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Sanitätshaus Fischer feiert Jubiläum Sanitätshaus Fischer in Weißenfels feiert Jubiläum: Auf den Spuren des Urgroßvaters

Von Andreas Richter 04.03.2017, 11:00
Sebastian Aust arbeitet in der Orthopädiewerkstatt des Sanitätshauses an einer Prothese.
Sebastian Aust arbeitet in der Orthopädiewerkstatt des Sanitätshauses an einer Prothese. Peter Lisker

weissenfels - Fast wäre der Mittwoch in dieser Woche im Sanitätshaus Fischer ein ganz normaler Arbeitstag gewesen. Wenn nicht Geschäftsführer Hans-Joachim Rauch die Mitarbeiter wenigstens zu einer kurzen Runde zusammengerufen hätte. Immerhin war dieser 1. März ein besonderer Tag: Genau vor 80 Jahren hat der Weißenfelser Orthopädie-Mechanikermeister Karl Fischer, Rauchs Großvater, in der Nikolaistraße 6 sein Fachgeschäft eröffnet.

„Einen Empfang zum Jubiläum hatten wir diesmal nicht geplant“, sagt der Senior-Chef. Schließlich wollen die vielen Kunden betreut werden. Für die Mitarbeiter hat sich die Geschäftsleitung jedoch etwas Besonderes ausgedacht: Im Juni geht es zu einer Wochenendfahrt nach Berlin.

Hans-Joachim Rauch erinnert sich: „Damals mussten vor allem viele Kriegsversehrte mit Prothesenversorgt werden“

Gute Gründe, das Geschäftsjubiläum nicht einfach so verstreichen zu lassen, hat der Familienbetrieb allemal. Nachdem die Gründergeneration das Unternehmen durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre geführt hat, übernahm Werner Rauch, der Vater des heutigen Geschäftsführers, 1956 die Firma mit seinerzeit zehn Mitarbeitern. „Damals mussten vor allem viele Kriegsversehrte mit Prothesen und anderen Hilfsmitteln versorgt werden“, erinnert Hans-Joachim Rauch, der bei der Übernahme der Firma durch seinen Vater sechs Jahre alt war.

Bis 1981 hat Werner Rauch die Geschicke des Sanitätshauses geleitet. Dann hat der Sohn übernommen. „Das war keine leichte Zeit. Neben dem normalen Geschäft habe ich damals noch meinen Meister gemacht“, blickt Hans-Joachim Rauch zurück. Bis zur Wende hat er den in der DDR-Zeit von Verstaatlichung verschont gebliebenen Betrieb zusammen mit seiner Frau und fünf Mitarbeitern über Wasser gehalten.

Glücksumstand sicherte nach der Wende die weitere Entwicklung der Firma

Nach dem gesellschaftlichen Umbruch sollte ein Glücksumstand die weitere Entwicklung der Firma sichern. Rauch gelang es, den damals bekannten Orthopädieschuhmacher Helmut Gahler aus seiner Werkstatt im thüringischen Eisenberg nach Weißenfels zu holen. „Dank seiner Kompetenz konnten wir den Betrieb Schritt für Schritt ausbauen“, sagt der Chef heute. Nebengebäude wurden umgebaut, ehemalige Wohnungen als Werkstätten ausgebaut. Die Betriebsfläche der Firma, seit 2004 die Sanitätshaus Fischer GmbH, hat sich von rund 200 auf mittlerweile 1 200 Quadratmeter vergrößert. Nach eigenen Angaben hat der Betrieb seit der Wende rund eine Million Euro in das Areal in der Nikolaistraße 44/46 investiert. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich seit der Wende von sechs auf jetzt rund 20 erhöht. In fünf Werkstätten wird gearbeitet. Hinzu kommt ein großer Verkaufsraum.

Immer mussten sie dabei mit einer rasanten Entwicklung der Technik mithalten. „Die Anforderungen haben sich total verändert“, weiß Alexander Nitschke. Hans-Joachim Rauchs Schwiegersohn leitet heute die Abteilung Rehabilitationstechnik. Früher, so erzählt der Fachmann, bestand eine Prothese aus ausgefrästem Holz mit einem mechanischen Gelenk. Von Grund auf gefertigt wurde sie in der Werkstatt. Heute übernehmen Mikroprozessoren die Steuerung der Prothese. Passteile werden von der Industrie zugeliefert. Der Ersatz eines Oberschenkels kann bis zu 30 000 Euro kosten. „Bis die Prothese wirklich passt, dafür sind aber heute noch handwerkliches Wissen und Geschick gefragt“, betont Hans-Joachim Rauch, der jetzt gemeinsam mit seinen Kindern, den Urenkeln des Firmengründers, Kirsten Nitschke und Christian Rauch das Geschäftsführer-Trio bildet.

Längst hat sich das traditionsreiche Sanitätshaus einen großen Kundenstamm im Umkreis von bis zu 30 Kilometern aufgebaut. Die Produktpalette ist ausgesprochen vielfältig. Sie reicht von einfachen Hilfsmitteln für den täglichen Gebrauch über Prothesen, Kompressionsstrümpfe und Bandagen bis hin zu Rollstühlen und Pflegebetten. Dabei schwören die Mitarbeiter auf die gute Zusammenarbeit mit dem hiesigen Krankenhaus ebenso wie mit Pflegediensten, Physiotherapien und Fachärzten. (mz)