Sommer-Open-Air Sommer-Open-Air: Mit den Profis auf der Bühne

Weissenfels - Der Termin rückt näher und das Lampenfieber wächst. Für Anita Krieger und Helga Hübner wird es am Freitagabend ganz spannend. Dann stehen die beiden Frauen zum ersten Mal auf der Bühne im Weißenfelser Schlosshof. Inmitten von Profis der Prager Festspieloper sind die beiden Statistinnen bei der Aufführung des Sommer-Open-Air-Klassik-Gastspiels „Nabucco“ dabei.
„Ich habe mich in letzter Minute für eine Statistenrolle beworben, als mein Name unter den beiden Gewinnern in der Mitteldeutschen Zeitung stand, saß mir erst mal der Schreck in den Gliedern“, gibt Anita Krieger zu. „Doch wer A sagt, muss auch B sagen“, fügt die Rentnerin aus Weißenfels hinzu. Jetzt freue sie sich auf ein besonderes Erlebnis voller Begegnungen mit allem Drum und Dran - hinter und auf der Bühne - mit Masken- und Kostümbildnern, mit Solisten und Chor beim eigentlichen Auftritt.
Bei „Nabucco“ fällt Anita Krieger auf Anhieb der Gefangenenchor ein, „mehr weiß ich nicht über die Oper von Verdi, aber ich werde mich noch informieren, um vorbereitet zu sein“, sagt die ehemalige Angestellte aus dem öffentlichen Dienst. Wenn sie schon mal dabei sein dürfe, wolle sie auch wissen, worum es gehe. „Schwanensee“ habe sie schon in der Leipziger Oper gesehen und für das Schlossfest in ihrer Stadt seien bereits Eintrittskarten gekauft worden. „Hätte ich nicht bei der Verlosung gewonnen, hätte ich für ,Nabucco’ Karten besorgt“, erklärt Anita Krieger.
Frühschicht getauscht wegen langer Vorstellung
Auch Helga Hübner kann es kaum erwarten, Theaterluft zu schnuppern. „Der Gefangenenchor unter freiem Himmel - und ich gehöre dazu, ich kann es kaum fassen“, sagt die 60-jährige gelernte Chemielaborantin aus Schkortleben. Es klingt wie ein Jubeln. „Als ich die Idee hatte, mich als Komparsin zu bewerben, hat mich mein Mann gefragt: Was willst du denn noch alles machen?“ erinnert sich Helga Hübner lachend. „Normalerweise fängt das Leben mit 66 an. Ich probiere es mal mit 60“, mit diesen Zeilen hat sich die kulturineressierte Frau beworben. Als Kind und Jugendliche habe sie schon in der Schule wahnsinnig gern Theater gespielt -„ohne Gesang“, meint sie. Da sei sie in dem Märchen „Die Schneekönigin“ die Gerda gewesen. „Das war natürlich etwas ganz Anderes, als das, was mich nun am Freitagabend erwartet, da bin ich schon ein bisschen aufgeregt“, erklärt Helga Hübner, die an einer Tankstelle in Weißenfels arbeitet. Weil es Freitag wohl sehr spät werde, habe sie extra mit einer Kollegin die Samstagfrühschicht getauscht, meint die Schkortlebenerin. Nun sei sie gespannt wie ein Flitzebogen auf die Freilichtveranstaltung.
Anita Krieger teilt das Herzklopfen mit Helga Hübner. Die angehenden Statistinnen haben sich beim Gespräch mit der MZ erst kennengelernt. Jetzt freuen sie sich auf eine spannende Zeit mit den Profis. „Da werden wir hautnah miterleben, was Leistungssport und Disziplin für Künstler bedeuten“, sagt Hübner. Da müsse jeder Ton sitzen, vor solchem Können habe sie Respekt und Hochachtung. (mz)