Reifezeugnis für James Bond
Weißenfels/MZ. - Früh aufstehen musste jeder, der in diesem Jahr ein echter "Abigent" sein wollte. Denn die 268 Abiturienten am Weißenfelser Goethegymnasium begannen ihren letzten Schultag am Freitag schon um sechs Uhr morgens. "Abigent 007" lautet das diesjährige Abgangsmotto der sechs zwölften und fünf 13. Klassen, in Anlehnung an den als "007" bekannten Filmagenten James Bond, die aufgrund der verkürzten Schulzeit in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr gemeinsam Abi machen.
In Anzüge und Cocktailkleider gehüllt hatten die Jungen und Mädchen das Schulgelände noch vor den ersten Lehrern in Beschlag genommen und verlangten gemäß des Schulrituals von ihnen auch gleich Eintrittsgelder. Mit 4 000 Luftballons machten sie außerdem den Eingangsbereich von Schule, Turnhalle und Cafeteria dicht. "Wer nicht bezahlt, wird mit der Wasserpistole kräftig nass gespritzt", freute sich Jakob Lange aus der 13a. Nach der Eingangshürde waren starke Nerven gefragt. In mühevoller Detailarbeit hatten die künftigen Absolventen das Schulgelände am Vortag zum Kriminalschauplatz umgestaltet. Der Pausenhof wurde zum Tatort. Im Gebäude widmeten sie sich vergnüglicheren Dingen, wobei auch das nach dem neuesten Bondfilm benannte "Casino Royal"und zwei Martini-Bars nicht fehlen durften. Schließlich sei dies das Bond'sche Lieblingsgetränk. Dieser mag es bekannterweise geschüttelt und nicht gerührt. Zwei Wochen hatten die Schüler die Kulissen vorbereitet. Die Planung und Organisation des Tages startete hingegen schon vor sechs Monaten.
Richtig realisiert haben Jakob Lange und Christin Vollmann ihren Abschluss noch nicht. Früher hätten sie die älteren Jahrgänge an diesem Tag bewundert. Jetzt sind sie selbst an diese Stelle gerückt. "Dass ich am Montag in der Prüfung sitze und Deutsch-Abi schreibe, kann ich noch nicht fassen", sagte Christin Vollmann. Weinen werde die 19-Jährige auf jeden Fall noch, denn der Abschied falle ihr schon schwer. Auch Klassenlehrer Harald Franke zeigte sich traurig über den Abschied seiner 13a. Erstmalig habe er eine Klasse von der fünften an bis zum Abitur geführt. "Nach sieben Jahren tut der Abschied doch etwas weh", sagte der Physiklehrer.
"Jetzt ist der Schulstress wenigstens bald vorbei", meinte Carolin Schupa erleichert. Am Freitag fühlte sich die Zwölftklässlerin verantwortlich für das abschließende Programm, bei dem sich der Schulhof des Gymnasiums in einen Ausbildungsplatz für Agenten verwandelte. Fünf Lehrer durften in den Bereichen Intelligenz, Geschicklichkeit und Schusssicherheit gegen eine Schülerauswahl antreten und sich die Aufnahme in den Abitur-Kader erkämpfen.
Dass die beiden Abschlussjahrgänge musikalisch sind, bewiesen sie beim Rap zu "Men in Black", dessen Text sie gemeinsam umgedichtet hatten. Gefeiert wurde abends zum Bedauern aller allerdings nach Jahrgängen getrennt. Während die 13. Klassen den letzten Schultag im Schlosskeller ausklingen ließen, feierten die Zwölften vor Prüfungsbeginn nochmal richtig in der "Leißlinger Pforte". "Wir haben leider keinen Raum gefunden, in dem alle Platz gehabt hätten", ärgerte sich die Mitorganisatorin.