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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: So arbeitet das Flamarium

Von Petra Wozny 19.11.2016, 15:00
Frank Pasic zeigt die Urnen aus Maisstärke.
Frank Pasic zeigt die Urnen aus Maisstärke. Petra Wozny

Weissenfels/Osmünde - Die Öfen des Weißenfelser Krematoriums sind kalt. Vor fünf Jahren wurden sie abgeschaltet. Die Kosten für eine immens teure Instandhaltung konnte die Stadt als Träger der Einrichtung nicht stemmen. Seit dem dümpelt die Einrichtung vor sich hin. Die Toten werden in den benachbarten Saalekreis gebracht. Dort steht das zweitgrößte Krematorium Deutschlands im Gewerbegebiet Osmünde nahe einer Einfamilienhaussiedlung des Dorfes. Geschäftsführer Frank Pasic gewährte der MZ einen Blick hinter die Kulissen. Allein im vergangenen Jahr war das Flamarium Osmünde für 1.740 Menschen aus dem Burgenlandkreis die letzte Station.

Modernste Einrichtung Europas

Sonnengelb ist die Fassade des Neubaues, davor ein mit Schilf umwachsener Teich mit einer Bank. Rabatten sind sorgsam angelegt. Nichts deutet hier auf ein Krematorium hin, kämen nicht Fahrzeuge von Bestattungsunternehmen. Pasic spricht vom modernsten Krematorium Europas. 2004 wurde hier eine Riesensumme investiert. Neben hoch effizienten Ofenanlagen befinden sich hier auf einer Fläche von rund 15 000 Quadratmetern mehrere Kühlräume, die Ausgabe der Urnen für die Bestattungsfirmen, ein Trauercafé, eine Trauerhalle und ein Friedhof, der es sogar in die Awards Deutschlands geschafft hat.

„Bis zu 60 Einäscherungen finden hier von Montag bis Freitag statt. Das sind mehr als 10.000 im Jahr“, bilanziert der Chef und fügt hinzu: „Die Kühlräume, die ebenfalls 24 Stunden durch Bestattungsunternehmen aus Niedersachsen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt - aus dem Burgenlandkreis sind es rund 15 - und dem Leipziger Raum angefahren werden, bieten bis zu 200 Stellplätze.“ Zu jeder Zeit gelangen die Bestatter per Chipkarte in das Betriebsgelände. Die Särge bleiben maximal drei Tage in den weiß gekachelten Kühlräumen.

Zu den verbesserten Technologien gehört, dass im vergangenen Jahr neben den bereits vorhandenen zwei Ofenanlagen eine dritte, noch leistungsstärkere, eingebaut wurde. Parallel zu neuer Technik investierte das Unternehmen in umweltrelevante Technologien. Die größten Energiefresser seien die fünf Rauchgasventilatoren und drei Rückkühlwerke. Hinzu kämen die Kompressoren für die Kühlräume, die immer eine Temperatur von bis zu sechs Grad halten müssen. Einen beträchtlichen Teil an Strom könne eingespart werden, weil die Öfen die Woche über nicht ausgeschaltet werden, weil sie auskühlen würden. Stetes Anfahren würde ansonsten zu einem Mehrverbrauch führen. „Hier können wir bereits einen sinkenden Energieverbrauch nachweisen. Lärmschutz und moderne Filter tun ihr Übriges.“

In der Tat ist es außerhalb des Gebäudes leise. Die Luft ist rein und wird ständig kontrolliert - hier gibt es keine Beanstandungen. Seit Jahren wird die Asche der Toten in Kapseln aus Maisstärke verbracht - ein wichtiger Umweltaspekt, findet Pasic. Diese lösen sich im Erdreich auf und setzen keine Schwermetalle frei.

Regelmäßig Besuchergruppen

Am bevorstehenden Totensonntag wird im Flamarium ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Wer mag, könne in der Zeit von 13 bis 17 Uhr hinter die Kulissen, auch zur Ofenstrecke, blicken.

„Wir zeigen Transparenz und das danken uns die Besucher seit Jahren. Regelmäßig besuchen uns Gruppen aus der Altenpflege, dem Hospiz oder auch dem Friedhofsbereich. Auch das schafft Ansehen in der Region“, erläutert der Chef. 2015 wurden aus dem Burgenlandkreis 85 Urnen in unserem Friedgarten beigesetzt. „Das Jahr ist noch nicht abgeschlossen. Aber ich denke, dass auch 2016 wieder mehr als 1.700 Tote aus dem Burgenlandkreis bei uns eingeäschert werden und knapp 100 auf unserem Friedhof die letzte Ruhe finden“, denkt Frank Pasic. (mz)

Die Särge bleiben maximal drei Tage in den Kühlräumen.
Die Särge bleiben maximal drei Tage in den Kühlräumen.
Petra Wozny