Schweißer sehen Perspektive
ZORBAU/ZEITZ/MZ. - "Für mich hat sich der Lehrgang gelohnt", so Sachse. Dass er im Unternehmen auf Montage gehen muss, stört ihn nicht. Auch David Riedel (20) aus Hohenmölsen freut sich. Er lernte Offset-Drucker, bekam aber keinen Job. Mit der Teilnahme am Schweißer-Lehrgang sieht er nach seiner neun Monate andauernden Arbeitslosigkeit nun eine Perspektive.
"In meiner Branche habe ich keine Chance, Fuß zu fassen", sagt Riedel. Möglicherweise kann er ebenfalls in Zorbau in diesen Betrieb einsteigen. "Vorausgesetzt, er schafft den Lehrgang", ergänzt Detlef Beeger, der bei KPR als Obermonteur arbeitet und Riedel als Schweißer zur Seite steht.
Den Lehrgang selbst absolvieren die Teilnehmer im IEB, dem Institut für Erwachsenenbildung in Zeitz. "Etwa 40 Personen nehmen jährlich bei uns an den Lehrgängen, die viereinhalb bis fünf Monate dauern, teil", erklärt dessen Geschäftsführer Volker Czapla. Die Vermittlungschancen anschließend stehen gut: 80 Prozent der Teilnehmer finden in Betrieben eine Arbeit, allerdings in einem Umkreis von etwa 50 bis 70 Kilometern. Czapla sieht da einen Bereich von Halle über Leipzig bis hin nach Gera und Chemnitz. Der Geschäftsführer will dabei Zeitarbeitsfirmen mit eingebunden wissen. "Es gibt bei den Personaldienstleistungsfirmen durchaus seriöse Firmen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten", ergänzt er.
Dabei ist die Umschulung nicht billig, sie hat ihren Preis: Rund 9 000 Euro kostet beispielsweise die Ausbildung zum Schweißer. Die trägt aber meist die Agentur für Arbeit. Enthalten darin sind unter anderem die Personalkosten für die IEB-Mitarbeiter, die Prüfungskosten sowie die Kosten für die Materialien zum Schweißen. "Wer Interesse hat, sich ausbilden zu lassen, muss sich eine Firma suchen, die einen Schweißer braucht, und danach schaltet sich die Arbeitsagentur ein", so Czapla. Der Mann sieht die Wirtschaft nach der Krise im vergangenen Herbst wieder im leichten Aufwind.
Dem stimmt Mario Peisker zu. Der Geschäftsführer von KPR, die Firma wurde vor zwei Jahren aus der Insolvenz heraus mit acht Leuten gegründet, ist optimistisch. "Die Auftragslage im vergangenen Jahr war super", erklärt Peisker. Ohne bundesweite Montage sei das allerdings nicht zu bewerkstelligen. Zu seinem Team gehört beispielsweise Barbara Kloß. Die 58-Jährige arbeitete schon auf Baustellen in Stuttgart, Jena oder auch in München. "In dem Beruf hat man Perspektive", spricht sie. Der Reiz, als Schweißer zu arbeiten, bestehe für sie darin, dass nicht eine Baustelle wie die andere sei. Jedes Mal sei das eine Herausforderung. Probleme hatte sie in dem Männerberuf nicht. "Als Frau muss man sich durchsetzen und zeigen, was man kann", so ihre Erfahrung. Von den Kollegen werde sie akzeptiert.
In dem mittlerweile 20 Mitarbeiter zählenden Zorbauer Unternehmen wolle man neben den älteren Kollegen zunehmend auch jungen eine Chance bieten. "Wir versuchen im Betrieb, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen", sagt Peisker. Seiner Meinung nach sind zufriedene Mitarbeiter auch gute Leute. "Das A und O ist, dass sich die Mitarbeiter mit der Firma identifizieren", fügt er hinzu. Neben dem bereits eingestellten Sachse wird wahrscheinlich auch Riedel im Zorbauer Rohrleitungsbetrieb den Arbeitsvertrag unterschreiben können. Darüber hinaus kommt im Oktober ein Mitarbeiter zurück, der gegenwärtig seinen Zivildienst leistet. Anfragen nach Arbeit habe es bereits gegeben. Aber nachdem von Montage die Rede war, winkten die Bewerber ab. Je nach Auftragslage sollen im nächsten Jahr weitere Schweißer und Vorrichter eingestellt werden.