Tanzsport Tanzsport: Ist Weißenfels "ungeeignetster Ort" für Deutsche Meisterschaft?

Weißenfels/MZ - Das gab es in Sachsen-Anhalt noch nie: Eine Stadt dieses Bundeslandes ist Austragungsort der Deutschen Meisterschaft im Tanzsport der Jugend. Am 12. und 13. Oktober hebt sich dafür in der Stadthalle Weißenfels symbolisch der Vorhang. Der Jury stellen sich Paare der Jugend A, Junioren II B. Ausgetragen wird zudem der Deutschlandpokal der Junioren I B. Erwartet werden zwischen 100 und 130 Tanzpaare der Bundesrepublik und weit über 1 000 Besucher der zweitägigen Veranstaltung. Ausgetragen wird die Deutsche Meisterschaft in den Standardtänzen Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Tango, Slow Fox und Quick Step
Der 1. TSC Blau-Gelb der Saalestadt hatte sich vor zwei Jahren um die Austragung dieses sportlichen Ereignisses beworben. Jetzt sinddie rund 150 Mitglieder aus dem Häuschen. „Naja, zunächst haben wir erst einmal tief durchgeatmet, denn hier kommt Großes auf uns zu“, schätzt der erste Vorsitzende Thomas Jähnel ein. Nun, so sagt er mit einem Augenzwinkern, sehe sich der Verein auf Augenhöhe mit dem UHC, der vor zwei Jahren in Weißenfels Gastgeber für die Junioren-Weltmeisterschaft war.
Gar so euphorisch sieht es der Landestanzsportverband Sachsen-Anhalt nicht. „Weißenfels ist der denkbar ungeeignetste Ort für eine solche Meisterschaft“, grummelt dessen Präsident Bernd Totzke. Die Saalestadt habe nicht das Hinterland, der Verein keine Starterpaare und auch kein Geld, so Totzke. Gründe, weshalb sich beispielsweise Halle und Magdeburg bislang nie als Austragungsort beworben hätten. „Der TSC hat dies im Alleingang gemacht. Wir sind als Landesverband nicht auf eine solche Idee gekommen. Ich glaube, es ist ein schwieriges Feld, aber es könnte etwas werden“, zeigt sich der Präsident anderthalb Jahre nach der Bewerbung des Weißenfelser Vereins milder gestimmt.
"Wir werden gute Gastgeber sein"
Seit zwei Jahrzehnten ist der Tanzsportverein in der Saalestadt eine feste Größe. Und dies, so macht Iris Gey, die zweite Vorsitzende deutlich, obwohl Tanzen weder im Leistungssport eine Rolle spielt, noch eine olympische Disziplin ist. „Viele denken doch, Tanzen ist Freizeit-Hopsasa in schicker Garderobe. Doch dahinter steckt jahrelanges hartes Training“, betont Gey. Der Verein selbst konnte in seiner Geschichte mit zirka zehn Turnierpaaren mehrere Landes- und Vizelandesmeistertitel ertanzen und ist erprobt in der Organisation von Tanzbällen. Zudem ist der 1. TSC derzeit im Süden Sachsen-Anhalts der einzige Tanzsportverein, der Kinder und Jugendliche im Turniertanzsport ausbildet. „Wir sehen uns als geeignet und werden gute Gastgeber sein“, ist vom Vereinsvorsitzenden zu hören.
Den Aspekt der Einheit von Leichtigkeit und hartem Training wolle der Verein bei der Deutschen Meisterschaft in den Fokus der Betrachter rücken. Mehr noch: „Es ist eine hervorragende Möglichkeit, unsere Stadt sowie die gesamte südliche Region des Bundeslandes zu präsentieren. Ein großer Teil des Mittelstandes wird von diesem Ereignis profitieren.“ Nicht im gemütlichen Drei-Viertel-Takt, eher im Galopp geht es nun in die Endphase der Vorbereitung.
Rund 40 Mitglieder des 1. TSC sind im Organisationsgremium. Sie beschäftigen sich nicht nur mit der Ausgestaltung der Halle, deren Einrichtung, sondern auch mit Nebenräumen, in denen sich die Paare eintanzen und umkleiden können. Schiedsrichter, ein Dopingarzt, die Einlasskontrolle, ein Fahrdienst, die Garderobe für die Gäste, die Versorgung der Paare als auch die Ballmusik müssen nun bestimmt werden. Ab kommender Woche sind die Karten für die Gäste in der Stadtinformation von Weißenfels zu haben. Tickets bietet auch der Salon Haarmoden in der Weißenfelser Saalstraße an. Apropos Kosten: Der Landestanzsportverband wird die Deutsche Meisterschaft nach anfänglich scharfem Wind aus Magdeburg gen Weißenfels nun doch finanziell unterstützen. „Wir rechnen, dass dieses Ereignis rund 10 000 Euro kosten wird. Wir steuern etwas bei“, meint der Präsident, wollte aber gegenüber der MZ keine genaue Summe nennen. Der 1. TSC bemüht sich unterdessen weiter um Sponsoren. „Einige große haben bereits zugesagt“, zeigt sich Jähnel hoffnungsfroh.
Die Plakate sind derzeit im Druck, ab Mitte Mai werden sie gehängt. Auf hellblauem Grund werben in graziöser Tanzhaltung Alisa Ranscht und Alexander Jähnel für das sportliche Ereignis. Beide haben ihre Wurzeln im Burgenlandkreis, trainieren allerdings in Sachsen.