Blick frei wird auf den dann vor den neuen Fenstern stehenden restaurierten Schnitzaltar.