Neue Bauweise soll Überleben der Steinzeitanlage sichern
GOSECK/MZ. - Michael Mattheis mäht Donnerstag am Gosecker Sonnenobservatorium den Rasen und beobachtet die ersten Sanierungarbeiten an der Anlage. Der 45-Jährige war vor fünf Jahren bei der Rekonstruktion dabei. Nun ist er stellvertretender Vorsitzender des Observatoriumsvereins und spricht von Erinnerungen, die wach werden: "Wie haben wir uns in der Hitze mit den schweren Stämmen gequält und nun wird alles wieder abgerissen." Dabei sei schon damals eine Drainage angeregt worden. Verworfen wurde sie wohl aus Kosten- und Zeitgründen. Vereinschefin Uta Oelke macht darauf aufmerksam, dass es bereits 2007 angesichts des beginnenden Pilzbefalls ersten Schriftverkehr gegeben habe und man im Vorjahr auch ein Gutachten präsentieren konnte. Das legte ein sofortiges Vorgehen nahe, weil sonst in diesem Jahr nur der völlige Neuaufbau bleiben würde. Bereits am Mittwoch sind nun rund 500 Palisaden von der Markröhlitzer Firma von Thomas Krümmling über dem Erdboden abgesägt worden. Donnerstag holt die Firma Busch aus Tornau den unteren Teil der Stämme aus der Erde. Dirk Meisel fährt das Holz zur Beschäftigungsgesellschaft Kösa nach Weißenfels. Sylvio Schneider sitzt im Minibagger und hebt den Graben für die Palisaden neu aus, während Rolf Graul die Erde ebenfalls zur Kösa fährt. Die Hälfte des äußeren Palisadenringes ist bis Feierabend geschafft.
Auf den wartet im Hof der Beschäftigungsgesellschaft auch das Team um die Vorarbeiter Herbert Prietzschk und Mario Krems. Gegenwärtig geht es für sie darum, Holzschutzlasur und Bitumenanstrich aufzubringen. Denn fast 800 Stämme sind schon getrocknet und kesseldruckimprägniert von einer Firma bei Sondershausen zurückgekommen. 350 der insgesamt 2 000 Stämme müssen noch dorthin gefahren werden. Kösa-Geschäftsführerin Sabine Hänel sagt: "Wahrscheinlich am Mittwoch werden wir die zehnköpfige Truppe teilen und draußen loslegen."
Denn die vorbereitenden Arbeiten werden in der Saalestadt durchgeführt und in Goseck in mehreren Abschnitten die Palisaden verbaut. Diese Arbeitsweise ermöglicht es auch dem Verein Sonnenobservatorium, dass weiterhin Führungen angeboten werden können. "Sowohl auf Voranmeldung als auch sonn- und feiertags ab 14.30 Uhr für alle Interessierten", wie Uta Oelke versichert. Selbst der Sonnenaufgang kann am 21. Juni zur Sommersonnenwende durch das Nordost-Tor beobachtet werden. Und am Abend ab 21 Uhr gibt es eine Führung, die beim Sonnenuntergang gegen 21.45 Uhr ihren Höhepunkt finden soll. Seit Freitag können Besucher zudem ein Modell der Anlage im Informationszentrum im Schloss bewundern.
"Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht", sagt Sabine Hänel, als ihr Stellvertreter Reinhard Kohlschmidt Fotos vom wegen des Pilzbefalls regelrecht zerfallenen Holz zeigt. Aber es sei alles getan, um mit dem Neubau die Lebensdauer des Observatoriums auf bis zu 15 Jahre zu verlängern. Und Kohlschmidt verweist auf den Kies, in dem die Stämme eingebettet werden und auf eine Drainage, die das Wasser ableiten soll.