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Teures Reinheitsgebot

Von PETRA WOZNY 01.11.2011, 20:06

WEISSENFELS/MZ. - "Wir sind gerade dabei, alle Wasserspeicher zu erfassen", meint Schechowiak. Sie schätzt, dass es sich um rund 150 Speicher mit einer Kapazität von über 300 Liter handeln wird. An alle müssten extra Zapfstellen gebaut werden. Kosten für das Unternehmen: rund 30 000 Euro. Die Geschäftsführerin rechnet mit rund 200 Euro pro Probe, was noch einmal 30 000 Euro wären.

Im Unklaren ist noch, ob das zu Lasten der Mieter gehen werden, denn die Wasserwerke sind nach Aussage der WVW Besitzer der Anlagen. Schechowiak sieht viel Klärungsbedarf. Das denkt auch Ronald Luckanus, Geschäftsführer der Hohenmölsener Wobau. Im Bestand des Unternehmens sind 82 Boiler die mehr 400 Liter fassen. Jetzt müssen rund 330 Zapfstellen installiert werden. Luckanus rechnet allein dafür mit Kosten in Höhe von rund 40 000 Euro. Wie diese Investition als auch die Finanzen über die Hygieneprüfungen umgeschlagen werden sollen, wird heute in Allrode mit allen Wohnungsunternehmen des Landes debattiert. "Danach sehen wir weiter", sagte Luckanus gestern.

Eine klare Ansage macht Jens Peinelt, Vorsitzender des Mietervereins im Burgenlandkreis: "Die Kosten dieser Untersuchung als Betriebskosten sind in den entsprechenden Verordnung überhaupt nicht aufgeführt." Im Rückkehrschluss lasse das die Behauptung zu, dass die nun anfallenden Kosten gar nicht als Betriebskosten abgerechnet werden dürften. Es sei denn, so Peinelt, es sind in den Mietverträgen Mehrbelastungsklauseln verankert. Dann müsse der Mieter die Rechnung bezahlen. Peinelt spricht jedoch davon, dies individuell zu überprüfen.

Im Gesundheitsamt des Burgenlandkreises sind bis jetzt drei Kollegen auf dem Gebiet der Wasserhygiene beschäftigt. Sie kontrollieren vor allem die Wasserversorger wie Midewa oder Eurawasser sowie Krankenhäuser, Hotels und Gemeinschaftseinrichtungen. Je nach dem, wie die Befunde ausfallen, würde die eine oder andere Einrichtung öfter kontrolliert. "An Legionärsfälle kann ich mich in den letzten Jahren in keiner Weise erinnern", meint Amtsarzt Hartmut Wurzbacher.

Das unterstreicht auch Uta Rädel. Sie ist Leiterin des Dezernates Umwelt und Wasser im Fachbereich Hygiene des Landesamtes für Verbraucherschutz. "Wir untersuchen pro Jahr etwa 4 000 Proben, die von den Gesundheitsämtern der Kreise kommen", schildert sie. Einen Mehraufwand für ihren Bereich erwartet die Expertin nicht. Sie verweist auf rund 20 dafür extra bestellten externen Trinkwasseruntersuchungsstellen. Betreiber- und amtliche Laboruntersuchungen dürfen nicht in einem Labor durchgeführt werden. "Da wird eine saubere Linie gefahren", meint sie. "Ich sehe diese Verschärfung der Trinkwasserüberprüfung als eine vernünftige Sache. Wer als Betreiber die Regeln der Technik einhält, kann dazu beitragen, dass den Keimen der Nährboden entzogen wird", fügt Rädel hinzu.