Saskia verdrängt Leisslinger
Leißling/MZ. - Tausend Lkw verlassen wöchentlich den Betrieb auf dem Leißlinger Plateau. In der Saison gehen hier mehr als 460 Mitarbeiter ein und aus. Die rege Bautätigkeit spricht ihrerseits für die Entwicklung der Unternehmensgruppe Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke. 1990 hat Christian Künzer mit der Reprivatisierung der Leißlinger Köhlerquelle die Grundlage geschaffen. Seit Anfang des Jahres gehört die MEG komplett zur Unternehmensgruppe Schwarz.
Der Name Leisslinger geht in ihr nun allerdings unter. Auf keiner der 850 Millionen Flaschen, die jährlich in Leißling gefüllt werden, prangt er noch und bringt den Ort nahe, der seit dem Patenteintrag der Leisslinger Köhlerquelle 1896 ein Mineralwasser bezeichnet hat. Saskia heißt das Mineralwasser, das für Lidl produziert und überall in Deutschland verkauft wird und Leisslinger aus dem Rennen geworfen hat.
"Nur mit zwei, drei Prozent war die regionale Marke noch in unserem Angebot", sagt Geschäftsführer Jörg Aldenkott, zugleich Vorsitzender der Geschäftsleitung der MEG. Jetzt werde ausschließlich in Einwegflaschen abgefüllt, der Mehrwegbereich, zu dem Leisslinger gehörte, sei in der Branche rückläufig. Und zum Discountprofil von Lidl passe er auch nicht, begründet Aldenkott, warum die Ökonomie über regionales Image gesiegt hat.
Um die MEG-Position als einer der beiden führenden Erfrischungsgetränkehersteller in Deutschland zu verteidigen, hat der Betrieb in Leißling die Produktion einer Apfelschorle ohne Konservierungsstoffe aufgenommen. Zwei Abfüllanlagen, an denen unter Reinraumbedingungen produziert wird, sind dafür nachgerückt. Dort, wo noch vor zwei Jahren herkömmlich in Glasflaschen abgefüllt wurde, steht jetzt ein Keime fernhaltendes System. Das Labor hat nun noch mehr zu tun. Erst nach neun Tagen gibt es die Apfelschorle frei, weil es sicherstellen muss, dass sich auch ohne Konservierungsstoffe keine Keime entwickeln.
Um den Produktionsbereich so keimfrei wie möglich zu halten, wird er über eine Schleuse betreten. Durch Luken in den Glasscheiben kann Anlagenfahrer Mario Haustein mit langen Handschuhen, die in die Scheibe eingelassen sind, eingreifen, wenn eine Flasche aus einem der Karussells fällt. Doch bis hin zur nächsten regelmäßigen Reinigung der Anlage hat die moderne Abfülltechnik den Menschen nur noch Beobachter- und Steuerungsposition zugedacht.
"Es war eine technische Herausforderung", sagt Geschäftsführer Michael Spies, der nach zwei Jahren seine Aufgaben in der Weißenfelser MEG-Verwaltung nun an Jörg Aldenkott übergeben hat und sich ab dem Sommer am Sitz der Unternehmensgruppe Schwarz in Neckarsulm neuen Herausforderungen stellt.