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Stolpersteine Stolpersteine: Erinnerungen an Weißenfelser

13.04.2009, 15:57

Halle/MZ. - An drei Plätzen in Weißenfels sind für vier jüdische Mitbürger, die von den Nazis umgebracht wurden, Stolpersteine gelegt worden. Die Fakten dafür hat das Weißenfelser Simon-Rau-Zentrum zusammengetragen.

Bernd Wolfsohn, Feldstraße 18: Gerade einmal sechs Jahr alt wurde das jüngste Kind der Familie Wolfsohn. Der kleine Bernd starb 1944 an den Folgen einer Mittelohrvereiterung, weil ihm die notwendige ärztliche Hilfe verweigert wurde. Die Eltern Liesbeth und Max sowie ihr älterer Sohn Gerhard haben den Naziterror überlebt. Die Familien fand ihre gemeinsame letzte Ruhestätte schließlich auf dem jüdischen Friedhof in Weißenfels.

Emma und Rudolf Murr, Schillerstraße 15: Emma Murr war seit 1904 mit dem katholischen Friedrich Murr verheiratet, der im Hinterhof der Schillerstraße 15 eine Schuhfabrik betrieb. Er starb kurz vor der Machtübernahme der Nazis. Nach deren Ansicht war dadurch aus dem "arischen" Eigentum jüdisches geworden, was der Familie zum Verhängnis wurde. Die Nazis wollten die Vermögenswerte. Emma Murr wurde mehrfach verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht und Anfang 1942 nach Bernburg. Dort wurde sie vermutlich spätestens im März ermordet. Ihren letzten Brief an Tochter Rosel schrieb sie im Februar. Die Todesnachricht erhielt die Tochter erst im Juni.

Ihr Bruder Rudolf Murr hatte 1932 die Leitung der Schuhfabrik nach dem Tode des Vaters übernommen. Schon zuvor vielen Schikanen ausgesetzt wurde er am 27. November 1939 erstmals verhaftet. Es folgten die Stilllegung des Betriebs und weitere Verhaftungen. Der Leidensweg führte Rudolf Murr in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Dachau und Neuengamme. Am 20. April 1941 starb er dort. Nach dem Bericht eines Mithäftlings hatten die Nazis ihn an den Beinen aufgehängt, weil er nicht den Namen der Person nennen wollte, die ihm Verbandsmaterial besorgt hatte. Besonders traurig: Seine Frau Klara hatte kurz vor seinem Tod die Scheidung eingereicht, die Rudolf Murr tief getroffen haben muss.

Julius Lewinsohn, Dr.-B.-Halevi-Straße 6: Der 1867 geborene Julius Lewinsohn starb 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt, kurz vor seinem 76. Geburtstag. Er hatte in der Weißenfelser Privatstraße 6 (heute Halevistraße) gewohnt bis er sich für die Summe von 62 000 Reichsmark in das Jüdische Altenheim in der halleschen Boelckestraße einkaufte. Mit vielen anderen älteren jüdischen Menschen teilte er 1942 das Schicksal der Deportation nach Theresienstadt.