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Reden über den Tod Reden über den Tod: Notfallbegleiter kämpfen auf neuem Weg um mehr Mitstreiter

Von Carmen Busch 21.06.2016, 10:24
Stefanie Maiwald (re.) im Gespräch mit den Notfallbegleitern.
Stefanie Maiwald (re.) im Gespräch mit den Notfallbegleitern. Peter Lisker

Weissenfels - Seit Monaten kämpft das Team der Notfallbegleiter um neue Mitstreiter für ihr Ehrenamt, denn acht Krisenseelsorger sind für mehr als 40.000 Einwohner der Stadt Weißenfels und ihrer umliegenden Gemeinden zu wenig. Viele Interessenten haben sich auf ihren Aufruf jedoch noch nicht gemeldet. Um das zu ändern, haben sich die Notfallbegleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Weißenfels einen ungewöhnlichen Partner gesucht - die Weißenfelser Stadtbibliothek. In der vergangenen Woche hat der erste gemeinsam gestaltete Informationsabend in der Bibliothek stattgefunden.

Werben um Mitstreiter wird belohnt

„Es ist ein vielversprechender Abend geworden“, sagt Teamleiterin Annett Hirscher erleichtert. Da sich Interessenten für die ehrenamtliche Krisenseelsorge in der Bücherei eingefunden haben, wird ihr Werben um Mitstreiter dadurch belohnt. Damit zeigt sich ihnen, dass ihr Ehrenamt trotz des ernsten Charakters angenommen wird.

„Ich weiß, was diese Arbeit bedeutet und ich möchte das Team zukünftig gerne unterstützen“, sagt Dana Gall-Damrow. Die Sanitäterin, die bei der Bundeswehr arbeitet, ist sich sicher, dass der Dienst am Menschen auch ihr etwas persönlich zurückgeben wird. „Selbstlos zu helfen und jemandem eine Stütze in der Not zu sein, ist nicht egoistisch und gibt niemandem einen besonderen Kick, sondern erdet dich“, sagt die 45-jährige Soldatin offen. Gall-Damrow, die im Berufsleben ihren Kameraden zur Seite steht, möchte auch in der Freizeit ebenfalls für andere da sein.

Keine Zweifel an Kooperation

Über diese Hilfsbereitschaft freuen sich nicht allein Annett Hirscher und ihre Notfallbegleiter, sondern auch die Angestellten der Stadtbibliothek honorieren diesen Schritt mit Anerkennung. „Wenn ich mir überlege, dass ich in der Not jemanden bräuchte und es gebe niemanden wie die Notfallbegleiter, möchte ich mir nicht ausmalen“, räumt Bibliotheksleiterin Stefanie Maiwald ein. Sie selbst sei sich sicher, dass sie eine solche Aufgabe nicht leisten könne. Aber zu wissen, dass es Hilfe gebe, beruhige sie sehr. Daher haben Maiwald und ihre Kollegen auch keinen Moment gezögert und Ja gesagt, als die Anfrage der Notfallbegleitung für eine eventuelle Kooperation kam.

Erst durch diese neue Zusammenarbeit haben sich die Mitarbeiter der Stadtbibliothek mit dem Thema Tod befasst. „Im normalen Leben ist der Tod ein Tabuthema, aber das sollte er nicht sein“, sagt Bibliothekarin Andrea Wiebigke. Für die Weißenfelserin ist die Arbeit der Krisenhelfer wegweisend. „Wir haben eine umfassendes Angebot zum Thema Tod in unserem Haus zur Verfügung. Mal humorvoll aufgearbeitet oder auch ganz sachlich“, erklärt die 35-Jährige. Diese Literatur stelle die Stadtbibliothek dem gesamten Team, aber auch den Interessenten gerne zur Verfügung.

Ehrenamtler fehlen überall

In der neuen Zusammenarbeit mit der Bibliothek sieht der Vorstandsvorsitzende des Ortsvereines Weißenfels des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Habelmann, eine Chance, eine breitere Masse zu erreichen. Habelmann selbst ist ehrenamtlich im Katastrophenschutz tätig und kennt die schwierige Situation der Ehrenämter. „Sie fehlen überall. Da sich die meisten in ihrer Freizeit engagieren, fällt auch ein großer Teil bei akuten Notfällen aus“, sagt Habelmann ernst. Erfahrungen von vergangenen Einsätzen haben laut dem Burgwerbener gezeigt, dass die Notfallbegleiter in der Gesellschaft eine wichtige Rolle einnehmen, auch wenn diese eine unerfreuliche sei.

Dass nicht aus allen Interessenten wirklich Notfallbegleiter werden, ist Annett Hirscher bewusst. „Ich setzte viel Hoffnung in unsere neue Kooperation. Diese heimische und offene Atmosphäre der Stadtbibliothek hat bereits viel zum Erfolg des Abends beigetragen“, meint Annett Hirscher. (mz)