Theatertage in Weißenfels Theatertage in Weißenfels: Ansturm auf Karten für den Kulturmarathon

Weissenfels - „Am Wochenende wird es sportlich - wenig Schlaf und viel Umbau im Weißenfelser Kulturhaus.“ Robert Brückner sagt es schmunzelnd und verbindet damit den Auftakt der Theatertage seiner Heimatstadt. Der Kulturamtsleiter ist Initiator und Organisator des Festivals, das alljährlich im November stattfindet - inzwischen zum siebenten Mal und in diesem Jahr vom 6. bis zum 22. November.
Fest wird gut angenommen
Jahr für Jahr sind die Theatertage gewachsen und sie haben sich als feste Größe im Jahreskalender etabliert. „Wir haben klein angefangen, mit einem langen Wochenende begonnen, schon bald entwickelten sich daraus zwei Wochen mit drei Wochenenden inbegriffen“, sagt der 35-Jährige. „Es hat funktioniert, es wird immer besser angenommen“, zieht Brückner Bilanz. Etwas über 5.000 Tickets seien bereits verkauft, obwohl es erst am Freitagabend losgehe.
Als er nach seinem Studium für Kultur- und Medienpädagogik bei der Stadtverwaltung anfing und dem Oberbürgermeister die Idee der Theatertage unterbreitete, war der Verwaltungschef offen dafür, blickt der heutige Kulturamtsleiter zurück. Er erinnert an Theatertraditionen in Weißenfels, die bis in die Herzogszeiten zurückreichen, als die berühmte Karoline Neuber mit ihrer Schauspieltruppe im Schloss Neu-Augustusburg auftrat. Nicht nur diese Tatsache sei Motivation gewesen, ein solches Festival alljährlich vor der Adventszeit ins Leben zu rufen. „Wir wollen vor allem aber unseren Vereinen und Interessengemeinschaften eine Plattform bieten, sich mit ihren Projekten von Musical bis Theater vorzustellen“, so Brückner.
„Diese Rechnung sei aufgegangen, gemeinsam werde an einer Erfolgsgeschichte geschrieben, sagt er. Die Laienensembles hätten Gelegenheit, sich um Inhalte zu kümmern, während die Stadt die Rahmenbedingungen schafft. Dabei gehe es nicht nur darum, Räume zur Verfügung zu stellen, sondern Fördermittel beim Land und bei Lotto-Toto zu beantragen, Sponsoren ins Boot zu holen, um die Eintrittspreise moderat zu gestalten. Ursprünglich habe es Überlegungen gegeben, die Theatertage im Februar oder März zu veranstalten. Planungssicherheit für Fördermittel sei jedoch erst im November vorhanden.
Die Eröffnung der Weißenfelser Theatertage steht von Freitag bis Sonntag im Zeichen der Musicaltraditionen der Stadt von „Kinder von Eden“ über „Grease“ bis zu „Elisabeth - Legende einer Heiligen“. Akteure der vier ausverkauften beziehungsweise nahezu ausverkauften Veranstaltungen im Kulturhaus sind der Verein „music art weissenfels“ und das Goethegymnasium, unterstützt von einer Band gestandener Musiker aus Weißenfels und Halle.
„Wir machen Musik“ heißt es am Freitag, 13. November, um 20 Uhr im Kulturhaus. Ein Team aus Chor und Solisten bringt unter Leitung von Martina Leikopf und Jochen Schuba eine Show aus Welthits von Rock, Pop und Musical mit Licht- und Lasereffekten auf die Bühne. Profis und Laien werden unterstützt von Nachwuchssängern aus dem Goethegymnasium, dazu zählt auch das Doppelquartett. Aus Hohenmölsen sind Diana Reinsperger und ihre Tanzgruppe Cheerdance dabei.
Der Verein Kulturphönix um Katarina Kolditz und Jens Vogt stellt sein neues Stück „Was heißt hier Liebe?!“ rund um die Pubertät vor. e Vorstellungen sind am 14. und 19. November, jeweils um 19 Uhr, und am 20. November um 10 Uhr.
Das Theater Naumburg gastiert am 10. November um 19 Uhr mit „Indien“ - einer der erfolgreichsten Tragik-Komödien Österreichs. Anteil am Erfolg haben nicht zuletzt die Autoren und Schauspieler Josef Hader und Alfred Dorfer mit ihrer „genialen Verfilmung“. Unter der Oberfläche der beiden Protagonisten, die im Wirtshaus über die letzten und die ersten Dinge, über Wiener Schnitzel und ihre Ängste philosophieren, verbergen sich kleine Tragödien einsamer Männer.
Schauspielerin Franziska Troegner kommt mit ihrem Theaterensemble „Klassik am Meer“ von der Ostsee-Insel Usedom nach Weißenfels. Die Profis spielen „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller. Im Mittelpunkt dieses Thrillers voller selbstsüchtiger und machttoller Politiker steht die Auseinandersetzung der Königinnen und Halbschwestern Elisabeth Tudor und Maria Stuart. Troegner, die kürzlich im Fernsehfilm „Chuzpe - Der Mensch braucht Klopse“ als polnische Köchin an der Seite von Dieter Hallervorden zu erleben war, brilliert mit „Rivalin“ Karoline-Anni Reingraber.
Autorin Regina Scheer stellt ihr Buch „Machandel“ am 18. November um 19 Uhr in der Stadtbibliothek im Novalishaus vor. Die Schriftstellerin spannt im Familien- und Generationenroman den Bogen von den 1930er Jahren über den Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer und in die Gegenwart.
Ein Märchenfest, dem unter anderem Workshops und Schwarzlichttheater vorausgehen, findet am 22. November von 11 bis 16 Uhr im Museum im Schloss statt, Karten und Infos unter 0162/9 04 23 50.
Eine magische Inszenierung verspricht das Nimmerland-Musical Peter Pan am 21. November um 15 Uhr. Neben Tanz und Gesang gibt es Schattenspiele und Handpuppen zu erleben. (ck)
Disziplinierter Dieter Hallervorden
Wenn Robert Brückner zurückschaut, erinnert er sich an Erlebnisse - vor und hinter den Kulissen mit den Promis. „Jeder Abend hatte etwas Besonderes“, schätzt er ein. Die Schauspielerin Corinna Harfouch hatte für ihre Lesung ihre Brille vergessen und sei völlig fertig gewesen. Als kurz vor dem Gastspiel jemand eine Brille an der Garderobe des Kulturhauses abgegeben hatte, „war der Abend gerettet, denn ausgerechnet diese Brille kam wie gerufen“, weiß Brückner. Dieter Hallervorden habe er als äußerst disziplinierten Künstler erlebt, er sei mit 79 Jahren noch immer ein Macher und dabei ein Perfektionist - „Respekt!“ (mz)
