Rückkehr an die Saale ist gelungen
WEISSENFELS/MZ. - Nicht nur, weil anfangs mehrere Schulklassen dessen Kunstwerke sehen wollten. "Viele Weißenfelser und Menschen aus der Region - manche zum ersten Mal - haben den Weg hierher gefunden, weil sie Rudolf Brückner-Fuhlrott (1908-1984) kannten, als er noch in Weißenfels zu Hause war", meint sie.
Beinahe täglich habe sie Gäste durch die Ausstellung geführt. "Sie identifizieren sich mit den Kunstwerken aus der Region, weil sie zu ihrer eigenen Lebensgeschichte gehört", fasst sie die Gespräche mit den Gästen zusammen. Immerhin habe Brückner-Fuhlrott Kirchen in elf Städten mitgestaltet. Was von ihm in welcher Kirche zu sehen ist, erfuhren die Gäste bei der Ausstellung auch aus der Lesematte. Des Künstlers Tochter Elke Maes hatte die Daten, auch eine Biografie des Vaters, als Kuratorin zusammengestellt. Weil bei der Ausstellungseröffnung vom damaligen stellvertretenden Weißenfelser Stadtratsvorsitzenden Klaus Heunisch gewünscht, hatte Elke Maes eine solche Mappe auch dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Dort können etliche Interessenten sich jetzt Informationen über das Leben des Künstlers und Sohnes der Stadt holen und dann beispielsweise seine sakrale Kunst durch die Gotteshäuser der Region verfolgen.
Mit der Ausstellung ist Rudolf Brückner-Fuhlrott in seine einstige Heimatstadt zurückgekehrt. Das haben auch rund 50 Gäste bei der Finissage am Sonnabend gemerkt. Zu der hatte Christina Simon Harald Schwillus, Professor für Religionspädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, eingeladen und ihn gebeten, einen Vortrag zum Thema "Und wenn dein Sohn dich morgen fragt" zu halten.
Das Zitat hat biblischen Bezug und verweist auf den Exodus, den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, der als Befreiung dieses Volkes galt. Zum Ritus des jüdischen Passa-Festes gehört es, dass das jüngstes Kind der Familie vier Fragen stellt, erklärt sie. Die Bedeutung des Fragens im Zusammenhang mit der Selbstbestimmung des Menschen und mit dem persönlichen Exodus, der inneren Freiheit, stellte er in den Mittelpunkt. In Bezug auf die Ausstellung wurde klar gemacht, dass Rudolf Brückner-Fuhlrott selbst immer suchend war und als Künstler um innere Freiheit gerungen hatte. Über Menschen, die nach Freiheit ringen, darüber sprechen, passe aber auch zu einem aktuellen Jubiläum: 20 Jahre Mauerfall.
Außerdem sieht der Verein Brand-Sanierung es als seine künstlerischen Aufgabe mit den möglichen Ausdrucksformen Wort, Bild und Musik, im öffentlichen Raum Fragen zu stellen, die auch jeder andere Mensch hat. Dazu gehören für Christina Simon religiöse Fragen, mit denen sich auch Menschen auseinander setzen, die nicht religiös sind und deshalb Kirchen nicht besuchen.
Brückner-Fuhlrott soll seine Heimatstadt nun nicht wieder ganz verlassen. Doch nicht nur im Stadtarchiv soll seine Lesemappe bleiben. "Die Stadt Weißenfels fühlt sich seinem kulturellen Erbe verpflichtet. Wir denken darüber nach, vielleicht 2011 ein Kunstwerk von ihm erwerben," spricht Hauptamtsleiter Sven Hantscher und hofft auf Unterstützung. Er könne sich aber auch eine Ausstellung von Elke Maes in Weißenfels vorstellen, die in die Fußstapfen des Vaters getreten ist.