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SV Lokomotive Weißenfels SV Lokomotive Weißenfels: Kegler auf dem Trockenen

Von Alexander Kempf 25.09.2017, 09:02
Um sich waschen zu können, bringen Kegler wie Siegfried Fuchs (links) ihr eigenes Wasser in Kanistern mit zur Bahn. Das ist beschwerlich.
Um sich waschen zu können, bringen Kegler wie Siegfried Fuchs (links) ihr eigenes Wasser in Kanistern mit zur Bahn. Das ist beschwerlich. Peter Lisker

Weissenfels - Bevor sich Siegfried Fuchs und die anderen Kegler des SV Lokomotive Weißenfels den Kugeln zuwenden, nehmen sie erst einmal Kanister in die Hand. Denn da es auf der Kegelbahn hinter dem Weißenfelser Bahnhof kein fließendes Wasser mehr gibt, bringen die Senioren dieses von Zuhause mit. Schon seit Monaten helfen sie sich so notgedrungen aus. Denn Sport ohne Wasser ist für sie undenkbar. „Wenn man 100 Kugeln spielt, hat danach jeder das Bedürfnis, sich zu waschen“, sagt Siegfried Fuchs.

Bis zum März diesen Jahres konnten sich die Kegler in der Sportstätte sogar duschen. Doch dann ist ihnen überraschend das Wasser abgestellt worden. Nicht aus bösem Willen, sondern weil die Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels, kurz WVW, festgestellt hat, dass irgendwo zwischen dem Weißenfelser Bahnhof und der gut 500 Meter entfernten Kegelbahn Wasser verloren geht.

Sportler hoffen, dass das Leck gefunden und repariert wird

Seither hoffen die Sportler, dass das Leck gefunden und repariert wird, damit das Wasser zurückkehren kann. Sogar bei dem Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch hat der Vereinsvorsitzende Volkmar Otto schon zwei mal vorgesprochen.

Die Kegelbahn braucht unbedingt wieder fließendes Wasser, fordert Volkmar Otto. „Das sind unzumutbare Zustände“, sagt er. Denn kein Wasser bedeutet nicht nur keine Dusche, sondern auch keine Toilette. Die Männer, gestehen die Sportler, schicken sie zum Wasserlassen notfalls vor die Tür. Es wird improvisiert. Doch wie lange soll das noch so weitergehen?

Angst vor dem klaten Winter

Zumal der Winter vor der Tür steht und Volkmar Otto um die Ölheizung des Vereins fürchtet. Die Kegler des SV Lokomotive sind stolz darauf, dass sie sich ohne städtische Unterstützung selbst finanzieren. Doch das Problem der abgestellten Leitung könnten sie nicht alleine lösen.

Tatsächlich ist die Situation ein wenig unübersichtlich. Das Bahnhofsgebäude, wo die Wasserleitung beginnt, gehört der Stadt Weißenfels und wird von der WVW betreut. Das Unternehmen wähnt sich nicht für die Leitung zuständig. Das Gelände zwischen Bahnhof und der Kegelbahn gehört offenbar noch immer der Deutschen Bahn. Das Gebäude der Kegelbahn und ein baufälliger Schuppen sind wiederum im Besitz eines Unternehmers aus Bayern, das diese von der Bahn gekauft hatte. „Wir haben es also mit drei Mann zu tun“, erklärt der Vereinsvorsitzende Volkmar Otto die Gemengelage. Und niemand zeige aus Sicht der Kegler bisher wirklich Initiative, um ihnen zu helfen.

Besitzer des Geländes kommt aus Bayern

„Wenn wir auf Dauer kein Wasser kriegen, kommen wir in die Lage, dass wir das Objekt aufgeben müssen“, sagt Volkmar Otto. Daran kann der Besitzer des Geländes aus Bayern eigentlich kein Interesse haben, argumentieren die Kegler, denn so lange sie da sind, halte sich der Vandalismus auf dem abgelegenen Grundstück in Grenzen. In einem Gespräch mit den Sportlern soll der Unternehmer auch signalisiert haben, dass er an den bestehenden Verhältnissen nicht rütteln will.

Wichtig dafür wäre aber, dass das vermeintliche Leck zwischen Bahnhof und Kegelbahn gefunden wird. Die Stadtwerke Weißenfels haben eine Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung zu dem Problem bisher nicht beantwortet. Unklar ist so, ob der Schaden behoben werden kann.

Keglern wie Siegfried Fuchs brennt das Thema auch deshalb unter den Nägeln, da er bereits miterleben musste, wie die unter Denkmalschutz stehende Kegelbahn Wilhelmshöhe in Weißenfels-West stillgelegt wurde. Das architektonische Schmuckstück verfällt zunehmend. Erst im vergangenen Jahr hat sich der dazugehörige Kegelverein Wilhelmshöhe aufgelöst. Viele Mitglieder sind anschließend wie Siegfried Fuchs zum SV Lokomotive Weißenfels gewechselt.

Nun droht auch der seine sportliche Heimat zu verlieren. Die Kegler stemmen sich entschieden dagegen. Doch ohne Hilfe von außen können sie nur verlieren. (mz)