ÖPNV im Burgenlandkreis ÖPNV im Burgenlandkreis: 16 neue Fahrer sollen kommen
Weissenfels/Naumburg/MZ - Harsche Kritik kommt von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf die Ankündigung, bei der Personenverkehrsgesellschaft (PVG) Burgenland einen zweiten Geschäftsführer einzustellen. Vor allem ist Bezirksgeschäftsführer Lothar Philipp sauer, weil Landrat Harri Reiche (parteilos) als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der PVG unter anderem die „unkooperative Haltung des Betriebsrates“ als einen Grund für die Notwendigkeit des zweiten Geschäftsführers angeführt hat. „Die sollen lieber 15 neue Fahrer einstellen“, moniert Philipp. Denn das Unternehmen schiebe einen Berg von 10 000 Überstunden vor sich her, weil die Arbeit nicht zu schaffen sei. Von einer unkooperativen Haltung des Betriebsrates könne keine Rede sein, er versuche nur, Arbeitnehmerinteressen zu wahren. Und er vermutet, dass notwendige Busfahrten über geringbeschäftigte Busfahrer abgefangen werden.
Letzteres weist Reiche vehement zurück. Es gebe im Unternehmen keine Fahrer auf 400-Euro-Basis oder ähnliches. Das habe er sich schriftlich noch einmal vom Geschäftsführer bestätigen lassen. Und es gebe ein Personalkonzept, das die Einstellung neuer Busfahrer vorsehe. Mit Blick auf Betriebsrat und Gewerkschaft rudert Reiche allerdings ein Stück zurück. „Ich will da nicht weiter Öl ins Feuer gießen“, so Reiche. Aber ihm gehe es darum, dass der Betriebsrat mithelfe, das Nahverkehrsunternehmen für die Zukunft fit zu machen. „2019 werden die Konzessionen für den Nahverkehr neu vergeben, da muss das Unternehmen so aufgestellt sein, dass es sich dem Wettbewerb stellen kann“, fordert Reiche. Im übrigen sei diese Vorbereitung auf die Neuvergabe der Konzessionen auch ein Grund für den zweiten Geschäftsführer. Ihn einzustellen, sei aber auch ein Stück der Philosophie in den kreiseigenen Unternehmen. Man habe das schon in anderen wie der Abfallwirtschaft so gehandhabt.
Nahverkehrslinien werden nach europäischem Recht ausgeschrieben, oder es müssen zumindest Angebote für deren Betrieb eingeholt werden. Verkehrsunternehmen - kommunal oder privatwirtschaftlich - können sich bewerben und die Konzessionen bekommen. Die werden beim Busverkehr für acht Jahre vergeben. Den Zuschlag erhält der mit dem besten Angebot. Ab 2019 werden sie neu vergeben. (ze)
Der Landkreis zahle derzeit im Jahr sechs Millionen Euro Zuschuss für den öffentlichen Personennahverkehr. Das sei mehr als vergleichbare Landkreise aufbringen, sagt Reiche. Für 2014 habe man bereits aufgrund tariflicher Entwicklungen 800 000 Euro mehr für Personalkosten im Unternehmen vorgesehen.
Und es sei auch geplant, im kommenden Jahr 16 Busfahrer einzustellen, um die Aufgaben zu bewältigen. Das sieht laut Reiche das Personalkonzept vor. Es habe in diesem Jahr ebenfalls Neueinstellungen gegeben, allerdings seien die durch Einsprüche des Betriebsrates verzögert worden. Begründung sei gewesen, die Neuen würden verhindern, dass verkürzt arbeitende Fahrer in Vollzeit kommen könnten. Das sei aber nicht so gewesen. Gerade in solchen Fällen wünsche er sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung, erklärte Reiche.
Die hauptsächlichen Gründe für die Ausschreibung einer weiteren Geschäftsführerstelle seien aber die in der Pressemitteilung vor einigen Tagen beschriebenen. Reiche nennt noch einmal die veränderten Bedingungen am Markt, wozu er eben auch die wieder bevorstehende Neuausschreibung der Konzessionen im Nahverkehr zähle, die mit der Mitgliedschaft im Mitteldeutschen Verkehrsverbund verbundenen Aufgaben sowie die Betriebsführerschaft in der Kreisstraßenmeisterei. „Mein Ziel ist es, die PVG als kommunales Unternehmen zu erhalten und die Arbeitsplätze zu sichern“, so Reiche. Darin sei er sich mit der Gesellschafterversammlung einig, die aus Vertretern der Kreistagsfraktionen besteht.