Rohrstock nicht schlimmste Strafe
Lützen/MZ. - "Die Interviews sind in Seniorenheimen, mit Großeltern und Bekannten geführt worden", sagte die Frau. Es wurde die Kaiser-, Vor- und Nachkriegszeit sowie die Gegenwart betrachtet. Es gab auch eine Schulstunde wie zu Kaisers Zeiten.
Die Schüler führten rund 20 Interviews, die Befragten bleiben anonym. Es beteiligten sich nur Frauen. Die älteste war 1913 geboren worden, die jüngste 1936. "Die Männer haben sich nicht getraut. Warum, das wissen wir nicht", so Frau Peter. Es ging in den Berichten um Alltagsgeschehen und Strafen in der Schule. Für eine Uichteritzerin sei der Rohrstock nicht die schlimmste Strafe gewesen. Viel härter habe sie getroffen, wenn die Eltern an die Schule bestellt worden seien. Eine Lützenerin berichtete, dass es auch schon mal eine Backpfeife gegeben habe, wenn sie beim Schwatzen erwischt worden sei. Die Befragten stellten alte Utensilien, Medaillen, Abzeichen und Ähnliches zur Verfügung. "Da ist viel Material zusammengekommen", sagte Frau Peters. Von schulischer Seite wird das Projekt durch die Lehrerin Erika Franke betreut. "Wir sind angenehm überrascht, dass die Schüler so aufgeschlossen mitgearbeitet haben." Sie meinte, dass die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schülern früher besser gewesen sei.
Eingeladen waren im Rahmen des Projekts mit Horst Gau und Kurt Krause zwei ehemalige Lehrer. Sie standen Rede und Antwort zum Thema Bestrafung der Schüler in der DDR. "Wenn die Eltern eingeladen waren, war dies eine Schmach für das Kind. Im Vordergrund stand nicht die Strafe, wir wollten helfen. Ich habe keine Lehrer kennengelernt, die auf Schüler eingeprügelt haben", betonte Gau. Er räumte allerdings ein, dass es auch schwarze Schafe gegeben hat. "Wichtig war die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern. Positiv haben sich die Kopfnoten ausgewirkt. Wenn ein Schüler die Note 4 im Betragen hatte, war das Strafe genug", meinte Krause. Am Ende des Jahres sollen die Ergebnisse in einer Ausstellung zu sehen sein.
Wer sich für den Verein interessiert, kann sich unter 034444/419 10 melden.