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Rendezvous mit Napoleon

Von Yvette Meinhardt 13.10.2006, 18:11

Weißenfels/MZ. - Ob aus Teuchern oder Weißenfels, Saint Jean Bonnefonds oder Amerika - aus aller Herren Ländern strömen Mitglieder aus militärhistorischen Vereinen zum Schlachtfeld von Jena-Auerstedt, um bei einem einzigartigen Spektakel dabei zu sein.

"Ich bin sehr gespannt, ob das Ereignis ein großes Chaos wird oder in geordneten Bahnen verläuft", sagt Goldschmiedemeister Jens Fischer. Er und ein gutes Dutzend Mitstreiter des Infanterieregiments Sachsen-Weißenfels rückten am Freitag ab und schlugen in Vierzehnheiligen ihre Zelte auf. Seit Wochen und Monaten bereitete sich der Verein vor, baute extra einen hölzernen Regimentswagen nach und schneiderte Uniformen. "Ich habe mehr als 300 Messingknöpfe für die Franzosen von Hand gefertigt", plauderte der Handwerker aus dem Nähkästchen.

Die Weißenfelser selbst sind zwar rein historisch ein wenig fehl am Platze, werden aber geduldet. "Es herrscht ganz offensichtlich Sachsen-Mangel auf dem Schlachtfeld", sagte Fischer. Das Infanterieregiment Sachsen-Weißenfels kam da gerade recht. In schönen weißen Uniformen mit blauen Aufschlägen reihen sich die Weißenfelser in das bunte Biwak ein und stürzen sich heute Nachmittag in das Gefecht. Der Verlauf der Schlacht ist natürlich historisch verbürgt und wird auch nicht umgeschrieben.

116 Pferde und 24 Kanonen sorgen für die richtigen Effekte. Die Offiziere behalten den Schlachtverlauf im Blick. Rund 800 Zelte sollen aufgebaut werden, dazu gibt es unmittelbar am Rand des Schlachtfeldes in Lützeroda-Closewitz einen bunten Handwerker- und Bauernmarkt. "Ich freue mich, am Abend mit halb Europa am Lagerfeuer zu sitzen", sagte Fischer weiter. Der "Feind" kommt dabei aus der eigenen Stadt. Enrico Wiedemann und weitere "Franzosen" aus Weißenfels stehen hinter der feindlichen Linie. "Wir bilden mit sechs weiteren Franzosen, vier Russen und einer ganzen Menge Deutschen die 22. Demi-Brigade", plauderte der junge Mann. Der Verein "Ostpreußische Landwehr 1813" - unter dessen Dach diese Franzosen zu Hause sind - agiert auf dem Schlachtfeld.

Vor Wochen waren die Akteure zu Exerzierübungen in Leipzig und Naumburg. "Ich freue mich, dass es endlich so weit ist, und wir in unsere Uniformen springen können", sagte Wiedemann. Die Teucherner erwarten am Wochenende ganz besondere Gäste. "Aus unserer Partnerstadt Saint Jean Bonnefonds reisen vor allem Geschichts-Interessierte an, die bei dem Spektakel dabei sein wollen", verriet Andreas Erbstößer. Er betreut gemeinsam mit "Dolmetscher" Michael Pfau die Franzosen. Am heutigen Tag steht deshalb ein Ausflug auf das Schlachtfeld im Mittelpunkt, am Sonntag geht es dann nach Naumburg, werden Dom und dessen Schatz besucht.