"Nordstern" in Granschütz "Nordstern" in Granschütz: Was passiert mit der abgebrannten Gaststätte?

Granschütz - „Dieser Schandfleck soll so bleiben?“ Gerlinde Keck, Leiterin der Granschützer Kindertagesstätte, ist traurig: Das Gebäude des niedergebrannten „Nordstern“ in Granschütz soll nicht beräumt werden. Fest steht jetzt: Es soll nur zusammengeschoben werden. Ein riesiger Ziegelhaufen wird bleiben. Nur Holz, Glas und Asbest sollen herausgelesen werden. „Mit unseren Kindern gehen wir dort nicht mehr vorbei. Es ist für die Kinder erschreckend . Hinzu kommen die gefährlichen Straßenverhältnisse“, fügt die Granschützerin hinzu.
Im Oktober abgebrannt
Erinnern wir uns: Im Oktober vergangenen Jahres brennt die ehemalige Gaststätte „Nordstern“ lichterloh. Was nach der Brandnacht übrig bleibt, ist ein riesiger Haufen Ziegel, verkohlter Balken, zerborstenes Glas. Zunächst wird alles abgesperrt. Eine Ampel regelt an diesem Nadelöhr den Verkehr. Im November des Vorjahres ordnet die Straßenverkehrsbehörde des Burgenlandkreises an, dass die Ampel verschwinden soll. Seitdem regelt ein Schild den Verkehr. Auto- und Brummifahrer zwängen sich auf einer Spur wechselseitig durch die Ortschaft.
Ganze zwölf Stunden kämpften in der Nacht des 10. Oktober 2014 Feuerwehrleute fast aller Wehren der Einheitsgemeinde gegen das Feuer der ehemaligen Gaststätte „Nordstern“ in Granschütz an. Doch der alte Tanzsaal brannte komplett nieder, die Reste des Hauses wurden aufgrund der Einsturzgefahr später abgerissen.
Teile des Gebäudes waren auch auf das Nachbargrundstück gefallen. Auch diese wurden Wochen später beräumt. In der Nacht kamen 77 Kameraden der umliegenden Wehren zum Einsatz. Es war für die Wehren der intensivste Einsatz des Jahres. Bürger des Dorfes zeigten ihre große Hilfsbereitschaft und versorgten die Kameraden mit Tee und Essen.
Da das Gebäude leer stand und alle Leitungen abgestellt waren, geht die Polizei von Brandstiftung aus. Ein Täter wurde bislang jedoch nicht ermittelt. (zny)
Der Besitzer des Objektes, Thomas Janek, lebt bei Innsbruck, verdient sich seinen Unterhalt an einer Tankstelle. Er wurde vom Landesverwaltungsamt angeschrieben, damit er sich um sein zu Schaden gekommenes Grundstück kümmert. Der ehemalige Granschützer wollte in dem Objekt wieder eine Gaststätte betreiben. „Das hat sich wohl zerschlagen“, meinte er kurz nach dem Brand auf MZ-Anfrage, wo er betonte, für eine Beräumung der Ruine kein Geld zu haben.
Im letzten Haupt- und Finanzausschuss von Hohenmölsen keimte nun etwas Hoffnung auf Veränderung des unschönen Zustandes. „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, wöchentlich bei der Kreisverwaltung nachzufragen“, war vom Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) zu hören. Zwar habe der Gebäudeinhaber auf die Post des Landesverwaltungsamtes noch nicht geantwortet, aber es könne mit der Ausschreibung für Abrissfirmen begonnen werden, informierte er. Auf Anfrage in der Kreisverwaltung wollte man dies jedoch nicht bestätigen.
Noch sechs Wochen bis Arbeiten beginnen
Für Hilmar Geppert, Ortsbürgermeister von Granschütz, ist damit die Kuh nicht vom Eis. „Sprechen wir von Beräumung oder von Niederlegung?“ Sprich: Wird der gesamte Schuttberg abtransportiert oder nur zusammengeschoben? Aus der Verwaltung sei zu hören gewesen, dass das desolate Objekt lediglich niedergelegt wird, wie es in der Fachsprache heißt. Holz, Glas, Asbest und andere brennbare Materialen würden entfernt. „Das ist der Stand“, so Haugk vor dem Ausschuss. Bis die Arbeiten beginnen, könnte es noch einmal sechs Wochen dauern.
Geppert ist niedergeschlagen. „Diese Variante widerstrebt uns. Das Ortszentrum leidet durch das Brandhaus, auch wenn es als Berg dann an der Hauptstraße liegt. Aber was sollen wir tun? Die Rechtslage ist nun mal so, dass Eigentum über alles geht.“
„Es ist einfach unerträglich“, fügt Hohenmölsens Bürgermeister hinzu. Zum einen, weil die Bearbeitung des Falles sich aufgrund der Rechtslage sehr kompliziert gestaltet. Durch den Verwaltungsakt seien sieben Monate vergangen, in denen sich der Hausbesitzer nicht geäußert hat. „Natürlich ist es eine Katastrophe, wie das Ortsbild von Granschütz durch den Brand beeinträchtigt worden ist. Doch die Frage steht auch im Raum, woher der Kreis das Geld für eine Beräumung nehmen soll. Selbst wenn wir uns das Gebäude samt Grund und Boden schenken lassen würden - wer würde in diese Lücke an der Straße bauen? Uns sind also die Hände gebunden, auch wenn es schwer zu begreifen ist.“
Hinzu kommt noch ein ganz anderes Problem: In Hohenmölsen kann der Bürgermeister zwischen 40 und 50 Häuser benennen, um die sich die Besitzer nicht kümmern und die deshalb in sich zusammenfallen. Haugk fordert in Richtung Landesregierung eine Förderung für den ländlichen Raum, um maroden Leerstand zu beseitigen, ohne dass die Kommune finanziell ins Schleudern kommt. (mz)
