Sonne heizt gläsernes Haus
Nessa/MZ. - Weinrot leuchten Dachziegel auf dem ungewöhnlich geformten Dach. Die Sonne prasselt auf die große Glasfront, und es beginnt ein leises Knacken. "Am Anfang haben wir uns gewundert. Doch es ist das Plexiglas, welches sich erwärmt", verrät Lars Nennemann und lädt zu einem Rundgang auf die Baustelle ein. Der Giebel zur Südseite besteht aus einer Stahlkonstruktion und ist vollkommen verglast. Unsichtbar für den Laien führen Lüftungsschlitze die warme Luft ins Innere. Unterm gläsernen Dach befindet sich quasi ein zweites Holzhaus, das von seiner Form her einem Schiffsrumpf gleicht.
"Beim Probewohnen hat uns das Konzept vollkommen überzeugt", erzählt der Physiker. Dabei war die fünfköpfige Familie zweimal in St. Alban, nämlich im knackig kalten Winter und im 35 Grad Celsius heißen Sommer. "Wir haben gekocht und die Wanne volllaufen lassen, sind dann spazieren gegangen und als wir wiederkamen, waren alle Gerüche und Dämpfe abgezogen. Das hat uns vom Raumklima überzeugt", fährt Nennemann fort.
Wasserdampf entstehe seiner Meinung nach immer und muss entweichen können. Da teile der Physiker die Auffassung der Erfinder des Bio-Solar-Hauses, die dem landläufigen Trend zu einer Diffusionssperre entgegentritt. "Ein Haus kann nicht hermetisch abgeriegelt sein wie eine Raumstation", sagt er. Doch damit hält der Neubau verschiedene Verordnungen nicht ein, und es gibt keine Fördermittel. "Wir lassen uns reichlich Zeit, weil wir bereits ein Eigenheim in Quellendorf besitzen", sagt der Familienvater. Für ihn und seine Lebensgefährtin gaben die stetig steigenden Heizkosten den Ausschlag für den Neubau. Dieser zeichnet sich durch eine effiziente Solar-Absorberanlage aus. Intelligente Lowtech Haustechnik gewährleistet geringe Unterhaltungskosten. Das Haus ist gen Süden ausgerichtet.
"Aus diesem Grund kamen wir zufällig nach Nessa, weil in vielen anderen Baugebieten die Ausrichtung des Hauses vorgegeben ist, und wir außerdem nicht in der zweiten Reihe bauen wollten", plaudert der Bauherr weiter. Vor zwei Jahren entstand die Grundplatte, den ersten Winter war der Rohbau dicht, den zweiten Winter die Fassade fertig. "Ich glaube in diesem Jahr werden wir den ersten Weihnachtsbaum im Haus aufstellen", sagt Nennemann und will sich doch bei einem möglichen Einzugstermin nicht festlegen.
Selbst ist der Mann - so lautet derzeit die Devise und so wird Nennemann in den nächsten Wochen meterlange schwarze Schläuche als Solaranlage auf dem schwarzen Zwischendach installieren. "Da sie unter Glas liegen, brauchen sie keine Frostschutzmittel, dafür aber Entlüftungsklappen", erklärt der Fachmann. Als Dämmung dient zentimeterdicke Zellulose, die in den letzten Tagen von Fachleuten eingeblasen wurde. Alles Bio eben - und im kleinen Wäldchen vor dem Haus klopft der Specht.