Schwerer «Taucher» hängt in den Seilen
Großkorbetha/MZ. - Der "Taucher" hängt schwerfällig in den Seilen, 75 Tonnen schwer und 60 Meter lang. Der "Taucher" heißt eigentlich Düker, was von dem niederländischen Wort Duiker (Taucher) kommt. Kurz nach 9 Uhr gibt am Mittwoch Wolfhard Poleski das Kommando: "Düker einheben." Poleski ist Bereichsleiter Rohrleitungsbau der Reinhold Meister GmbH, einer Spezialfirma aus Bayern mit Niederlassung in Leipzig. Zahlreiche Gäste verfolgen am Saaleufer ein Ereignis, das die Bauleute "Erdgas zum Anfassen" nennen.
Während sich der vorgefertigte rund 800 Millimeter dicke Rohrstrang Zentimeter um Zentimeter in Richtung Fluss senkt, erklärt Ralf Borschinsky von der Verbundnetz Gas AG (VNG) die Hintergründe. Die betroffene Gasleitung ermöglicht Transporte vom und zum Untergrundgasspeicher in Bad Lauchstädt und erschließt die Region südlich von Leipzig zwischen Weißenfels und Borna. Seit 15. Juni ist die Leitung Bad Lauchstädt-Flößberg außer Betrieb. Die Versorgung der Abnehmer sei jedoch durch Umschaltungen im Netz weiterhin gewährleistet, versichert Borschinsky.
Mehr als zwei Wochen dauerten die Vorbereitungen auf den Mittwoch. Der alte beschädigte Düker musste von der Leitung auf dem Land getrennt und der Montageplatz für den neuen Rohrstrang vorbereitet werden. Allein zehn Leute bauten den 550-Tonnen-Kran auf, an dem der betonummantelte Düker jetzt hängt.
Nachdem die Leitung knapp über dem Wasser angekommen ist, tut sich für die Gäste dieses Ereignisses minutenlang scheinbar gar nichts. Ralf Borschinsky hat jedoch den Blick des Fachmanns: "Das ist jetzt ein ganz spannender Moment", sagt er. Und in der Tat arbeiten beim zweiten Blick die Fachleute an mehreren Stellen daran, das riesige schwankende Leitungsstück genau in die richtige Position zu bekommen, um es dann in die unter Wasser vorgefertigte Rinne absenken zu können. Von zwei Baggern auf einer schwimmenden Plattform aus kämpfen sie mit Seilen gegen die Kräfte des Windes an, die auf den Düker drücken.
Nach gut einer Stunde ist es geschafft. Langsam senkt sich der 40 Meter lange Dükerfuß auf das Wasser und bekommt es nun noch mit der Strömungskraft der Saale zu tun. "Jetzt ist das Schwierigste bald geschafft", sagt jedoch der Mann von der Verbundnetz Gas AG. In den nächsten Tagen werden die beiden Enden des Dükers noch mit den bereits verlegten Leitungsabschnitten an den Saaleufern verbunden. Am 13. Juli soll die Leitung wieder in Betrieb gehen.