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Trauerspiel "Wilhelmshöhe" Trauerspiel "Wilhelmshöhe": Denkmalgeschützte Kegelhalle in Weißenfels verfällt

Von Andreas Richter 07.05.2016, 06:00
Jens Richter (li.) und Siegfried Fuchs stehen mit historischen Bildern vor der verfallenden Kegelhalle.
Jens Richter (li.) und Siegfried Fuchs stehen mit historischen Bildern vor der verfallenden Kegelhalle. Peter Lisker

Weißenfels - „Hier stirbt ein Stück Weißenfelser Sporttradition“, sagt Siegfried Fuchs und zeigt auf ein verwahrlostes Gebäude in Weißenfels-West. Knapp 90 Jahre nach ihrer Einweihung bietet die ehemalige Kegelsporthalle „Wilhelmshöhe“ ein trauriges Bild: zerschlagene Fensterscheiben, Unkraut sprießt aus allen Ritzen, Müll und Dreck überall.

Verein löst sich auf

Nachdem der Kegelsportverein „Wilhelmshöhe“ bereits Ende 2008 aus der einst so beliebten Sportanlage mit Gaststätte ausgezogen ist, hat er nun die letzte Konsequenz gezogen: Der Sportverein löst sich zum 30. Juni auf. Der Großteil der gut zwanzig Mitglieder wird dem Sportverein Lok beitreten. Damit endet zugleich ein Trauerspiel Weißenfelser Sportgeschichte, das spätestens 2004 begann. „Das war der Anfang vom Ende“, sagt Vereinsmitglied Jens Richter und meint den Verkauf der bis dahin städtischen Kegelhalle an einen Privatmann. Der Verkauf sei seinerzeit an die Auflage gebunden gewesen, das Gebäude zu sanieren, erinnert sich Richter. Geschehen sei jedoch nichts. Und deshalb kann Richter der Stadt heute noch den Vorwurf nicht ersparen, dass die Erfüllung der Auflagen seinerzeit nicht konsequent kontrolliert wurde.

Marode Heizungslage als letzter Auslöser

Stattdessen folgten Jahre der Unsicherheit, ein aus heutiger Sicht schier undurchdringliches Geflecht von Problemen: steigende Kosten, Streit zwischen Eigentümer des Gebäudes und Betreiber der Gaststätte, Pächterwechsel. Das Ende vom Lied: Zum 1. Januar 2009 hat der Kegelverein „Wilhemshöhe“ die eigentlich intakte Sportanlage in Weißenfels-West verlassen. Letzter Auslöser für diesen Schritt war eine marode Heizungsanlage, die das Kegeln im Winter unmöglich machte. Bis dahin, so Richter, habe der Verein alles getan, um den Standort zu halten, hatte sogar Strom- und Wasserkosten übernommen.

Während die Kegler der „Wilhelmshöhe“ auf der Bahn von Lok Weißenfels ein neues Domizil gefunden haben, verfällt die traditionsreiche Kegelanlage in West immer mehr. Im Frühjahr 2009 lag kurzzeitig der Vorschlag auf dem Tisch, die Stadt solle das Haus zurückkaufen. Doch dieser Schritt war schon damals, da das Haus noch weit weniger verfallen war als heute, keine wirkliche Option. 90.000 Euro hatte der Eigentümer seinerzeit für ein Objekt verlangt, das die Stadt zuvor für 20.000 Euro verkauft hatte.

Kegelhalle steht unter Denkmalschutz

„Es tut einfach weh“, meint Siegfried Fuchs. Der heute 81-Jährige kegelt seit seinem 18. Lebensjahr, rund 350.000 Kugeln hat er seitdem geschoben, schätzt er grob. Weil er in der Nähe der alten Kegelhalle wohnt, führt sein Weg heute noch manches Mal dahin. Als 2008 der Auszug bevorstand, hat er unter anderem ein Foto aus der dem Verfall preisgegebenen Halle gerettet - eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die die Einweihung am 7. November 1926 zeigt.

90 Jahre später ist die Sportstätte, so marode sie auch ist, noch immer ein keineswegs unbedeutendes Objekt. Denn das verfallende Gebäude steht unter Denkmalschutz, wie die Stadt auf MZ-Anfrage bestätigt. Entgegen anderen Behauptungen liege aktuell kein Antrag auf Veränderungen an dem Einzeldenkmal oder gar Abriss vor, sagt Stephan Kujas, Mitarbeiter Denkmalschutz bei der Stadt. Im vergangenen Jahr habe der private Eigentümer eine Bauvoranfrage für ein Neubauvorhaben gestellt. Diese sei jedoch abgelehnt worden, weil das Vorhaben einen Abriss der Kegelhalle eingeschlossen hätte.

Was den schier hoffnungslosen Zustand des Gebäudes betrifft, so bleibt Kujas nicht viel mehr übrig als auf die „Erhaltungspflicht des Eigentümers“ zu verweisen. (mz)