Sonne und Erde heizen mit
Weißenfels/MZ. - Geschafft! Winterliche Kälte kann Michael Ries nicht mehr schrecken. Die Nachrichten von steigenden Energiepreisen nimmt er jetzt viel gelassener auf. Denn für sein Haus bezieht er Wärme aus dem Untergrund des Gartens. Drei Viertel der Energie, die er für die 140 Quadratmeter Wohnfläche in der Karl-Marx-Siedlung für Heizung und Warmwasserbereitung braucht, deckt er über eine neuartige Geothermieanlage ab, die gerade in Betrieb gegangen ist. Nur noch ein Viertel muss er aus dem Stromnetz zuführen.
"In acht bis zehn Jahren habe ich den Spareffekt auch im Portemonnaie, dann haben sich die Investitionen amortisiert", sagt er. Und wie der Garten jetzt aussieht, das ist schon viel eher wieder vergessen. Nur wenig steht auf dem zwölf Meter breiten und 35 Meter langen Grundstück hinter dem Haus noch an seinem Platz. In der voller Länge hatten Bagger einen tiefen Graben mit Abstechern gezogen. Denn sechs 2,60 Meter hohe Körbe, geflochten aus insgesamt 1 800 Meter Polyethylenrohr, mussten in einer Tiefe von drei Metern und mit Mindestabstand ins Erdreich eingesetzt werden.
Zehn Quadratmeter Fläche kostet das pro Korb. Der Garten bot nicht genug Platz für den Einbau von Flächenkollektoren, ja nicht einmal für die weniger tief zu setzende Standardlösung der Erdwärmekörbe, die sich Franz Graf von der Firma BetaTherm aus Wangen hat einfallen lassen. Bei dieser brächten zwölf nur 1,20 Meter hohe Körbe die nötige Leistung für das Ries'sche Einfamilienhaus.
"Das Risiko für eine Tiefenbohrung war mir angesichts der geologischen Verhältnisse hier in Weißenfels zu hoch", erklärt Michael Ries, warum er nicht die für kleine Flächen bewährten Erdsonden hat setzen lassen. Sonnenkollektoren allein konnten ihm auch nicht die nötige Leistung bringen.
"Auf der Suche nach Alternativen habe ich beim Fachgroßhandel HTI genau die Lösung für mich gefunden", sagt der gelernte Elektriker. Und zu der gehört auch die zusätzliche Nutzung der Sonnenwärme, damit sich der Boden schnell wieder regeneriert. In einer zweiten Ausbaustufe werden dafür noch 15 Quadratmeter Sonnenkollektoren auf das Dach gesetzt.
Michael Ries hat sich so in das Thema gekniet, dass er sich mittlerweile auch beruflich modernen Heizsystemen zuwendet. Ries - Erdwärme, Solar, Photovoltaik, so stellt sich seine eigene Firma vor. Der 44-Jährige hat noch einmal Schulbänke gedrückt, um sachkundig jedermann beraten zu können, der wie er etwas Unabhängigkeit vom Energiemarkt sucht und dafür auf das zurückgreifen möchte, was Sonne und Erde für individuelle Lösungen bieten. Als Heizungsbauer ist er jetzt auch bei der Handwerkskammer registriert.