Schlüssel umgedreht Schlüssel umgedreht: Nach 28 Jahren schließt das Paar seine Gaststätte in Uichteritz

Uichteritz - Ein bisschen Wehmut ist schon dabei. Dieser Tage haben Barbara und Karl-Heinz Löser aus Uichteritz ihre Gaststätte „Zum Sportlerheim“ nach 28 Jahren geschlossen. Die Zeiten, in denen Getränke ausgeschenkt und Gerichte gekocht wurden, sind endgültig vorbei. Antreffen kann man beide in ihrem ehemaligen Lokal aber noch, wo sie regelmäßig nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Schnell kommen dann Erinnerungen an gestern und vorgestern auf. „Es war damals die richtige Entscheidung“, sagt die heute 71-Jährige mit Blick auf den 24. Mai 1992, als sie und ihr Mann das Lokal eröffneten.
Bis dahin hatten beide im Deutschen Haus in Uichteritz gearbeitet. Dieses gehörte erst der LPG, wurde nach der Wende aber verkauft und zu einer Diskothek umgestaltet, die einen immensen Erfolg hatte. Barbara Löser kassierte damals dort den Eintritt, ihr Mann und die beiden Kinder bewirtschafteten die Bars. „Es war die größte Disco in Sachsen-Anhalt“, sagt sie. Bis zu drei Stunden vorher hätten die Besucher angestanden, um hineinzukommen. Maximal passten 1.300 Leute in das Haus, welches neben einem großen und einem kleinen Saal auch eine Gaststätte beherbergte. 1992 brannte das Gebäude ab und die Lösers standen vor der Frage, was sie stattdessen tun könnten. Das Angebot, die alten Umkleide- und Abstellräume der Sportler an der Saale zu kaufen und dort eine Gastwirtschaft zu errichten, war schon mehrmals an sie herangetragen worden. Mit Anfang 40 nahmen sie das Unterfangen dann tatsächlich in Angriff. Sie rissen Zwischenwände ein, bauten Sanitäranlagen an das Gebäude an, wechselten die Fenster und gestalteten den Gastraum neu.
Schon die Einweihung war ein voller Erfolg. Waren anfangs nur der Verkauf einfacher Gerichte und Getränke geplant, erweiterte das Paar Schritt für Schritt ihr Angebot. Schließlich richteten sie Feiern für bis zu 30 Besucher aus und versorgten auch noch größere Menschenmengen in einem Zelt neben dem Sportlerheim. Das hatten sie für Veranstaltungen, wie die Pfingstgesellschaften oder Herrentagsfeiern und das Tresenturnier angeschafft. Letzteres hob Karl-Heinz Löser selbst aus der Taufe. Bei den Fußballduellen der Gastronomen kamen teils hundert Zuschauer, erinnert sich der 73-Jährige.
Nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei Radfahrern und Touristen war das Sportlerheim beliebt. Die Zeiten waren dennoch nicht immer leicht - so überraschte die Betreiber etwas das Saale-Hochwasser im Jahr 1994. Sie erinnern sich noch gut daran, wie sie anschließend den Schlamm aus dem gesamten Gebäude entfernen mussten. Auch die Hochwasser 2003 und 2013 verschonten das Sportlerheim nicht. Die Lösers ließen sich davon nie unterkriegen.
Vor einiger Zeit entschlossen sich beide aber in den Ruhestand zu gehen. Einen Nachfolger hätten sie sich gewünscht, aber leider nicht gefunden. Bedauern wird das Aus der Gaststätte sicher auch die Wandergruppe, die bei ihnen regelmäßig eingekehrt ist. Auch darum hat das Ehepaar daran gedacht, einfach weiterzumachen. Als aber Karl-Heinz Löser krank wurde, zogen beide kurzerhand einen Schlussstrich. Zufrieden schauen sie auf das Erreichte zurück. „Es hat Spaß gemacht“, sagen sie, „denn es hat alles gepasst.“
(mz)