Das große Bauen Schlammlawinen sollen mit Mammut-Projekt in Kleinkorbetha der vergangenheit angehören
Schlammlawinen und Sammelgruben sollen in Kleinkorbetha der Vergangenheit angehören. Wie ein Mammut-Projekt begonnen hat.

Kleinkorbetha/MZ - Wenn einer der letzten Orte im Burgenlandkreis an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen wird, dann ist das eine aufregende Angelegenheit. Und so verwundert es nicht wirklich, dass der Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus am Mittwochnachmittag zum symbolischen ersten Spatenstich für ein komplexes Bauvorhaben gut gefüllt ist. Neben vielen Dorfbewohnern sind die Abgesandten jener vier Partner gekommen, die sich in den vergangenen Jahren zusammenraufen mussten, um ein für den 150-Seelen-Ort gigantisches Bauvorhaben auf den Weg zu bringen.
Denn da wird der Abwasserzweckverband Bad Dürrenberg (ZWA) nicht nur rund 70 Grundstücke von ihren abflusslosen Sammelgruben erlösen und sie an das zentrale Abwassernetz anschließen. Da wird die Stadt Weißenfels für rund 1,2 Millionen Euro ein Regenrückhaltebecken samt unterirdischen Ablauf errichten, damit der Ort bei starkem Regen nicht wie mehrfach in der Vergangenheit von einer Schlammlawine heimgesucht wird. Zudem ist eine neue Buswendeschleife geplant. Die Weißenfelser Abwasseranstalt, im Ort für die Entsorgung des Regenwassers zuständig, wird neue Kanäle verlegen und schließlich wird der Landkreis seine teils mittelalterlich anmutenden Straßen auf Vordermann bringen. Ein anspruchsvolles Infrastrukturpaket also, über das zum allerersten Mal im Jahr 1996 gesprochen wurde, wie Großkorbethas Ortsbürgermeister Bernd Ostermann erinnert.
25 Jahre und unzählige zähe Beratungen
25 Jahre und unzählige zähe Beratungen später ist die Freude umso größer, dass nun nach vielen Irrungen und Wirrungen alles in trockenen Tüchern und auch die eher diffizilen Fördermittelfragen geklärt sind. Da kann man sich eine kleine Feier gönnen. Bevor die Gäste die rund 200 Brötchen verspeisen können, die der rührige Heimatverein des Ortes vorher aufgeschnitten hat, treten gleich acht Akteure vor einem großen Sandhaufen zum symbolischen Spatenstich an. Der jüngste ist der neunjährige Nico Hoffmann - gleichsam ein Sinnbild für die Investition in die Zukunft des Saaledorfes. Als Überraschung kommt das Jugendblasorchester aus Großkorbetha und lockert mit Musik die Stimmung vor dem harten Alltag an der Baustelle.

Dass das große Bauen den kleinen Ort bewegt, daran hat schon die Sitzung des Großkorbethaer Ortschaftsrates am Montagabend zuvor keinen Zweifel gelassen. Die Informationsrunde dazu musste kurzerhand auf den Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus verlegt werden, weil der Raum drinnen auch ohne Corona-Regeln viel zu eng geworden wäre. Mehr als 70 Leute wollten denn an einem lauen Sommerabend erfahren, was in den kommenden anderthalb Jahren auf sie zukommt. Ortsbürgermeister Ostermann vornweg: „Die Bürger werden in den nächsten 18 Monaten viel Geduld brauchen.“
Geduldig beantwortete Bauleiterin Constanze Beyer von der Reif Baugesellschaft mbH & Co. KG aus Schkeuditz die Fragen der Anwohner. Wann ist welche Straße gesperrt? Wie komme ich mit dem Auto an mein Grundstück? Wie sind Müllabfuhr und die Entsorgung der Sammelgruben organisiert? Wer kommt für mögliche Gebäudeschäden auf? Viele Fragen, auf die es an diesem Abend meist keine erschöpfende Antwort geben konnte. Einige Bürger bezweifelten gar, dass der Ort tatsächlich ein Regenrückhaltebecken braucht. Die meisten allerdings sind froh, dass es endlich losgeht. Ab diesen Donnerstag ist Kleinkorbetha praktisch dicht. Das große Bauen kann beginnen.