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Poser versteht Streit nicht

Von Lutz Würbach 05.07.2006, 17:22

Weißenfels/MZ. - Einige Leute in der Weißenfelser Region wollten sich profilieren, sagt Hans-Jürgen Poser mit Blick auf die Debatte zur Kreisfusion. Sie würden Öl in ein Feuer gießen, das es gar nicht gebe. Mit Verweis auf Oberbürgermeister Manfred Rauner und eine Initiativgruppe spricht er von Unverständnis darüber, dass Weißenfels ausgerechnet von Zeitz Schadenersatz für den verlorenen Kreissitz fordert: Kreissparkasse, Wirtschaftsfördergesellschaft. "Wenn Weißenfels etwas will, muss es mit Naumburg reden", sagt Poser.

Er hatte bei der Gebietsreform vor zwölf Jahren als Landes- und Kommunalpolitiker der CDU unmittelbaren Einfluss auf den Lauf der Dinge gehabt. Damals, blickt er zurück, sei die Reform in der Bevölkerung nicht akzeptiert worden. Die Hauptstadtfrage habe politischen Sprengstoff beinhaltet. Die Autobahn sei blockiert, der Protest im Kreistag signalisiert worden. Am Ende habe nicht die größte Stadt, sondern Naumburg das Rennen gemacht. Quasi als Schmerzensgeld bekam das unterlegene Zeitz danach die Berufsschule, die Sparkasse, das Krankenhaus, das Katasteramt und die Schulverwaltung. Außerdem machte das Land die Zusage, etwas für die Infrastruktur im Raum Zeitz zu tun. Mit den Resultat ist Poster ziemlich zufrieden. Der Burgenlandkreis habe sich gefunden, wirtschaftlich und finanziell stehe er ganz gut da.

"Jetzt liegen die Dinge anders", sagt Poser. "Die Leute sehen die Fusion gelassen. Es gibt kaum Streitpunkte." Für den CDU-Politiker passiert jetzt im Süden das, was vor zwölf Jahren schon vernünftig gewesen wäre. Damals, so meint er, sei der große Wurf im Süden in erheblichem Maß an Weißenfels gescheitert. Die dort handelnden Personen hätten viel gefordert und seien wenig kompromissbereit gewesen, urteilt Poser. Jetzt, da die Menschen den Zusammenschluss mittragen, stören ihn die Quertreiber. Wer sich profilieren möchte, solle es tun, sagt der Zeitzer. Vor dem gemeinsamen Kreis stünden große Aufgaben. Da könne sich jeder in die Lösung mit einbringen. Positives Denken fordert er, die Anerkennung der Entscheidung und den Willen, daraus jetzt gemeinsam das Beste zu machen.

Die Naumburger sollen seiner Meinung nach Verwalten. Das sei das, was sie könnten. Eine wirtschaftliche Ansiedelung sei eher in Zeitz oder Weißenfels zu bewerkstelligen. Dabei ist aus Zeitzer Sicht relativ egal, wo genau der Standort liegen würde. Poser sieht den Raum Zeitz-Weißenfels nämlich als eine wirtschaftliche Region. "Die Mibrag ist wieder das verbindende Glied", sagt er. Der neue Landkreis müsse sich um die Ortsumgehungen von Deuben und Theißen kümmern. Mit dieser Trasse und der Anbindung von Zeitz an die Autobahn hätten beide Städte eine Infrastruktur zu bieten, die schnelle und kurze Wege zur Wirtschaft in Leuna, Gera, Halle oder Leipzig garantiere. "Wir sitzen mittendrin", benennt der Abgeordnete einen Vorzug des künftigen Landkreises.

Die Zeitzer CDU habe in der Vergangenheit den Ausbau der Verwaltung in Naumburg unterstützt, erinnert Poser. Im Gegenzug habe Naumburg sich um die wirtschaftliche Entwicklung im Raum Zeitz mit bemüht. Man habe sich nach dem Streit um die Kreisstadt zusammengerauft und auf Kooperation gesetzt. Das schwebt Poser auch bei der nächsten Fusion vor.

Die Sparkasse solle da sitzen, wo die Wirtschaft sei, wiederholt Poser eine Forderung aus Richtung Weißenfels. Wenn da Zeitz nicht in Frage komme, so denkt er laut, müsse das doch bedeuten, dass es in Zeitz keine Wirtschaft gebe. "Ungeheuerlich", sagt er und glaubt, dass da schon eine Menge Arroganz im Spiel ist. Nicht nur wegen des Gewerbegebietes Sachsen-Anhalt Süd mit seinen rund 7 000 Arbeitsplätzen oder Südzucker oder der Bioethanolanlage.

Die Wirtschaftsfördergesellschaft ist 1991 von der Stadt Zeitz und der Wirtschaft gegründet worden. Nach der Gebietsreform 1994 hat sich ihr Tätigkeitsfeld auf den neuen Landkreis erweitert. "Weil zu sehen war, dass gute Arbeit geleistet wurde", sagt Poser. Nun liege es nahe, den künftigen Kreis zu betreuen. Mit dem Wirtschaftsförderamt in Weißenfels gebe es bereits Vereinbarungen, meint der CDU-Politiker. Für ihn ein Grund mehr, sich der Zukunft zuzuwenden und nicht die Gegenwart mit Kleinkrieg zu bestreiten.