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Theatertage Theatertage: Ben Becker tritt in Weißenfels auf

30.10.2013, 18:34
Ben Becker liest am Freitag, 8. November, um 20 Uhr in Weißenfels.
Ben Becker liest am Freitag, 8. November, um 20 Uhr in Weißenfels. agentur Lizenz

weissenfels/MZ - Er ist für Überraschungen immer gut. Der 49-jährige Hanseat aus Bremen singt mit Vicki Leandros. Er tritt mit dem Magier an der Klarinette, Giora Feidman, auf. Er hat Erfolg mit der Bibel-Lesung mit Orchester und Band. Ben Becker ist ein begnadeter Schauspieler und Musiker. Der charismatische Künstler mit der auffallenden dunklen Stimme steht am Freitag in einer Woche, dem 8. November, anlässlich der fünften Weißenfelser Theatertage auf der Kulturhausbühne der Saalestadt. MZ-Redakteurin Bärbel Schmuck sprach mit Ben Becker.

Herr Becker, Sie sind ein vielbeschäftigter und vielseitiger Künstler. Wie kam es zu dem Projekt „Der ewige Brunnen“?

Ben Becker: Ja, ich habe gut zu tun. Ich sehe mich als Handlungsreisenden für die Kunst. „Der ewige Brunnen“ ist eine kleine Veranstaltung mit intimem Charakter. Mein Vater hat uns Kindern immer gerne vorgelesen - das will ich diesmal auch tun und damit eine Familientradition aufleben lassen.

Haben Sie irgendwelche Verbindungen zu Weißenfels?

Becker: Zu Weißenfels nicht, aber ich erinnere mich an Filmdrehs mit Pferden in der Region vor etwa zehn Jahren, da waren Weinberge und ein Fluss ganz in der Nähe. Wir drehten für den historischen Zweiteiler „Trenck - Zwei Herzen gegen die Krone“. Ich spielte den adligen Haudegen Friedrich Freiherr von der Trenck zu Zeiten des Preußenkönigs Friedrich II. an der Seite von Alexandra Maria Lara und Hannes Jaenicke.

Haben Sie sonst hier in der Gegend schon mal vor Kameras oder auf Bühnen gestanden?

Becker: Ja, zusammen mit meiner fünf Jahre jüngeren Schwester Meret Becker, die ja auch Schauspielerin und Sängerin ist. Wir haben in den Saalfelder Feengrotten etwas Märchenhaftes gespielt. Meret war die Meerhexe Hydra und ich der Neptun. Das ist schon ein paar Tage her.

Stehen sie lieber auf einer Theaterbühne vor Publikum oder drehen Sie lieber Filme?

Becker: Ich ziehe die Bühne vor, denn da komme ich ja her.

Wer hat Sie geprägt, gibt es Vorbilder?

Becker: Mein Vater, ihm verdanke ich alles, was ich bin und kann. Er war mein größter Lehrer.

Meinen Sie damit den Schauspieler Rolf Becker oder ihren Ziehvater, den kürzlich gestorbenen Künstler Otto Sander?

Becker: Für mich war Otto Sander mein Vater. Es ist schwer zu begreifen, dass er nicht mehr bei uns ist. Seinen Tod zu verarbeiten, damit habe ich große Probleme, aber das Leben muss ja irgendwie weiter gehen - mit Lachen, aber auch mit Weinen, das muss erlaubt sein. Das verspreche ich Ihnen bei meinem Gastspiel in Weißenfels. Das wird ganz gemütlich - wie bei mir zu Hause Weihnachten auf der Couch.

Damit sind wir wieder beim Programm „Der ewige Brunnen“...

Becker: Ich plaudere und trage Gedichte und Balladen deutscher Klassiker vor. Das war beim Ensemble der Berliner Schaubühne Tradition, da feierten alle Schauspieler an einer großen Tafel. Dann setzte sich einer ans Klavier und spielte, ein andere brachte die Gitarre mit. Im Stil von Anton Tschechow fanden solche Abende mit Literatur und Musik statt. Das war immer sehr schön und hat viel Spaß gemacht. So soll es auch in Weißenfels sein und den Leuten soll es gefallen. Ich bringe meinen Freund Yoyo Röhm mit, der mich am Klavier begleiten wird.

Welche Balladen und Gedichte tragen Sie denn vor?

Becker: Es sind welche, die Ludwig Reiners vor mehr als einem halben Jahrhundert in der Sammlung „Der ewige Brunnen“ zusammengestellt hat. „John Maynard“ von Theodor Fontane ist dabei, Goethes „Erlkönig“ und Schillers „Handschuh“, die „Lorelei“ von Heinrich Heine. Mal sehen, ich lasse freilich Raum für Variationen.

Tingeln Sie gerne mal durch kleinere Städte wie Weißenfels?

Becker: Ja, mir gefällt die privatere Atmosphäre. Ich treffe bei meinen Lesungen immer wieder so viele nette Leute. Ich werde auch in Weißenfels ins Publikum gehen und den Zuhörern, die das wollen, Autogrammwünsche erfüllen.

Welche neuen Projekte gibt es?

Becker: Das sind Rollen in zwei Filmen - einmal drehe ich für einen Fernseh-Tatort in Köln an der Seite von Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt als Hauptkommissare Alfred „Freddi“ Schenk und Max Ballauf. Der andere Film, ein Kinostreifen, ist ein Sozialdrama aus den 1960ern, in dem sich ein Vater in seine Tochter verliebt.

Wo lernen Sie Ihre Texte?

Becker: In der Eisenbahn, das ist reine Fleißarbeit und sehr entspannend.

Und wo ist Ben Becker ganz privat und noch entspannter?

Becker: Mit meiner Familie an der Ostsee - in unserer Villa Kunterbunt mit einem herrlichen Garten.

Vielen Dank für das Gespräch.