Sammler ergattern kleines Stellwerk
WEISSENFELS/MZ. - Mit ihrem Mann Ernst inspiziert sie die Stände der Händler, die sich angesichts des Sauwetters an den Fingern abzählen lassen und von Apolda bis Halle und Chemnitz aus Mitteldeutschland kommen.
Einen blau-rot bemalten Milchkrug in bäuerlichem Stil ersteht die Weißenfelserin zum Schnäppchenpreis am Stand von Yvonne und Uwe Günther aus Gotha. Die Thüringer, die zum ersten Mal in der Saalestadt sind, freuen sich nicht nur deshalb über den Besuch des Weißenfelser Paares. "Diese Gesichter haben wir schon öfter gesehen", sagt Yvonne Günther, die regelmäßig Trödel- und Jahrmärkte in Erfurt, Chemnitz und Auerstedt bei Jena anfährt. Neben Geschirr aus Keramik und Porzellan bietet die 38-jährige Verkäuferin Puppen, Schallplatten und Bücher, Werkzeug und Autoteile an. "Wenn mein Mann es dienstlich einrichten kann, hilft er mir", plaudert die Mutter von sechs Kindern.
Trödelmarkt bedeutet für sie und ihre große Familie Hobby, das zwar wenig einbringe, aber dafür viel Spaß mache. Zwei ihrer Kinder haben die Eltern damit angesteckt. Manchmal seien die Zehn- und Elfjährigen mit auf Märkten. Die meisten Utensilien haben Günthers aus Haushaltsauflösungen der Verwandtschaft geerbt beziehungsweise als Geschenke erhalten.
Auch Petra Hasler, die mit ihrer Familie aus Naumburg gekommen ist, wird bei den Gothaern fündig. "Ich habe mir eine wunderschöne alte Porzellantasse ausgeguckt, die ich natürlich auch benutzen und nicht nur hinstellen werde", verkündet die Sammlerin mit strahlendem Blick. Sie kramt in ihrer Tasche und packt ein Schmuckstück in Weiß mit sattem Blau und etwas Gold aus. Am Stand gegenüber haben indes Ehemann Roland und Sohn Max Hasler, ein kleines Stellwerk für die Modelleisenbahn-Anlage ergattert. Hier hat die Hallenser Rentnerin Renate Woelk netten Krimskrams aus Glas und Holz, Papier und Kunststoff zu winzigen Preisen auf Lager. Da können auch Ulrike Gänkler und ihre Schwester Eleonore Engelhardt nicht widerstehen. Die beiden Altenpflegerinnen aus Teuchern werden beim Anblick eines blau-weißen Weihnachtsmannes schwach, entdecken zudem einen originellen goldfarbenen Wanderburschen und sind hin und weg. "Diese beiden Männer müssen wir unbedingt haben", erklärt Ulrike Gänkler lachend, die an freien Tagen immer wieder gern über Flohmärkte bummelt. Ihrer Schwester geht es genauso. "Da kommt man mit vielen interessanten Leuten ins Gespräch, kann nach Herzenslust stöbern und natürlich auch handeln", meint sie begeistert.
Roswitha Gardianczik stellt sich mit Thüringer Porzellan als Neuwaren vor und feinsten Klöppelspitzen, unter anderem aus eigener Herstellung. Von Fensterbildern bis zu Decken, Tischbändern und -läufern reichen die Handarbeiten der gelernten Schneidermeisterin. Zum Bauern- und Ostermarkt will die Erfurterin gerne wieder nach Weißenfels kommen.