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Patientenärger Reha-Klinik Bad Elster verweigert Mann aus Weißenfels die Behandlung

Von Andrea Hamann-Richter 30.08.2016, 07:11
Heiko Michler fühlt sich allein gelassen. Er kann seine Arme kaum bewegen, wird daher von der Reha-Klinik abgewiesen. Mit Hilfe der MZ kommt er jedoch zu seinem Recht.
Heiko Michler fühlt sich allein gelassen. Er kann seine Arme kaum bewegen, wird daher von der Reha-Klinik abgewiesen. Mit Hilfe der MZ kommt er jedoch zu seinem Recht. Birger Zentner

Weißenfels - Heiko Michler versteht die Welt nicht mehr. Der Weißenfelser benötigt dringend einen Aufenthalt in einer Reha-Klinik. Seine beiden Ellenbogen sind gebrochen. Sie sollen wieder richtig funktionieren.

Heiko Michler hatte auch schon einen Reha-Platz. Nun hat ihn die Vogtlandklinik in Bad Elster aber abgelehnt. Begründung: Seine Pflege ist zu aufwendig. Durch die Brüche ist der 46-Jährige bei den einfachsten alltäglichen Dingen auf fremde Hilfe angewiesen.

„Wenn ich das doch aber könnte, bräuchte ich diese Reha nicht“, sagt er. Aber eigentlich fühlt er sich schon seit seinem Unfall fast völlig ausgeliefert.

Heiko Michler bricht sich beide Ellenbogen bei Radunfall

Rückblick: Es ist der 8. August. Heiko Michler fährt Rad. Es geht bergab, der Mann kommt auf der Markröhlitzer Straße ins Schlingern. Er stürzt und versucht sich noch abzustützen.

Das hat die Folge, dass er sich beide Ellenbogen bricht. Autos fahren an dem Verunfallten vorbei. Endlich halten zwei Frauen an, helfen dem Mann und rufen den Notarzt.

Kritik an Asklepios-Klinik in Weißenfels

Heiko Michler kommt in die Notaufnahme der Asklepios-Klinik in Weißenfels. „Denen hätte ich fünf Sterne gegeben“, schwärmt er von der Ver- und Umsorgung durch das Team. Das ändert sich, als er von den Schultern bis zu den Händen eingegipst auf die Station gebracht wird. So erzählt er es.

Schmerzmittel bekommt der Mann nach eigenen Aussagen oft erst nach mehrfacher Bitte. Der Rufknopf liegt häufig so, dass er nicht herankommt. Bettnachbarn helfen ihm, nach dem Pflegepersonal zu klingeln. Ihnen ist Heiko Michler noch heute dankbar, genauso wie den beiden Frauen, die ihm halfen.

Essen mit zwei gebrochenen Armen nahezu unmöglich

Besonders das Essen im Krankenhaus habe sich schwierig gestaltet, erzählt er weiter. Schwestern hätten ihm oft das Tablett nur hingestellt. „Ich konnte die Brote nicht belegen und auch nicht wie ein normaler Mensch essen. Ich habe mich gefühlt wie ein Hund“, sagt der Mann.

Fotos auf seinem Handy, aufgenommen von Besuchern, zeigen diese Situation. Er fügt an, dass er mehrfach etwas gesagt habe, aber die Belegschaft habe es ignoriert.

Immerhin bekommt Heiko Michler noch in der Klinik die Information, dass es im Anschluss in die Rehaklinik nach Bad Elster gehen soll.

Ablehnung der Volgtlandklinik kommt zwei Tage vor Reha-Beginn

Er wird entlassen. Seine Mutter aus der Lutherstadt Wittenberg reist an und hilft ihm zu Hause bei Alltäglichkeiten. Außerdem wird ein häuslicher Krankenpflegedienst beauftragt. Zumindest, bis es nach Bad Elster geht.

Zwei Tage vor Beginn der Reha erhält der Mann plötzlich die Ablehnung der Klinik. „Sie teilten mir am Telefon mit, dass sie eine Rehaklinik und keine Pflegestation sind“, sagt er.

Den Vorschlag, eine ihn pflegende Person in dieser Zeit mitzubringen und dafür die Kosten von mehr als 750 Euro zu tragen, winkt er müde ab. So viel Geld hat der Hartz-IV-Empfänger nicht. „Ich habe mich mehr als im Stich gelassen gefühlt“, sagt der Mann.

Reha-Klinik Bad Elster überdenkt Situation nach MZ-Anfrage

Also wendet er sich an die Weißenfelser MZ. Diese bittet um Stellungnahme sowohl beim Asklepios-Klinikum, als auch bei der Vogtland-Klinik in Bad Elster. Das Asklepios-Klinikum teilt mit, dass es an die Schweigepflicht gebunden ist.

Heiko Michler werde aber ein Gespräch mit allen Beteiligten angeboten, um die Sache zu bereinigen. Die Vogtland-Klinik informiert ebenfalls, dass es ihr aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht nicht gestattet ist, Auskunft zu geben.

Bei Nachfragen wird gebeten, sich an Heiko Michler zu wenden. Dieser betritt nur wenige Momente später die Redaktion. Er teilt mit, soeben einen überraschenden Anruf von der Klinik in Bad Elster erhalten zu haben.

Er könne nun doch seine Reha noch am selben Tag wie geplant beginnen. Sein Sachverhalt wurde noch einmal im Ärzteteam beraten. Es sei nun doch eine geeignete Möglichkeit gefunden, ihn zu behandeln. (mz)